Ausstellung über deutsche Minderheit im Brüsseler EU-Parlament gezeigt
Ausgabe Nr. 2584
Eine knapp 100-köpfige Delegation aus Rumänien war auf Einladung des Europaabgeordneten Siegfried Mureşan (PNL) zu Besuch im Europäischen Parlament in Brüssel, zur Eröffnung der Wanderausstellung „Die deutsche Minderheit in Rumänien – Geschichte und Gegenwart im vereinten Europa“ des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien und der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest. Zuletzt wurde die Ausstellung in Liechtenstein gezeigt.
Die Delegation war nicht nur bei der Eröffnung der Ausstellung dabei, sondern auch bei einem Besuch im Europäischen Parlament. Die Gäste hatten auch ein paar Stunden Zeit, das alte Zentrum Brüssels zu besuchen und hier typische belgische Leckereien zu kosten. Eingeladen waren u. a. Vertreter der deutschen Minderheit aus Rumänien, der Kronstädter Jugendbachchor, das Ensemble „Banater Rosmarein” aus Temeswar und die Gewinner des Video-Wettbewerbs „Dein Europa“ von den Lyzeen „Nikolaus Lenau“ Temeswar, „Johannes Honterus“ Kronstadt und „Samuel von Brukenthal“ Hermannstadt.
EU-Abgeordneter Siegfried Mureşan übernahm trotz Zeitknappheit die Vorstellung des EU-Parlaments, und beantwortete die Fragen der Teilnehmer. Als stellvertretender Vorsitzender des Haushaltsausschusses sprach er über die Ziele des Europäischen Parlaments, aber auch über die Bedeutung der EU-Ratspräsidentschaft, die Rumänien ab Anfang des nächsten Jahres übernimmt. Dabei hat Rumänien eine reelle Chance, sich als festes EU-Mitglied vorzustellen und zu bewähren, aber auch die europäische Agenda zu beeinflussen. Wie Rumänien seine Karten spielen wird, bleibt noch offen.
„Mein Ziel war, das Thema der deutschen Minderheit in ihrer ganzen Komplexität hier in Brüssel auf die Tagesordnung des Europäischen Parlamentes zu setzen,“, erklärte MEP Siegfried Mureșan, „so kam ich auf die Idee, diese Aufstellung über die deutsche Minderheit hier zu organisieren. Ich habe gleich Unterstützung beim Deutschen Forum und bei der Deutschen Botschaft in Rumänien gefunden, dafür bin ich auch sehr dankbar.“
Die rumänische Delegation war recht groß, die Teilnehmer kamen hauptsächlich aus Kronstadt, Temeswar und Hermannstadt, denn „mir war wichtig, dass wir auch geografisch Siebenbürgen und das Banat berücksichtigen”, wie der Politiker erklärte.
Besondere Gäste waren die Schüler: „Die Schüler wurden über ein transparentes Verfahren ausgewählt, über einen Video-Wettbewerb, den wir hoffentlich im nächsten Jahr wiederholen werden, da er großen Erfolg hatte. Vielleicht können wir das nicht nur an deutschsprachige Schulen anbieten, da können mehr Schüler darüber nachdenken, was Europa für sie bedeutet. Thema war ,Mein Europa’, was sie als einzelne Person von Europa erwarten. Die Antworten waren im Sinne von kulturellem Austausch und von Studienmöglichkeiten, großes Interesse gab es auch, Kommillitonen und Kollegen aus anderen Ländern kennen zu lernen und willkommen zu heißen, weil dieser Austausch keine Einbahnstraße sein darf. Ich weiß, dass britische und deutsche Universitäten sehr interessant sind, aber wir müssen auch unsere eigenen Universitäten attraktiv und interessant gestalten, so dass auch ausländische Studenten gerne zu uns kommen.“
„Ich möchte aber nicht, dass diese Austellung nur über die Vergangenheit ist, Kultur, Sprache, Bildung, sondern wir sollten auch über Gegenwart und Zukunft diskutieren. Große Teile der deutschen Minderheit sind ausgewandert. Was sind die Möglichkeiten, die ein vereintes Europa den ehemaligen Rumäniendeutschen im Ausland bietet, was sind die Herausforderungen vorort, was sind die Herausforderungen für die Hinterbliebenen, für die deutschen Schulen, Kulturstätten, Kirchen, Dörfer. Wir möchten auch auf diese Themen aufmerksam machen”, so Mureșan.
Die Wanderausstellung eröffnete Siegfried Mureșan Mittwochabend und ließ die Gäste herzlich willkommen. Dabei bedauerte er die Abwesenheit des Vorsitzenden der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, der kurzfristig wegen eines außerordentlichen EU-Gipfels zum Thema Migration absagen musste. Mureșan begrüßte u. a. Cord Meier-Klodt, den Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, den DFDR-Vorsitzenden Dr. Paul-Jürgen Porr und den DFDR-Geschäftsführer Benjamin Józsa, Peter-Dietmar Leber, Vorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben aus Deutschland, Rainer Lehni, stellvertretender Vorsitzender des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Vincze Loránt, FUEN-Vorsitzender (FUEN ist der größte Dachverband der autochthonen, nationalen Minderheiten und Volksgruppen in Europa), Bernard Gaida, Vorsitzender des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten und die Delegation aus Rumänien. Für die Gäste der Ausstellung stellte er kurz die deutsche Minderheit in Rumänien vor, sprach aber auch über die Vorteile, Mitglied der Europäischen Union zu sein, die allgegenwärtig sind.
