Landespremiere von „Un pas în urma serafimilor“ im Gong-Theater
Ausgabe Nr. 2548

Regisseur Daniel Sandu (links) und Hauptdarsteller Ştefan Iancu sprachen mit dem Hermannstädter Publikum von der Bühne des Gong-Theaters am Sonntag, dem 24. September. Foto: Dragoș DUMITRU
Die rumänischen Spielfilme, die nach 1989 gedreht wurden, sind oft humorlos und haben nichts mit dem amerikanischen Storytelling gemeinsam. Seit letzter Woche läuft ein Film in den rumänischen Kinos, der ganz anders ist. „Un pas în urma serafimilor“ (Ein Schritt hinter den Seraphen) ist der erste Film von Daniel Sandu und spielt in einem rumänisch-orthodoxen theologischen Seminar. Am vergangenen Wochenende (22.-24. September) besuchten viele Hermannstädter die Landespremiere des Films im Gong Kinder- und Jugendtheater. Am Sonntag nahmen auch Regisseur und die beiden Hauptdarsteller Ștefan Iancu und Cristian Bota an der Präsentation teil und beantworteten nachher die neugierigen Fragen der Zuschauer.
Die meisten von uns kennen mindestens einen amerikanischen Film, dessen zentrales Thema das Leben beim Militär ist. Von „M.A.S.H.“ zu „Private Benjamin“, gibt es immer wieder die negative Gestalt des „Sergents“, der in die Baracke der Soldaten stürmt und mit Sarkasmus und Gewalt seine Autorität durchsetzt. Die jungen Schüler, die Anfang der 1990-er Jahre das theologische Internat „Sf. Gheorghe“ in Roman besuchen, fanden ihren „Sergent“ in der Gestalt von Pfarrer und Klassenlehrer Ivan in dessen Rolle Vlad Ivanov schlüpft. Hinter der harmlosen Fassade steckt ein skrupelloser Manipulator der Marke Frank Underwood.
Gabriel – sehr überzeugend interpretiert von Ștefan Iancu – ist der Schüler, der erst scheu ist und sich an die Regeln hält, doch dann Schritt für Schritt von den älteren Schülern lernt, hinter welchen Schrank er sich verstecken muss, um nicht als „abwesend“ vom Gebet ins Register eingetragen zu werden. Das Leben im Internat bedeutet 10 Gebete täglich, ohne Entschuldigungen oder Mitspracherecht bei den Sitzungen des Schulgremiums. So flüchten die Schüler in die Billardkneipe, reißen Mädchen auf, rauchen, trinken, verleihen Geld an andere Mitschüler, stellen Kontaktanzeigen in die Zeitung.
Eine wahre Geschichte, wie zum Schluss des Films durch einige Aufnahmen gezeigt wird, die der Regisseur selbst binnen fünf Jahren theologisches Seminar erlebt hat.
Was es heißt, Pfarrer zu sein? Das ist die Frage, die sich Gabriel stellt. Im postkommunistischen Rumänien wurde der Glauben wiedergefunden und neu interpretiert. Glauben funktioniert mit Bestechungsgeschenken, mit Eltern, die das Internat sponsern können, mit der Faust, der Lüge und dem Betrug. Im von Ivan geleiteten Internat schafft es nur, wer ein dickes Fell hat und sich dem strikten Regime anpasst.
Die jungen Schauspieler spielen ihre Rollen so gut, dass man als Zuschauer nicht anders kann, als auf ihrer Seite zu sein. Ganz wie in Hollywood siegt auch hier das Gute, und das Happy End, bei dem Tyrann Ivan in seiner alten Lada das Seminar verlässt, gibt dem Zuschauer ein gutes Gefühl.
„Un pas în urma serafimilor“ läuft gerade in vielen Kinos im Land und ist absolut sehenswert.
Cynthia PINTER