Pilgerreise nach Jerusalem auf Tandemfahrrad
Ausgabe Nr. 2586
Bei ihrer Pilgerreise aus Bayern bis nach Jerusalem hat das Ehepaar Ingrid und Raimer Fock Rumänien auf einem Tandemfahrrad entdeckt. Temeswar und Hermannstadt haben das Ehepaar beeindruckt, das auf Besuch bei der Hermannstädter Zeitungwar, wo sie mit der HZ-Redakteurin Ruxandra S t ă n e s cu über ihre Reise gesprochen haben, die sie in drei Teilen machen.
Praktisch sind Sie schon im Vorjahr gestartet…
Wir haben die Reise in drei Teile geteilt, weil wir nicht so lange Urlaub haben. Wir sind letztes Jahr von Dillingen an der Donau, von zu Hause gestartet und wir sind in etwa vier Wochen bis nach Ostungarn gekommen. Dieses Jahr haben wir auch vier Wochen Urlaub. Gestartet sind wir in Ostungarn, genauer gesagt in Debrecen und müssen in vier Wochen in Kavala sein, wo wir die Flugkarten für die Rückreise nach Deutschland bereits gekauft haben. Das Fahrrad wird zerlegt und kommt in einer Box mit nach Hause. Nächstes Jahr wollen wir den letzten Teil der Pilgerreise zurück legen, ab Griechenland bis Jerusalem, allerdings hängt die Route dann von der politischen Lage ab.
Wie lange Strecken radeln Sie pro Jahr?
Wir legen um die 1.500 Kilometer zurück. Im Durchschnitt legen wir 70 bis 80 Kilometer zurück, wenn alles wirklich perfekt ist, kommen wir auf die 100 Kilometer pro Tag, dann bleibt aber nicht viel Zeit für was anderes übrig.
Ist das nicht schwierig, auf einem Tandembike?
Man muss ein gutes Team sein, man muss sich gut verstehen, dann funktioniert es perfekt. Sonst ist Katastrophe! Den ganzen Tag fahren, dann muss es auch auf dem Camping-Platz funktionieren, denn es gibt Streit, wenn einer plötzlich ins Hotel will.
In Rumänien gibt es leider keine Radwege… wie lösen Sie das Problem?
Wir nehmen die Nebenstraßen, nicht die Hauptstraßen, weil diese für Fahrradfahrer nicht sehr freundlich sind. Da wir nur den Rückflug gebucht haben, passen wir uns immer an. Und für kürzere Strecken können wir auch per Zug fahren, wenn die Zeit knapp wird.
Wie lange haben Sie bis Hermannstadt gebraucht?
So etwa zehn Tage, wir sind aber zwei Tage in Temeswar geblieben. Und jetzt noch zwei in Hermannstadt, das sind aber die einzigen Städte, für die wir eine längere Pause eingerechnet haben. Da müssen wir aber auch sagen, dass Temeswar um mindestens 20 bis 30 Prozent günstiger als Hermannstadt ist. Beide Städte sind sehr schön.
Warum Hermannstadt?
Ein Bekannter von uns, Uli Möwert, ist hier geboren. Das hat er uns empfohlen, und wir haben auch sein Geburtshaus gesehen, neben dem Bruken-
thalmuseum am Großen Ring. Und Hermannstadt ist fast ein Muss, wenn man nach Rumänien kommt.
Sind Sie zum ersten Mal in Rumänien?
Ja, und es hat uns sehr überrascht. Die Leute waren nett, höflich, immer freundlich… und die Landschaft ist auch sehr schön. Und da muss man auch die Küche loben, die war sehr gut. Wir hängen ja immer von dem Land ab, wo wir gerade sind.
Wie und wo übernachten Sie?
Wir haben das Zelt dabei und wir campen, wenn es geht. Es soll ja eine Pilgerreise und keine Wellnessreise sein. Wenn es nicht geht, buchen wir dann ein Hotel.
Wie sieht es in Sachen Kosten aus?
Wahrscheinlich doch recht günstig. Benzin ist in Rumänien so teuer wie in Deutschland, da sparen wir viel Geld. Und der Kontakt mit den Leuten ist auf dem Fahrrad perfekt. Man hält irgendwo an, und dann sieht man wieder was, es gibt ein freundliches Hallo, das ist unbezahlbar. Mit dem Auto kriegst du viel weniger mit.
Auf dieser Reise geht ja Ihr Urlaub drauf…
Ja, aber es lohnt sich. Man lebt wieder bewusster zu Hause, wenn man solche Reisen macht. Der Kopf wird auch freier. Und wenn wir dann in Jerusalem ankommen, da können wir wirklich sagen, wir haben ganz verschiedene Mentalitäten kennen gelernt, das ist das Schöne an dieser Reise. So erleben wir auch diese Seite von Europa.
Jetzt geht es Richtung Bulgarien…
Ja, darüber wissen wir beide nichts, da lassen wir uns echt überraschen!
Vielen Dank und gute Reise!