„Ich kritzele ganz viel rum”

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Comiczeichner und Animator Aike Arndt zeichnete beim Comicsfestival mit

Ausgabe Nr. 2553

 

Aike Arndt im Deutschen Kuturzentrum Hermannstadt. Der Autor (www.aikearndt.de) wurde 2008 für seinen Animationsfilm „Styx“ für den Deutschen Kurzfilmpreis nominiert.                        Foto: Ruxandra Stănescu

Aike Arndt, Comiczeichner, Illustrator und Animator aus Berlin hat in diesem Herbst im Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt einen Comicskurs für Kinder und Jugendliche gegeben. Mit Begeisterung haben sich die Kinder an die Arbeit gemacht und die ersten Schritte und Begriffe in diesem Bereich gelernt. Über seinen Beruf als Illustrator und Animator sprach Aike Arndt mit HZ-Redakteurin Ruxandra S t ă n e s c u.

 

Sie haben gerade einen Comicskurs für Jugendliche angeboten, sind ihre Comics eher für Erwachsene oder für Kinder?

Ich mache Workshops für Kinder und für junge Erwachsene und habe mit Erwachsenen mit einer Ausnahme nicht gearbeitet. Als ich die Bücher geschrieben habe, hatte ich eigentlich gar kein Zielpublikum vor Augen. Ich habe einfach erzählt. Und das war auch für Kinder und auch für Erwachsene. Es gibt für mich nicht so eine klare Zielgruppe da.

Sind Ihre Comics für alle Altersgruppen interessant?

Anscheinend ja, was mich total freut und was ich auch nicht erwartet hätte.

Sind Comicskurse wichtig für Kinder und Jugendliche?

Ich finde, jedes kulturelle Angebot, was irgendwie die Kreativität und das künstlerische Schaffen fördert, ist gut. Ich habe am Anfang zwar Angaben gemacht, doch im zweiten Teil des Kurses habe ich geguckt, dass sie selber etwas erfinden und das ist ziemlich schwer. Aber es ist gut, wenn man damit konfrontiert wird.

Gab es Unterschiede zwischen den Jugendlichen in Deutschland und denen in Rumänien?

Ich hatte noch keinen vergleichbaren Workshop – es waren jetzt 14 Kinder über 3 Stunden – denn die Zeit und die Anzahl der Kinder wirkt sich sehr stark auf die Atmosphäre im Kurs aus. Ich hatte am Anfang das Gefühl, dass es eine etwas längere Aufwärmphase gibt. Ich könnte mir vorstellen, dass ich als Dozent mehr als eine Respektperson gesehen wurde, aber das hat sich später gelegt. Das hat sich aufgelockert und es kam auch etwas Bewegung, besonders bei denen wo ich am Anfang gedacht habe, dass sie sehr reserviert sind. Aber ich finde, dass es allgemein keinen Riesenunterschied zwischen deutschen und rumänischen Kindern gab.

Sie meinten im Kurs, als Comiczeichner muss man ganzviel arbeiten. Braucht man auch viel Talent?

Letztendlich – wie bei Vielem – muss man Bock drauf haben. Man muss auch bereit sein, gewisse Durststrecken durchzustehen, denn es macht nicht immer total Spaß und es gibt Phasen in diesem Prozess, die anstrengend sind. Man muss bereit sein, hinzunehmen und zu verstehen, dass die eine Phase anstrengend ist, aber dass es auch irgendwann leichter wird. Ich weiß nicht, wie viel das mit Talent zu tun hat. Wenn man Lust hat, irgendwas zu machen, dann macht man es ja, dann will man es ja auch machen. Man muss seinen eigenen Weg finden. Es gibt Leute, die zeichnen ganz realistisch und verlieren sich in Details und für die ist es ganz wunderbar. Andere sind ganz ungeduldig und müssen immer wieder zeichnen und dann muss halt jeder so seinen Weg finden. Jeder muss das für sich herausfinden, wie er zeichnet und erzählt. Wichtig ist aber, das man sich auch als professioneller Comiczeichner eine Routine anschafft. Da soll man schauen, dass man regelmäßig dazu kommt, was auch immer regelmäßig heißt – ob das jetzt ein paar Stunden täglich oder dreimal die Woche heißt.

