Kunst im Gepäckwagen

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Junge Künstlerinnen stellen auf dem Flughafen aus

Ausgabe Nr. 2582

Premiere auf dem Hermannstädter Internationalen Flughafen: Unter dem Titel „Împreună-gemeinsam“ ist bis zum 15. September eine Ausstellung mit Werken von Künstlerinnen aus Deutschland und Rumänien zu sehen. Lesen Sie mehr dazu auf Seite I.Drei der sieben Künstlerinnen waren bei der Vernissage am 11. Juni dabei (vordere Reihe, v. l. n. r.): Agnes Mattis-Teutsch (Hermannstadt), Andreea Floreanu (Bukarest) und Wiebke Herrmann (Dresden). Hinter den Künstlerinnen stehen die Vertreter der Veranstalter (v. l. n. r.) : Gabriel Tischer, Vorsitzender des Verwaltungsrates, Konsul Hans Erich Tischler, der stellvertretende Kreisratsvorsitzende Marius Luca, Flughafen-Direktor Marius Ioan Gîrdea und Thomas Emmerling vom Kunsthaus 7B Michelsberg.    
Foto: Fred NUSS

Eine Flugzeit von eineinhalb Stunden verbindet Urgroßvater und Urenkelin, Hans Mattis-Teutsch (1884-1960) bzw. Agnes Mattis-Teutsch (1980). Gestern wurde nämlich in Wien in der Galerie des Rumänischen Kulturinstituts die Ausstellung „Hans Mattis-Teutsch. Ein rumänischer Künstler der europäischen Avantgarde“ eröffnet, die daselbst bis zum 3. August zu besichtigen ist. Am 11. Juni wurde im Terminal des Hermannstädter Internationalen Flughafens eine Ausstellung mit Werken junger Künstlerinnen aus Deutschland und Rumänien eröffnet und mit dabei ist Agnes Mattis-Teutsch.

 

Die Ausstellung am Hermannstädter Flughafen soll laut Veranstaltern die erste dieser Art in Rumänien sein. Sie steht unter dem Titel Împreună – gemeinsam“ und ist eine Gemeinschaftsaktion des Deutschen Konsulats Hermannstadt, des von dem Kreisrat Hermannstadt betriebenen Flughafens und der Galerie Kunsthaus 7B.

Laut Galerist und Kunstsammler Thomas Emmerling vom Kunsthaus 7B ging die Initiative zu dieser Ausstellung von Konsul Hans Erich Tischler aus. Konsul Tischler sagte denn auch in seiner Ansprache: Kunst verbindet. Wir erleben durch diese Kunstwerke den Flughafen als Ort der Begegnung anderer Art.“ Ganz besonders erfreut sei er darüber, mit dieser Ausstellung den Beweis zu liefern, dass wir Kunst auch anders zeigen können“. Das stimmt aufs Wort. Die Bilder der sieben Künstlerinnen standen auf Gepäckwagen oder lagen darin, boten eine Abwechslung in der ansonsten steril wirkenden VIP-Ankunftshalle. Zu sehen sind die in der Spalte links reproduzierten Bilder bis zum 15. September im Terminal des Flughafens. Man muss sie suchen und sich darauf einlassen.

Bei der Vernissage dabei waren von den sieben Künstlerinnen drei: Wiebke Herrmann, Andreea Floreanu und Agnes Mattis-Teutsch.

Diese Bilder von Wiebke Herrmann, Ulrike Hischke und Oana Ionel waren nur am Tag der Vernissage auf und neben dem Gepäckband in der VIP-Ankunftshalle.                                                                   Foto: Fred NUSS

Von Agnes Mattis-Teutsch ist das Bild mit dem Titel The Garden of Oblivion“ (Der Garten des Vergessens) zu sehen, zwei rote Flecken auf einem grünen Quadrat. Die 1980 geborene Künstlerin hat dazu gedichtet:I/Covered/The greenness/Of my tired soul with/Two./One./Patches of thick blood:/Forget./Forgive. (Ich/bedeckte/ das Grüne/meiner müden Seele mit/zwei/ Flecken dicken Bluts: Vergiss./Vergib.) Agnes Mattis-Teutsch vertritt die vierte Generation der Kronstädter Künstlerfamilie. Auch ihr Großvater, János Mattis-Teutsch, und ihr Vater, Waldemar Mattis-Teutsch (bekannt für seine Lentikularbilder, die er Lichtskulpturen“ nennt) waren bzw. sind bildende Künstler. Da wäre eine gemeinsame Ausstellung vielleicht gar nicht so fehl am Platz.

Wiebke Herrmann, deren Werk Off the Wall“ 2015 von den Leserinnen und Lesern der Online-Version der Zeitschrift Der Spiegel(SPIEGEL ONLINE, www.spiegel.de) zum besten Werk eines Nachwuchskünstlerin gekürt worden ist, sagt gegenüber dem Online-Magazin Dresdner Neueste Nachrichten zu ihren auf den ersten Blick dem Figurativen verpflichteten Bildern: „Meine Bilder haben oft viele erzählerische Ebenen. Teils gibt es sogar Verbindungen zwischen einzelnen Werken. Doch welche Aussage ich treffen will, lasse ich gerne offen. Ich will den Betrachter nicht drängen.“

Eigentlich gilt diese Aussage auch für die Bilder der sechs anderen Künstlerinnen. So kann man z. B. bei Andreea Floreanus  oder Daniela Cristina Gagius Werken vordergündig alles erkennen und doch ist da etwas an der Stimmung, an der Farbgebung, das den Betrachter zum Verweilen einlädt.

Thomas Emmerling hat vollkommen recht, wenn er sagt: Die Gesellschaft verändert sich, weil junge Frauen etwas dafür tun.“

Im Kunsthaus 7B werden bald mehrere Werke der sieben Künstlerinnen zu sehen sein. Zunächst aber zeigte gestern der Lichtkünstler Heinz Kasper auf der Michelsberger Burg die Welturaufführung seiner neuen Performance „AOEN-OZ-Esperanto“, laut Veranstaltern ein Medienspiel zu Tod, Auferstehung und Ewigkeit“. Die Performance ist auch  heute und morgen zu sehen, jeweils ab 21 Uhr ist der Aufstieg zur Burg freigegeben. Näheres unter www.kulturhaus7B.eu

Beatrice UNGAR

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kunst.