Dan Perjovschi stellt in der Galerie Sandwich II in Bukarest aus
Ausgabe Nr. 2533
Sandwich II, die untypische Kunstgalerie beherbergt bis zum 24. Juni die Ausstellung „World Attractions“ des weltberühmten Hermannstädter Künstlers Dan Perjovschi. Hinter dem imposanten Gebäude des Hauses der Freien Presse, ehemals Casa Scânteii, befand sich einst das Kombinat der bildenden Kunst, ein Konglomerat von Künstlerateliers und Werkstätten. Hier nutzt heute die alternative Kunstgalerie Sandwich II das verborgene Potenzial eines schmalen Durchgangs zwischen zwei Blechgaragen, voraussetzend, dass „jeder Zwang eine Möglichkeit zur Findung der besten Lösung in sich trägt“. Die Einzigartigkeit des Ortes ist eine dankbare Herausforderung um ungewöhnliche Kunstprojekte zu realisieren.
Der gut gefüllte Hof des Sandwich II ist am 11. Mai bunt und trotzt kokett dem Grau der umliegenden Gebäude. Die Besucher der Vernissage unterhalten sich angeregt, eine ausgewogene Mischung aller Altersklassen.
Der enge Gang der Ausstellung hat einen großen Vorteil: jeder kann die Exponate aus der Nähe betrachten. Und es gibt sehr viel zu sehen. Dan Perjovschi hat aufgerufen und Museen sowie Galerien aus aller Welt haben sofort reagiert. Sie haben den Enthusiasten von Sandwich II die unterschiedlichsten Magneten per Post geschickt. Die Welt zieht eindeutig Dan Perjovschi an, er selbst aber hat seinerseits eine starke Anziehungskraft, also treffender konnte man das Motto der Ausstellung gar nicht auswählen. Die große Kunstszene der Welt ist nun in Verbindung mit Sandwich II, durch KIASMA Helsinki, NBK Berlin, Kunsthalle Hamburg, TATE Modern, MoMA, Arrow Factory Beijing und sehr viel mehr Kunsttempel.
Von sachlich über lustig bis hin zu künstlerisch wertvoll ist alles vorhanden. Einen besonderen Platz nimmt eine Magnetserie ein, zur Verfügung gestellt von der Bulgarischen Kuratorin Iara Boubnova von der ICA – Sofia Gallery. Es handelt sich um eine Auswahl von Werken aus dem Projekt Museum Souvenirs from the Non-existing Museum for Contemporary Art.
Glücklich über das riesige Echo berichtet der Künstler über die Freude des Briefträgers bei der täglichen Auslieferung. Immer mit dem Spruch „Ich bringe Ihnen wieder ein Sandwich“ übergab er über Wochen die kostbaren Exponate und übergibt sie immer noch, denn sie kommen ohne Unterlass.
Gefüllt mit den bunten, ausdrucksstarken Magneten stehen die rostigen Wände der Garagen für die Wertschätzung die Dan Perjovschi, mit seiner kritischen, aufklärenden Kunst bei den berühmtesten Museen und Kunstgalerien weltweit genießt.
Ein schöner Augenblick für die Anwesenden war der Besuch des berühmten Philosophen Mihai Șora. Er trat ein, kerzengerade, mit gemäßigtem aber sicherem Schritt, bewundert von allen. Beneidenswert! Einem hundertjährigen Feingeist, jünger als manch Zeitgenosse der sein Urenkel sein könnte, begegnet man eher selten.
Rundum, eine frische, unkonventionelle Veranstaltung, die viel Freude gebracht hat.
Dan Perjovschi eröffnete mir in einem freien Augenblick: „Die Alten errichten für sich selbst Gedenkstätten. Gut, dass die Jungen an die Anderen denken und ihnen Plattformen bieten. Ich stelle so gerne bei jungen Menschen aus! Sie brauchen Hilfe, brauchen Geld, um diese schöne Arbeit leisten zu können. Jetzt ist Sandwich II Partner der wichtigsten Museen und Galerien. Ich bin nun mal bekannt und wenn ich ausstelle, kommt das Publikum zahlreich. Das bringt Geld und hilft die Existenz einer kleinen Galerie zu sichern. Ich komme bestimmt wieder, diese Frische und die schöne Atmosphäre sind ganz nach meinem Geschmack.“
Bis zum 24. Juni kann man nach telefonischer Anmeldung diese einzigartige Ausstellung besuchen und gegen einen Obolus von 10 Lei bekommt man einen von Dan Perjovschi gestalteten Magneten, sowie das gute Gewissen, dass man damit die junge Kunstszene unterstützt hat.
Simona BÖHM