Künstlerresidenz in der Kirchenburg in Kleinschenk wurde eröffnet
Ausgabe Nr. 2548
Mehrere Künstler aus dem In- und Ausland sind diese Woche dabei, zwei Arbeiten unter dem Titel UnSicherheiten anzufertigen, im Rahmen einer Künstlerresidenz in der Kirchenburg in Kleinschenk/Cincşor, Kreis Kronstadt. Diese werden am Sonntag in der Kirchenburg gezeigt, wo die Gäste auch zu einem Jazzkonzert mit dem norwegischen Musiker Håkon Kornstad eingeladen sind.
Eine ganze Woche werden die Künstler in Kleinschenk leben und arbeiten. Am 23. September wurde die Künstlerresidenz in der Kirchenburg mit Musik eröffnet. Ursula Philippi spielte mehrere Stücke an der Orgel. Dazu kam eine Ausstellung des US-Künstlers Blake Brasher. Über das Projekt, welches die siebenbürgischen Kirchenburgen unterstützten soll, sprachen Dr. Carmen Schuster und Elisabeth Ochsenfeld als Kuratorin der Ausstellung. „Wir vertreten hier einmal die Kleinschenker Kirchengemeinde, die eigentlich sehr klein ist – wir sind knapp 20 eingetragene Kirchenmitglieder -, aber wir vertreten auch den Verein Contrafort Pro Kleinschenk, der sich als Ziel gesetzt hat, die Kirchenburgen zu beleben und attraktiv zu machen.”, so Dr. Carmen Schuster, die zusammen mit der Kuratorin Elisabeth Ochsenfeld die Residenz möglich gemacht hat. „Ich bin sehr glücklich, dass ich die Chance hatte, Carmen Schuster kennen zu lernen. Wir haben vom ersten Moment an wahnsinnig gut miteinander kommuniziert und haben gute gemeinsame Ziele für uns beide gefunden. Im Vorjahr haben wir uns getroffen und beschlossen, dieses Symposium zu organisieren. Ich hatte bereits Erfahrung in dieser Richtung und sie hatte hier so einen wunderbaren Ort. Es wäre schade gewesen, hier keine Künstler zu haben.”
Eingeladen wurden Inas Al-soqi (USA), Maria Balea (Rumänien), Blake Brasher (USA), Michelle Dawson (Australien), Vasile Fuiorea (Rumänien), Els Geelen (Norvegen), Ba Haiden (Deustchland), Eugen Moritz (Rumänien), Sorin Nicodim (Rumänien), Elisabeth Ochsenfeld (Deutschland) und Adrian Sandu (Rumänien).
Die Auswahl der Künstler hat Ochsenfeld übernommen, die hier allerdings nicht nur als Kuratorin dabei ist, sondern auch als Malerin: „Die Künstler müssen gut miteinander sozialisieren können. Es ist wahnsinnig wichtig, nette und feine Menschen um sich zu haben. Am Ende einer erfolgreichen Residenz hat man immer eine kleine Familie. Wir haben Künstler aus vielen Ländern. Es ist sehr wichtig, Orte wie Kleinschenk der Welt zu zeigen. Was hier war, was jetzt ist und auch, wie man hier kämpft, um diese Spuren würdig zu erhalten.”
Diese Residenz ist das erste Projekt einer Reihe, so Schuster: „Es ist ein Projekt, das einen längerfristigen Ansatz hat. Die Idee ist, eine Plattform zu schaffen, wo sich Künstler austauschen können, jenseits politischer oder ideologischer Scheuklappen. Diese Idee passt sehr gut zu unserer Burg, denn unsere Kirche – und das ist besonders wichtig im Reformationsjahr – ist eine offene Kirche.”
Elisabeth Ochsenfeld: „UnSicherheit ist der Titel der Residenz, nicht weil wir uns unsicher fühlen, sondern weil die Welt unsicher ist, wegen politischen und historischen Bewegungen. Wir haben dieses Wort in zwei geteilt, weil wir einerseits viele Seiten des Lebens haben, wo wir uns sicher fühlen, aber wir haben auch dieses Unbekannte, das uns manchmal beunruhigt. Es ist ein sehr wertvolles und großzügiges Thema für die Künstler, da können sie sich richtig entfalten und ich bin total neugierig, was jeder von uns am Ende präsentieren wird. Meine Bilder über Tradition und Raum sind bereits fertig, damit ich die Künstler versorgen kann.”
Das Thema der Künstlerwerkstatt begeistert Carmen Schuster, auch, weil damit vielleicht Fragen zu der Zukunft der Kirchenburg teilweise beantwortet werden können: „Die Künstler arbeiten zum Thema UnSicherheit, also Unsicherheit oder Sicherheit, je nachdem, auf welcher Seite man sich sozusagen wieder findet. Sie reflektieren mit uns auch ein Stück unserer Zukunft und auch die Zukunft unserer Traditionen hier, und versuchen ihre eigene Sichtweise in diesen Kontext zu stellen. Wir glauben, dass mehrere Sichweisen möglich sind und genau das wollen wir ja. Wir wollen unterschiedliche Antworten, weil wir diese auch in der Kirche wieder finden müssen.”
Über die Zukunft der Kirchenburgen sprachen bei der Ausstellungseröffnung auch die Gäste. Geäußert wurden eher optimistische Gedanken, aber die Kuratorin der Kirche in Kleinschenk, Gerda Theil, war eher zurückhaltend und sprach auch über ihre Sorgen: „Ich bin da geboren, habe da gelebt und kenne die Kirchenburg sehr gut und sehe, dass man große Änderungen machen muss. Wir müssen irgendwie mit diesen Zeiten Schritt halten, doch für mich ist es wichtig, dass die Kirche ihre Grenzen behalten wird, dass wir nicht über die Geschichte und die Rolle der Kirchenburg hinweg sehen. Die Sicherheit, die unsere Vorfahren kennen gelernt haben, wird garantiert nicht mehr existieren, aber mir gibt die Religion Sicherheit.”
Eben die Offenheit der Kleinschenker, die Kirchenburg durch solche Aktionen lebendig zu erhalten, hat diese bis heute gerettet. Die Kirchenburg ist sehr gepflegt und der schmucke Pfarrgarten ist eine richtige Oase für die Besucher. Dr. Schuster: „Retten ist ein großer Anspruch, aber man kann einen ersten Schritt in diese Richtung machen, denn mehr Besucher bedeuten mehr Eintrittsgelder, mehr Arbeitsplätze und mehr Einkommen für die Gemeide. Diese Aktion haben wir schon vor ein paar Jahren begonnen, im Rahmen des Projektes ,Entdecke die Seele Siebenbürgens‘. Da arbeiten wir mit der Landeskirche zusammen. Es ist wichtig, dass wir jedes Jahr die Besucherzahl steigern. Es kommen meist junge Leute, die ihre Geschichte und die Geschichte Siebenbürgens neu entdecken.”
Die Arbeiten der Künstler können am 1. Oktober in der Kirchenburg Kleinschenk besichtigt werden, die Ausstellung wird um 14 Uhr eröffnet, das Konzert mit Håkon Kornstad beginnt um 15 Uhr.
Ruxandra STĂNESCU