Der erste Mann, den Gott geschaffen hat, hieß nicht Adam, sondern Rolf und ging Gott total auf die Nerven. Doch dagegen fand Gott auch die richtigen Mittel, leider mit Nebenwirkungen. In „Die Zeit und Gott” und im Folgeband „Das Nichts und Gott” ist die Schöpfungsgeschichte mal anders vorgestellt.

Sind Sie eher ein Detailzeichner oder doch eher ungeduldig?

Na ja, ich glaube, ich bin beides irgendwie. Das sind jetzt zwei Extremen. Ich glaube auch, jeder vereint alles in sich. Ich kann mich nicht so einordnen.Ich mache manchmal Zeichnungen, wo ich so schraffiere, da sitze ich gerne lange dran. Für die Comics gucke ich mir gerne auch simpel gezeichnete Comics an und insofern zeichne ich auch sehr vereinfacht, reduziert.

Stift und Papier oder eher Grafiktablett?

Für Comics klar Stift und Papier.

Haben Sie erst die Idee, die Sie umsetzen, oder erst die Zeichnungen, zu denen Sie eine passende Geschichte finden?

Ich habe immer mein Skizzenbuch dabei und kritzele ganz viel rum. Dabei entstehen irgendwelche Ideen. Es ist geläufiger, dass ich eben etwas zeichne, eine einzelne Figur und dann entwickelt sich auch so langsam eine Idee. Ich mache manchmal ein Bild und dann das nächste und das nächste und irgendwie entsteht, während ich das mache, auch eine Geschichte. Ob sie dann so gut ist, dass ist was anderes.

Wie ist die Comicsszene in Deutschland?

Ich kann sagen, dass in Deutschland die Comics es jetzt langsam etwas besser haben. So vom Ansehen her würde ich auch sagen, dass es noch einen Unterschied gibt, hier oben sind Literatur und Kunst und die Comics sind dann weiter runter. An ihnen haftet noch sowas wie „keine richtige Literatur”, so wie ein Zwischenwesen zwischen Kunst und Literatur, aber es ist jedenfalls besser als vor zehn Jahren. Ich glaube, das die Mangas sehr viel Einfluss gehabt haben, es gibt in Deutschland schon eine recht große Mangaszene, obwohl ich sagen würde, dass es aber nicht so richtig eine Comicsszene gibt. Es gibt viele einzelne Szenen. In Deutschland haben die Graphic Novels, also die grafischen Romane, jetzt Erfolg. Meiner Meinung nach gibt es keine großen Unterschiede zwischen Comics und Graphic Novel, das sind Geschichten, die mit den Mitteln des Comics erzählt werden und meistens sind die Inhalte auch irgendwie eher für Erwachsene. Das wird aber als ein neues Produkt auf den Markt gebracht und hat auch kapitalistische Auswirkungen.

Es ist besser in der Comicsszene, ist es aber ausreichend zum Leben?

Es gibt sehr sehr wenig Comic-Zeichner in Deutschland – glaube ich – die nur von ihrer künstlerischen Arbeit leben können. Ich mache zum Beispiel „Live zeichnen” also „Graphik Recording” auf Veranstaltungen wie Geburtstage und Hochzeiten, atmosphärische Skizzen der Gesellschaft. Ich mache auch Animation und ich habe lange Jahre auch einfach einen anderen Job gehabt, womit ich meine Miete zahlen konnte und habe versucht, nebenbei zu zeichnen, zu illustrieren und zu animieren. Und auch wenn man in der Szene angekommen ist, muss man weiterhin immer noch produzieren.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kunst.