Werke aus der GPL-Sammlung im Kunsthaus7B
Ausgabe Nr. 2574
Worauf würden Sie bedenkenlos Ihren Fuß setzen? Auf Schmetterlinge eher nicht, auf Schneckenhäuschen vielleicht. In der aktuellen Ausstellung im Kunsthaus7B in der alten Schule in Michelsberg werden die Besucher regelrecht vor diese Probe gestellt. In einem der drei Räume liegen zwei großflächige Fotos von diesen Lebewesen auf dem Boden, zwei so genannte „Trampelbilder“ der Künstlerin Marielis Seyler.
Beim Betreten des Raumes fordert der Kunsthaus7B-Betreiber Thomas Emmerling, die Besucher auf, sich keinen Zwang anzutun und auf diese Fotografien zu treten. Dies sei Absicht der Künstlerin, die sich bei diesen Werken in die Position der Betrachterin zurückziehe, um die Reaktion des Publikums zu beobachten und zu erfahren, wie die Menschen mit verletzlichen, zarten Dingen umgehen. Die Werke lagen schon mal auf dem Boden der U-Bahn-Wagen in Wien.
Die Ausstellung zeigt Werke der Gegenwartskünstler Rouven Dürr, Tatjana Hardikov, Tobias Hermeling, Oana Ionel, Christian Stock, Marielis Seyler, Jan Marten Voskuli und der Gruppe „Die 4 Grazien“ aus der Privatkollektion des Wiener Kunstsammlers Georg Peithner Lichtenfels.
Jedes Werk hat eine Geschichte und regt auch dadurch zum Nachdenken an. Empfehlenswert ist, sich bei dem Besuch von Thomas Emmerling führen zu lassen, der nicht nur kundig und freundlich sondern auch voller ansteckender Begeisterung bei der Sache ist und geduldig Fragen beantwortet. Der Besucher fühlt sich ernstgenommen und lässt sich dadurch auch eher auf die doch befremdlich wirkenden Oeuvres ein.
So zum Beispiel will man an den „Monochromen Expressionen“ des Tirolers Christian Stock einfach vorbeigehen, es handele sich schließlich um bemalte Rechtecke. Erfährt man aber, dass der Künstler bis zu 3.000 Mal Farbe auf diese Leinwände aufgetragen hat, Schicht für Schicht, könnte man auch von „Farbskulpturen“ sprechen. Passend dazu befinden sich im gleichen Raum die zwischen Bildhauerei und Malerei angesiedelten geometrischen Bilder von Jan Maarten Voskuil sowie die Betonskulpturen von Rouven Dürr.
Sozusagen als Kontrastprogramm bezeichnen könnte man in diesem Raum die von der Wand in den Raum „fließende“ bunte drei Meter lange „Hommage an Morris Louis“ (Acrylfarbe auf Leinwand) der rumänischen Künstlerin Oana Ionel.
Eine genaue Beschreibung jedes einzelnen Werkes würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen, der eher eine Einladung sein will zu einem Besuch dieser eigenwilligen Galerie am Gozelinus-Platz 49 mitten in Michelsberg. Anmeldungen unter 0751-45.58.51 oder 0727-11.15.75. Näheres auf der Homepage www.kunsthaus7b.eu oder auf der Facebook-Seite www.fa cebook.com/kunsthaus7b/
Beatrice UNGAR