Tarja und Devin Townsend waren Höhepunkte
Ausgabe Nr. 2540
„Deine Stimme ist auf meiner Seele tätowiert!“ und „Tarja, ich liebe dich!“. Zwei junge Damen mit schwarz umrandeten Augenlidern und schwarzen Lippen heben ihre Plakate in die Luft und sind von der Sängerin, die gerade vor ihnen auf der Bühne steht, sichtlich gerührt. Tarja Turunens Auftritt war einer der Höhepunkte der 12. Auflage des Artmania Festivals, das am letzten Juli-Wochenende auf dem Großen Ring in Hermannstadt stattfand.
Für die finnische Sängerin Tarja Turunen reisten viele eingefleischte Fans nach Hermannstadt. Sie wurde als Sängerin der Metal-Band „Nightwish“ berühmt, die sie zusammen mit Tuomas Holopainen und Emppu Vuorinen 1996 gründete und der sie bis Ende 2005 als Sängerin angehörte. Aufgrund ihrer Ausbildung als klassische Sängerin singt Turunen auch Metalstücke grundsätzlich im klassischen Stil. Die Kombination von harten Metalgitarren und klassischem opernhaftem Gesang begeisterte Ende der 1990-er Jahre schnell sowohl Kritiker als auch Publikum und wurde unter anderem als „Opera Metal“ bezeichnet. Seit dem Ende der Zusammenarbeit mit „Nightwish“ widmet sie sich unter dem Namen Tarja ihrer Solokarriere im Bereich Symphonic Rock bzw. Symphonic Metal mit klassischem opernhaftem Gesang. Ihr Auftritt fand in Hermannstadt am Samstag, dem 29. Juli, statt. Ein paar vorher gelernte rumänische Sätze, darunter „vă iubesc“ und „vă mulțumesc“, wussten die Fans groß zu schätzen.
Der erste Festivalabend begann mit einem Auftritt der rumänischen Alternativrock-Band „Coma“, die irgendwie fehl am Platz war. Wer sich ein bisschen auskennt, weiß das Heavy Metal und Alternativrock zwei sehr unterschiedliche Musikgenres sind. Schon im Vorfeld entbrannte der angekündigte Auftritt von „Coma“ hitzige Diskussionen auf der Facebook-Seite der Organisatoren. Trotzdem war das Konzert der achtköpfigen Bukarester Band gut besucht. Es folgten die Warschauer von „Riverside“, die progressiven Rock mit Heavy Metal verbanden. Die Band „Lacuna Coil“, die zwar schon einmal beim Artmania Festival aufgetreten war, wurde auch diesmal sehr gut vom Publikum aufgenommen. „Lacuna Coil“, was aus dem Italienischen übersetzt soviel heißt wie „leere Spirale“, ist eine italienische Alternative-Metal-Band aus Mailand, die aufgrund ihrer hohen Popularität in der Schwarzen Szene und ihres entsprechenden Auftretens auch unter dem Sammelbegriff Gothic Metal gehandelt wird. Die als Zombies verkleideten Musiker und vor allem die Frontfrau Cristina Scabbia kommunizierte sehr gekonnt mit dem Publikum auf dem Großen Ring und schaffte eine gute Atmosphäre.
Der Höhepunkt am ersten Festivaltag war das Konzert des „Devin Townsend Project“. Der Kanadier Devin Townsend erlangte 1993 erste internationale Bekanntheit als Sänger des Gitarrenvirtuosen Steve Vai. In Hermannstadt trat er mit der eigenen Band auf.
Innerhalb des Artmania Festivals fand die erste Auflage der East European Musik Konferenz statt, bei der u.a . Dr. Raed Arafat, Staatssekretär im Innenministerium und Chris Kemp, Berater des britischen Ordnungsdienstes, zu Gast waren. Organisatoren von Festivals und Kulturveranstaltungen sprachen über Themen wie Sicherheit und Schutz bei Massen-Veranstaltungen, Gebühren und legislative Angelegenheiten. Die Konferenz wurde offiziell im Bürgermeisteramt eröffnet und die Gespräche fanden im Thaliasaal statt.
Das Artmania Festival ist jedes Mal einen Besuch wert. Die Zuschauer sind ganz entgegen der harten, äußeren Erscheinung die ruhigsten und am besten erzogenen, die Hermannstadt erleben kann. Man konnte das am besten in den Pausen zwischen den Konzerten beobachten. Halblaute Diskussionen wurden geführt und es war kein lautes Geschrei zu hören, wie es sonst bei Festivals auf dem Großen Ring gang und gäbe ist. Die Müllentsorgung müsste sich auch gefreut haben, denn es blieben fast keine Plastikbecher zurück. Artmania rockt eben!
Cynthia PINTER
Foto 1: Die 12. Auflage des Artmania Festivals am vergangenen Wochenende auf dem Großen Ring war ein voller Erfolg. Unser Bild: Die finnische Sängerin Tarja Turunen (links) und Bassist Kevin Chown heizten den Fans am Sonntagabend richtig ein.
Foto 2: Der Auftritt von Devin Townsend am Freitagabend war einer der Höhepunkte des diesjährigen Artmania Festivals.
Fotos: Cynthia PINTER