Die Landler und Dali

Teile diesen Artikel

Gottesdienst in der Mundart in Michelsberg

Ausgabe Nr. 2553

Kurator Michael Henning (rechts) bedankte sich bei Pfarrer Klaus Martin Untch.                                                                         Fotos: Beatrice UNGAR

Der schon zur Tradition gewordene Gottesdienst in der siebenbürgisch-sächsischen Mundart zum Reformationsfest am 31. Oktober in der Dorfkirche in Michelsberg war auch in diesem Jahr sehr gut besucht. Zum Auftakt begrüßte Michael Henning, der Kurator der evangelischen Kirchengemeinde Michelsberg die Anwesenden und präsentierte ein Geschenk der besonderen Art: Eine von Salvador Dali illustrierte Bibel.

 

Die Michelsberger Kirchengemeinde sei immer „etwas anders“ gewesen und dementsprechend passe diese besondere Bibel sehr gut auf den ebenfalls aus Deutschland gespendeten Altar im Gemeinderaum, sagte Henning. 2015 war ja in der Michelsberger Burg die Wanderausstellung „Salvador-Dali-Weg in den Kirchenburgen“ eröffnet worden, mit Werken aus der Sammlung von Thomas Emmerling. Der Arzt und ehrenamtliche Mitarbeiter des Evangelischen Kirchenkreises Berlin Stadtmitte, Klaus-Dieter Ehmke, war auch dabei und vermittelte die Spende einer Dali-Bibel nach Michelsberg. Er selbst sagt: „Die Bibel – das ist die Übersetzung dessen, was wir heute an Traditionen haben. Was unser Leben reich macht. Ich finde da immer wieder unglaublich spannende Geschichten, die einen direkten Bezug zu uns haben.“

In einem Brief, den Kurator Henning verlas, grüßte Ehmke „im Namen der Europäischen Bibeldialoge der Union Evangelischer Kirchen an der Evangelischen Akademie zu Berlin und der Evangelischen Auferstehungsgemeinde Berlin-Friedrichshain und des Kirchenkreises Berlin Stadtmitte“ die versammelte Gemeinde. Weiter hieß es: „Ich freue mich über die herzlichen Begegnungen über die Jahre hinweg. Wir haben viel voneinander und miteinander gelernt. Das erhalte uns der gnädige Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus in der Einheit des Heiligen Geistes.“

Ganz im Sinne Luthers, der die Verwendung der Muttersprache im Gottesdienst förderte und forderte, zelebrierte dann Pfarrer Klaus Martin Untch die Liturgie teilweise in deutscher Sprache, wobei die Lesungen in siebenbürgisch-sächsischer Mundart erfolgten. Die Predigt in Siebenbürgisch-Sächsisch hielt er zu Römer 1, 16-17, wobei er auf die verschiedenen Ängste einging, die Menschen seit ehedem umtreiben und auf die Gnade Gottes hinwies, die allein im Glauben zu finden sei. Nach der Predigt wurde die Reformationshymne, „Ein feste Burg ist unser Gott“, angestimmt.

Im Anschluss an den Gottesdienst hielt Kreisrat Martin Bottesch einen Vortrag zum Thema „Die Landler und ihre Beziehung zu den evangelischen Siebenbürger Sachsen“. Bottesch, der in der Landlergemeinde Großpold geboren ist und 2011 das „Landlerbüchlein“ im Honterus-Verlag herausgegeben hat, stellte fest: „Ohne die Reformation würde es die Landler nicht geben“. Die aus verschiedenen Regionen Österreichs im Zuge der Gegenreformation ab 1734 nach Siebenbürgen deportierten Evangelischen wurden zunächst in der Amtssprache „Transmigranten“ genannt, aber schließlich setzte sich die Bezeichnung „Landler“ durch. Bottesch erwähnte einige Besonderheiten in deren Beziehung zu den in Großau, Großpold und Neppendorf ansässigen Siebenbürger Sachsen, wertete aber den Beitrag der Landler als ein positives Ergebnis für Siebenbürgen. Demgegenüber könne man die Streitereien als „unerheblich“ betrachten.

Dem Vortragenden dankte im Namen der Michelsberger Kirchengemeinde der Heltauer Stadtpfarrer Zoran Kézdi und lud alle zu „evangelischem Speck“ und Hanklich in den geheizten Gemeinderaum auf den Pfarrhof ein, wo man sich noch lange austauschen konnte.

Beatrice UNGAR

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.