„Ich will zum Ausdruck bringen, dass es etwas ganz Besonderes ist, dass der deutsche Botschafter eine Herzenssache, nämlich die Sorge um die deutsche Minderheit, einmal hier in der europäischen Kapitale vorstellen darf”, erklärte Cord Meier-Klodt, der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, der auch über die vielfältige deutsche Minderheit aus Rumänien sprach und auch über die Ausstellung in einem ganz besonderen Kontext und Jahr, das hundertjährige Bestehen des modernen Rumäniens und nur wenige Monate bis Rumänien Ratspräsident der Europäischen Union sein wird. Dabei unterstrich er, dass die deutsche Minderheit „loyales Mitglied“ von der ersten Stunde bei der Bildung des modernen Rumäniens war. „Das war die Geschichte, wie ist es heute?”, führte er die Rede weiter, „in Zahlen ist sie heute nur ein Bruchteil dessen, was sie einmal war, aber ihr Erbe, und das sage ich aus vollem Herzen, ist allpräsent und lebt weiter. Nichts wird wieder so sein, wie es mal war, aber das Ziel ist ganz klar geschrieben, auch mit Unterstützung dieser Minderheit diesen schönen europäischen Raum im modernen Rumänien zu gewinnen.” Mit einem Zitat aus Eginald Schlattners neuestem Buch „Wasserzeichen”, fasste er seine Rede mit der„Stimme eines Poeten“ zusammen: „Wir sind die einzigen östlichen Deutschen, die als Volksgruppe nicht vertrieben worden sind. Wir hätten weitere Jahrhunderte hier schiedlich-friedlich mit den anderen 19 Völkerschaften Himmel und Erde teilen können. Man liegt sich nicht dauernd in den Armen und fällt sich nicht täglich um den Hals, aber man achtet jeden in seiner Andersartigkeit von Sprache, Brauch und Glauben. Erst indem der Andere dazugehört, bin ich das, was ich bin.“
Cord Meier-Klodt beendete seine Rede im Applaus der Teilnehmer mit den Worten: „Wenn das der Beitrag der deutschen Minderheit im modernen Rumänien ist, dann ist unsere deutsche Minderheit Beispiel und Vorbild.“
„Es ist mir eine große Ehre, diese Ausstellung zum zwölften Mal zu eröffnen, das erste Mal wurde sie 2014 in Hermannstadt dem Publikum vorgestellt“, erklärte der DFDR-Vorsitzende Dr. Paul-Jürgen Porr. „Heute ist die Zahl unserer deutschen Minderheit gesunken“, erklärte er, „unter 40.000, so das wir nur noch Katalysator sein können, was wir auch tun, und die Wahl von Klaus Johannis als Präsident ist das beste Beispiel dafür.” Der Vorsitzende sprach auch über die „Brückenfunktion der deutschen Minderheit zwischen Rumänien und den deutschsprachigen europäischen Ländern”, die auch ein Symbol dieser Ausstellung ist und wünschte den Anwesenden einen schönen Abend.
Der Kronstädter Jugendbachchor unter der Leitung von Steffen Schlandt sang Lieder u. a. von Johannes Honterus, „die ältesten musikalischen Zeugnisse, die wir in Rumänien haben“, wie der Dirigent unterstrich, und vom Kronstädter Komponisten Rudolf Lassel. Sachsen, Ungarn und Rumänen singen im Chor, der dieses Jahr sein 25. Jubiläum feiert. Das Ensemble „Banater Rosmarein“, unter der Leitung von Edith Singer, rundete das Angebot ab, die Gäste freuten sich über die Banater Tänze und die Musik, aber auch über die schöne Vorstellung ihrer Tracht.
Im Anschluss wurde ein zehnminütiger Film der deutschen Sendung des TVR gezeigt, leider spielte die Technik nicht mit und er wurde ohne Ton gezeigt.
Beendet wurde das Programm mit einem reichhaltigen Büffet mit sächsischen und rumänischen Gerichten, mit Brot, Wurst, Zakuska, Auberginensalat und jede Menge weiterer Leckereien, die von einem gekühlten Zeidner Weißwein begleitet wurden. Schnell verschwanden nicht nur die Marillenknödel, sondern auch der Michelsberger Hanklich der Familie Henning.
Für die rumänische Delegation endete der Ausflug am Tag danach, besonders begeistert waren die Schüler, die versprachen, auch in Zukunft an solchen Projekten teilzunehmen.
Die Ausstellung ist online zu sehen unter www.fdgr.ro/de/expo.
Ruxandra STĂNESCU