Fünftes Konzert des „Piano Rocks“-Projekts mit der Band Antract im Thaliasaal
Ausgabe Nr. 2586
„Als ich noch zur Musikschule ging, trug ich die Haare lang und hatte einen Ring in dem linken Ohrläppchen“, verriet Andrei Moldovan vom Streicher-Quartett „Ilia“ der HermannstädterZeitungin der Pause des 5. Konzertes im Rahmen des Projekts „Piano Rocks“, das 2014 von der Pianistin Teodora Cîrciumaru initiiert worden ist. Auf der Bühne des Thaliasaals traten in diesem Projekt seither als Gäste der Pianistin Rock- und Popmusiker wie Tudor Turcu, Nicu Covaci, Radu Nechifor, Sebastian Marcovici, Paula Seling und Ovidiu Ioncu „Kempes“ auf. Bei dem fünften Konzert sprang die Pianistin Monica Florescu in die Bresche und erwies sich als eine ausgezeichnete Interpretin und Arrangeurin.
Ein Wagnis ist es allemal, klassisches Ballett, Rock- und Popmusik auf eine Bühne zu bringen, dazu noch von einem Streicherquartett und einer Pianistin gespielt. Wer hätte gedacht, dass die „Bohemian Rhapsody“ von Queen so klangvoll daherkommen kann? Wer, das sich „Yesterday“ von den Beatles eignen würde für eine Balletteinlage? Bei der Darbietung am Samstag der Vorwoche im Thaliasaal passte eigentlich alles. Die Choreografie von Aleisha Gardner mit den gefühl- und stilvoll komponierten Arrangements von Monica Florescu, die Streicherpartien mit dem Einsatz des Schlagzeugs, der Auftritt einer beliebten Rockband mit Streicherquartett und Steinway-Flügel.
Natürlich brachten Monica Florescu und das Ilia-Quartett auch ein Lied von Phoenix, „Strunga“, eines von Metallica („Nothing Else Matters“) und eines von Led Zeppelin („Immigrant Song“) zu Gehör. Zum Abschluss des ersten Teiles erklang eine Improvisation zum ersten Satz des 1. Klavierkonzerts von Johann Sebastian Bach. Alles in allem war dieser erste Teil perfekt abgerundet, die Tanzeinlagen, geboten von Ayaka Nagai und Marco Palamone vom Hermannstädter Balletttheater fügten sich nahtlos ein, das Publikum war begeistert. In der Pause wurde dann debattiert, welches der Arrangements wohl das beste gewesen sei. Man schwankte zwischen „Bohemian Rhapsody“ von Queen und der Bach-Improvisation.
Die Kombination zwischen klassischer Musik und Rock- und Popweisen steht im Mittelpunkt des Projekts, das nach dem Weggang der Initiatorin, Teodora Cîrciumaru, auf der Kippe gestanden hatte, wie Laurențiu Străuț eingangs sagte, der sich für diese Musikrichtungen gleichermaßen begeistert und das Projekt begleitet. Es sei nicht leicht gewesen, einen Ersatz für Cîrciumaru zu finden, aber nun sei er äußerst zufrieden, dass die seit bald drei Jahren an der Hermannstädter Staatsphilharmonie angestellte Konzertpianistin Monica Florescu spontan zugesagt hatte, die Rolle zu übernehmen.
Monica Florescu ist nicht nur eingesprungen, sie drückte dem Projekt einen unvergesslichen Siegel auf mit ihrem professionellen, temperamentvollen und einfühlsamen Auftritt und man darf auf das sechste Konzert, das 2019 stattfinden wird, gespannt sein. Und auf die Gäste auch.
Bei dem fünften Konzert waren es die vier derzeitigen Mitglieder der Rockband Antract. Von der ursprünglichen Zusammensetzung ist nur noch der Bassgitarrist Bobiță Cătușanu dabei, der die Band 1984 in Râmnicu Vâlcea gegründet hat. Heute machen in der Band Ilie „Manole”Vlad (E-Gitarre), Paul Radu (Leadsänger) und Bogdan Bălan (Schlagzeug) mit.
Leadsänger Paul Radu verstand es, die Stimmung anzuheizen, so dass eigentlich alle Zuhörer aufgestanden wären, um zu tanzen, doch wird wohl das Ambiente des Thaliasaals sie davon abgehalten haben. Eine kleine Gruppe von Fans ließ es sich allerdings nicht nehmen, das Konzert der Band im zweiten Teil des Abends stehend und klatschend zu begleiten. Und am Ende sangen dann alle Anwesenden mit zu dem Song „Iubirea“ (Die Liebe) und standen schließlich auch auf und zollten Stehapplaus.
Und so mancher und so manche wird an diesem gelungenen Abend wohl mit dem einen oder anderen „Antract-Ohrwurm“ nach Hause gegangen sein. Vielleicht trägt dieser den Titel „Îndrăgostiții au aripi“ (Verliebte haben Flügel) oder „Inima mea“ (Mein Herz).
Beatrice UNGAR