Zur dritten Auflage des „Jungen Festivals von Hermannstadt“ am Gong-Theater
Ausgabe Nr. 2551
„Hand hoch, wer hat ein Kendama dabei?“ Zig Kinder hoben das beliebte Holzspielzeug in die Luft und kreischten vor freudiger Erwartung. Die beiden Trickshows der beiden Japaner von „Zoomadanke“ waren am Mittwoch, dem 12. Oktober, seit Tagen ausverkauft. Zum ersten Mal in Rumänien und Europa traten Takeshi Kodama und Hiroki Iijima innerhalb des „Jungen Festivals von Hermannstadt“, das dieses Jahr vom 7.-15. Oktober im Kinder- und Jugendtheater „Gong“ stattfand, auf.
Das japanische Geschicklichkeitsspiel Kendama ist seit 2016 auch in Hermannstadt sehr in Mode. Kinder lassen sogar ihre Tabletts dafür liegen und üben Tricks wie „Leuchtturm“ oder „Flugzeug“. Auch während der Show „Kendama Ninjas“ durften Kinder auf die große Bühne und ihre Tricks vorzeigen.
Alle kannten die beiden Kendama-Künstler aus ihren Youtube-Videos. „Ich kenne Easy und Kodama aus Youtube-Videos. Von ihnen hab ich den Leuchtturm gelernt. Schau!“, sagt der 11-Jährige Matei und zeigt einen Trick, während ihm drei Klassenkollegen nacheifern. Die Kendama-Show der beiden Japaner dauerte nicht länger als 30 Minuten. Sie verbanden Tricks mit Tanzbewegungen und begeisterten alle Kinder im Saal.
Begonnen hat die dritte Auflage des „Jungen Festivals von Hermannstadt“ (Festivalul Tânăr de la Sibiu) am Samstag, dem 7. Oktober mit einem Puppentheaterstück des Red Cloud Teatro de Marionetas aus Portugal. „PLIP“ hieß die Veranstaltung, die für kleine und sehr kleine Kinder gedacht war. Es wurde in einer imaginären Sprache aufgeführt, d.h. die Kinder mussten sich selber etwas unter dem Tanz der Holzmarionetten, vorstellen, was aber nicht so recht gelang. Einige verließen den Saal. Es passierte einfach zu wenig auf der Bühne und die Phantasie der Kinder im Publikum wurde nicht genügend angeregt. Viel mehr Aktion gab es beim beliebten Grimm-Märchen „Rotkäppchen“, das am Sonntag, dem 8. Oktober von den Schauspielern des „Gong“-Theaters aufgeführt wurde.
Der Montag Abend war den jungen Erwachsenen gewidmet. „Familia fără zahăr“ hieß das gesungene Theaterstück über die typische und weniger typische rumänische Familie, das von Schauspielern des „Teatrul Mic“ und des „Replika“-Theaters aus Bukarest aufgeführt wurde. Regie führte Radu Apostol, die Texte schrieb Bobi Dumitraș von der Band „Fără Zahar“, für die Musik unterzeichnete Bobo Burlăcianu. Mehrere Szenen beschreiben die Klichees der rumänischen Familie: die sommerlichen Grillabende „la iarbă verde“ am Gehaltstag des Vaters, den komischen Nachbarn, der in seiner kleinen Wohnung fünf Hunde hat und alle Wohnblockbewohner stört, das Kind mit geschiedenen Eltern, das von allem, was sie sich wünscht, das Doppelte bekommt, oder den einsamen Geschäftsmann, der Weihnachten mit seiner digitalen Assistentin Alexa verbringt. Traurige Wahrheiten werden „ungesüßt“ laut ausgesprochen und streuen Salz in die Wunde.
Sehenswert war auch das Stück „Corp străin“ (Fremdkörper) des Jüdischen Staatstheaters aus Bukarest, in der Regie von David Schwartz, das am Dienstag, dem 10. Oktober aufgeführt wurde. Ausgangspunkt sind die persönlichen Familiengeschichten der Schauspieler. Es geht um Migration, Krieg und Identität. Je nach Kontext hat jede Lebensgeschichte ihre Eigenheiten und veranlasst den Zuschauer über Identität und die „Fremden“ nachzudenken.
Das „Junge Festival von Hermannstadt“ steckt noch in den Kinderschuhen und erreicht nächstes Jahr das Kindergartenalter. Man darf also auf die nächsten Auflagen gespannt sein.
Cynthia PINTER