„Die Teufelsschlucht bleibt gesperrt”

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Jahresbilanz des Hermannstädter Bergrettungsdienstes Salvamont

Ausgabe Nr. 2567

Mitglieder des Bergrettungsdienstes Salvamont bei einer „Trockenübung“.
Foto: Salvamont

270 Personen haben im Vorjahr Hilfe vom Hermannstädter Bergrettungsdienst erhalten, erklärte Salvamont-Chef Adrian David in einer Pressekonferenz. Die Anzahl der Personen, die Hilfe gebraucht haben, ist um acht Prozent gestiegen im Vergleich zu 2016, denn allgemein ist die Anzahl der Touristen gestiegen, insbesondere auf den Skipisten im Cindrel-Gebirge.

 

Obwohl mehr Personen Unfälle gehabt haben, zeigte sich Adrian David zufrieden, denn die meisten Touristen sind immer besser ausgerüstet, insbesondere die Skifahrer. „Wenn vor Jahren der Ski-Helm zum Beispiel auf den Skipisten eher die Ausnahme war, ist er zur Zeit fast immer die Regel”, erklärte David, „und auch die Bergsteiger sind immer besser gegen die Lawinengefahr vorbereitet”. Das führt dazu, dass die Anzahl der schweren Unfälle kleiner geworden ist. 2016 sind vier Personen in Hermannstadt tödlich verunglückt, im Vorjahr ist ein Mann in seinem Auto auf dem Parkplatz am Bulea an einem Herzinfarkt gestorben.

Trotz des besseren Equipments passieren immer wieder Unfälle auf den Skipisten unter anderem weil sich die Personen überschätzen und haben oft weder die Erfahrung noch sind sie in einer entsprechenden physischen Form für die Trassees bzw. Pisten, die sie wählen. Unter anderem empfiehlt David den Ski-Anfängern, mindestens einige Stunden von qualifizierten Ski-Lehrern zu nehmen, denn damit wird die Unfallgefahr vermindert. Ein Problem, das in den letzten Jahren immer wieder insbesondere während der Feiertage aufgetreten ist, wenn Touristen unter Alkoholeinfluss Sport treiben wollen.

241 Personen, die Hilfe gebraucht haben, kamen aus Rumänien und 30 aus dem Ausland, die meisten in der Altersgruppe über 30 Jahre (120), auch diesmal waren mehr Männer (143) als Frauen (127) in Not.

Die meisten Unfälle (168) sind auf eingerichteten Skipisten passiert, nur eine einzige Person wurde von einer Lawine erwischt. Besonders in diesem Bereich empfiehlt David den Touristen, sehr aufmerksam zu sein und sich darüber stets zu informieren. Dafür steht unter anderem der Salvamont-Dienst immer zur Verfügung.

Wie auch 2016 haben sich 2017 die meisten Unfälle im Winter ereignet, allerdings sollte man auch im Sommer die Anweisungen respektieren und entsprechend ausgerüstet bzw. vorbereitet sein, denn viele Hypothermie-Fälle treten eigentlich im Sommer auf, denn da sind viele Personen nicht darauf vorbereitet, dass es in den Bergen nicht nur kälter ist, sondern auch das Wetter viel schneller umschlagen kann. Außerdem sollte man die markierten Trassen einhalten.

Die Erneuerung der Markierungen hat auch im Vorjahr der Salvamont übernommen, da gibt es auch eine Neuigkeit: Die Teufelsschlucht (Strunga Dracului) in den Fogarascher Bergen ist ab diesem Jahr gesperrt. „Wir haben zusammen mit der West-Universität Temeswar eine Studie durchgeführt und festgestellt, dass die Strunga Dracului wegen Steinfall gefährlich bleibt und uns entschlossen, diese Trasse endgültig zu sperren. Wir haben eine neue Route zwischen Negoi und Călţun entsprechend markiert, das ist ein Umweg von etwa einer halben Stunde, durch eine sehr schöne und auch weitaus weniger gefährliche Gegend“, so Adrian David.

Durch den Einsatz der Rettungshubschrauber des Innenministeriums konnten im Vorjahr 12 Personen gerettet werden, auch in diesem Bereich kam eine gute Nachricht, denn diese wurden inzwischen entsprechend ausgerüstet und müssen nicht immer landen, so dass dadurch die Einsatzzeit verkürzt wird.

„Die Einsatzzeit wurde auch durch das neue Alarm-System des Inspektorates für Notfälle stark verkürzt, das sehr effizient ist. Sobald jemand 112 wählt und es ein Fall für Salvamont ist, werden wir direkt eingeschaltet und hören mit, so dass man wichtige Zeit spart und auch direkt Fragen stellen kann beziehungsweise losfahren kann“, erklärte der Direktor. „Dazu sollte man auch die Salvamont-App auf dem Mobiltelefon einrichten, das hilft auch.”

Die Bergretter in Kreis Hermannstadt haben es recht schwer im Vergleich zu anderen Kreisen, da hier die Routen oft sehr lang sind, auch wenn die Anzahl der Unfälle kleiner ist als in Gegenden, wo mehr Skipisten sind. Dafür haben die Mitarbeiter eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Bergrettern aus den Nachbarkreisen, insbesondere aus Kreis Argeş, mit denen sie das Bulea-Gebiet überwachen.

Der Hermannstädter Bergrettungsdienst beschäftigt 15 Mitarbeiter, da wäre noch Platz für eine Person im Team. Dazu kommen neun Volontäre, davon sind zwei Notärzte und einer ist Chirurg, die alle ein Bergretterattest haben. Die Retter werden regelmäßig geschult.

Ruxandra STĂNESCU

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Medizin.