Die restaurierte Kirchenburg in Kirtsch wurde feierlich eingeweiht
Ausgabe Nr. 2546
Nach jahrelangen Reparaturarbeiten fand am Sonntag die feierliche Einweihung der Kirchenburg von Kirtsch/Curciu statt. Mit Hilfe europäischer Gelder wurden in der Kirche in den vergangenen Jahren u. a. mehrere zugedeckte Fresken aus der vorreformatorischen Zeit freigelegt. Die Kirche war voll besetzt – zum Gottesdienst erschienen ca. 80 Besucher, um dem Geschehen beizuwohnen und anschließend beim gemeinsamen Mittagessen in der örtlichen Schule zu feiern.
Die Kirchenburg in Kirtsch, einem zu Durles gehörenden Dorf, das 1322 unter dem Namen „Kereus“ erstmals urkundlich erwähnt worden ist, erstrahlte am Tag ihrer Einweihung von außen wie von innen in vollem Glanz. Die Kirchenburg ist eine der 18 auserwählten, die durch das EU-Kirchenburgen-Projekt, das mit Geldern der Europäischen Union finanziert wird, repariert wurden. Im evangelischen Kirchenbezirk Mediasch profitierten von den Geldern insgesamt drei Kirchenburgen, neben Kirtsch, Eibesdorf und Hetzeldorf. Dem Projekt standen insgesamt 22.062.696.52 Lei zur Verfügung.
Den Gottesdienst, zu dem auch Mitglieder der anderen Gemeinden, orthodoxe Einwohner des Dorfes sowie an den Arbeiten beteiligte Fachleute und Vertreter der Stiftung Kirchenburgen erschienen waren, gestalteten Bischof Reinhart Guib sowie Pfarrer Gerhard Servatius-Depner und Landeskirchenkurator Friedrich Philippi. In seiner Predigt ging Bischof Guib auf das „Innen“ und „Außen“ von Glaubensgemeinschaft und Kirche ein. Zweifel und Glaube prägen, wie auch das Außen und Innen einer Glaubensgemeinschaft, das Leben eines jeden Gläubigen. In diesem Sinne fungiere die Erhaltung der Kirtscher Kirche als das „Innere“, das auf diese Weise für die nächste Generation – auch im Sinne einer Glaubensgemeinschaft – erhalten werde.
Nicht zuletzt war es Ziel des oben erwähnten Projekts, die Kirchenburgen auch für den Tourismus wieder interessant und zugänglich zu machen. In der Kirchenburg von Kirtsch hat die 1976 geborene Deutsch- und Englischlehrerin Dana Crişan die Verantwortung für die Besichtigungen inne. Zwischen 13 und 17 Uhr hält sie hier die Schlüssel bereit und führt in dieser Zeit durch die Burg. Sie berichtet von Touristen aus den verschiedensten Ländern – die meisten kommen aus Deutschland und Rumänien – aber auch Besucher aus England, sowie aus Australien und Südafrika waren schon unter den Besuchern. In der Urlaubssaison steigen die Besucherzahlen in der Kirchenburg auf ca. 80 pro Monat.
Auch einer der ehemaligen Pfarrer von Kirtsch, Hans Dietrich Schullerus, der von 1966-1977 hier gedient hat, wohnte der Veranstaltung bei und ergriff im Nachklang an den Gottesdienst das Wort: Er verglich die frisch restaurierten Fresken mit dem Evangelium und schloss mit den hoffnungsvollen Worten: „Es wird eine Kirche sein, die predigt.“
Zum Ausklang des Gottesdienstes wurde ein Grußwort der Heimatortsgemeinschaft Kirtsch verlesen: Christian Alischer aus Braunfels ließ den Anwesenden ausrichten, dass man als HOG die Entwicklungen der Kirchengemeinde genau mitverfolge und sich mit der Bitte um ein Heimattreffen an das Bezirkskonsistorium wenden werde. Das Treffen soll im Jahr 2019 stattfinden.
Das rege Interesse an der Restauration der Kirchenburg manifestierte sich gegen Ende der Veranstaltung. Aus dem Publikum äußerte eine rumänische Frau den Wunsch, dass auch die Kirchenuhr, die von überallher aus dem Dorf zu sehen ist, repariert werden solle. Dass die komplette Restaurierung der Kirchenburg noch anstehe, darauf verwies im Laufe der Veranstaltung der Hauptanwalt des Landeskonsistoriums Friedrich Gunesch. Auch die Metz-Orgel in der Kirche harrt noch einer Sanierung.
Gegen Ende der Hauptveranstaltung kam in der Kirche auch die Frage auf, warum und für wen die Kirche von Kirtsch nun erneuert worden sei. Diese Frage wurde einfach beantwortet: Die Kirche habe seit bald 600 Jahren Menschen zusammengebracht und unterstützt – in diesem Sinne müsse diese Tradition erhalten werden, damit auch in Zukunft Menschen in der Kirche von Kirtsch willkommen geheißen werden können. Das nächste Jubiläum steht in Kirtsch 2022 ins Haus.
Aurelia BRECHT
Foto 1: Im Chorraum sind Fresken freigelegt und konserviert worden. Unser Bild: Der Bürgermeister von Durles, Ioan Lupu, Bischof Reinhart Guib, Landeskirchenkurator Friedrich Philippi, Pfarrer Gerhard Servatius-Depner und Organistin Liv Müller (v. l. n. r.).
Foto: die Verfasserin
Foto 2: Die schmucke evangelische Kirche in Kirtsch wurde zwischen 1425 und 1475 als spätgotische dreischiffige Basilika erbaut. Ihre besondere Bedeutung erhält sie durch die reichen Werksteinarbeiten im Innen- und Außenbereich.
Foto: Friedrich PHILIPPI