Hausrat zum Anfassen

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Drei siebenbürgisch-sächsische Häuser im Freilichtmuseum eröffnet

Ausgabe Nr. 2548

 

Die von Gertraud Nowak geleitete Tanzgruppe der Brukenthalschule zeigte vor den Häusern aus Kleinschelken (rechts) und Hahnbach einige siebenbürgisch-sächsische Volkstänze.             Foto: Beatrice UNGAR

„Gut Ding braucht Weile“, heißt es. 50 Jahre nach der offiziellen Eröffnung des Freilichtmuseums im Jungen Wald – das war am 17. Oktober 1967 – wurden am Samstag gleich drei typisch siebenbürgisch-sächsische Häuser auf dem Gelände der Einrichtung feierlich ihrer Bestimmung übergeben. Der für die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen historische Tag stand unter dem von den Veranstaltern passend zum Europäischen Tag des Kulturerbes gewählten Motto „Verschiedene Traditionen, gemeinsame Werte“.

Der Michelsberger Postbote und Kurator Michael Henning freut sich mit seiner Gattin Emma Henning darüber, dass die Kunst des Strohflechtens durch Familie Fülöp fortgesetzt wird.                       Foto: die Verfasserin

Vielleicht hängt auch bei Ihnen irgendwo im Haus oder in der Wohnung ein HZ-Kalender 2017. In Vorbereitung auf das Sachsentreffen hatten wir als Bild dafür das sächsische Haus aus Michelsberg gewählt, das nun schon seit bald einem Jahr im Freilichtmuseum im Jungen Wald wieder aufgebaut worden ist. Gewissermaßen war diese Bildwahl auch die Erfüllung eines langgehegten Wunsches: Die bäuerliche Kultur der Siebenbürger Sachsen endlich auch in dieser Einrichtung zugänglich zu machen. Zu dem Michelsberger Haus – es handelt sich um das Holzhaus der Familie Fröhlich von Nr. 155 – gesellten sich nun ein Haus aus Kleinschelken und eines aus Hahnbach. Das Michelsberger Haus steht neben Häusern aus dem Hermannstädter Umland (Mărginimea Sibiului) am äußeren Rand des Museums, vom Haupteingang gesehen rechts.

Das Kleinschelkener und das Hahnbacher Haus stehen am anderen Ende des Freilichtmuseums, mit einem gemeinsamen Tor zu einem Gehöft vereint.

Bei der offiziellen Eröffnung dabei war auch Katharina Draser, die ehemalige Besitzerin des Kleinschelkener Hauses, die den Besuchern gerne Auskunft gab über die Geschichte des Hauses und den Hausrat, der in den Räumlichkeiten im Inneren, im geräumigen Keller und in einem Schuppen im Hof zu sehen ist. Wie die Museographin Simona Malearov vom Emil Sigerus-Museum für Siebenbürgisch-Sächsische Volkskunde des ASTRA-Museums sagte, sollen in diesen beiden Häusern die Besucher „Hausrat zum Anfassen“ vorfinden. Eine neue Sache, denn in einem Museum dürfen ja die Exponate nicht betastet werden. Natürlich handele es sich, so Malearov, dabei um Repliken. So z. B. hat die Mediascher Firma Teracota – die von Katharina Drasers Sohn Uwe Draser seit 2006 betrieben wird – den Kachelofen in der „guten Stube“ sowie den Ofen in der Küche – nachgebaut. Bei den bestickten Kissen- und Bettbezügen sowie der Tischdecke und anderem Hausrat handelt es sich um Schenkungen.

Katharina Draser sitzt in ihrem Haus auf der Sitztruhe in der „guten Stube”, in der fast alles zu bewundern ist, das zu so einem „Vorzeigezimmer”der Siebenbürger Sachsen gehört. Foto: Beatrice Ungar

Die Besucher können im Keller eine Tonaufnahme hören von Katharina Draser erklärt, wie man in Kleinschelken Wein und Schnaps herstellt. In der „guten Stube“ läuft auf einem Flachbildschirm ein Film über Kleinschelken und die dort gepflegten Volksbräuche.

Bei dem Michelsberger Anwesen eines Strohflechters warteten am Samstag die Mitglieder der Familie Fülöp aus Bezid, Sângeorgiu de Padure, Kreis Mureş mit einem Stand ihrer aus Stroh geflochtenen Produkte auf die Vernissage-Gäste. Der Michelsberger Kurator Michael Henning freute sich, dass dieses Handwerk, das die Siebenbürger Sachsen aus Michelsberg längst an den Nagel gehängt haben, weitergeführt wird.

Vielleicht ist es möglich, die komplette Strohflechter-Werkstatt aus dem relativ selten besuchten Heimatmuseum neben der Dorfkirche in Michelsberg in das Haus im Freilichtmuseum im Jungen Wald zu überführen, wo die Einrichtung auf jeden Fall mit mehr Publikum rechnen kann.

Beatrice UNGAR

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Geschichte, Gesellschaft.