Die Deutsche Gesellschaft e. V. lud zur diesjährigen Medienkonferenz in Berlin ein
Ausgabe Nr. 2542
Unter dem Schwerpunkt „Demokratie, Medien und Regionen im Wandel“ veranstaltete die Deutsche Gesellschaft e. V. am 22. und 23. Juni die diesjährige Medientagung in Berlin. Teilgenommen haben PressevertreterInnen aus Polen, Ungarn, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Rumänien, dem Baltikum, Kasachstan, Russland und der Ukraine.
Diskuttiert wurde, so die Deutsche Gesellschaft e. V., hauptsächlich über die „Veränderungen in der politischen, gesellschaftlichen und medialen Landschaft, die gerade auch die deutschsprachigen Medien im östlichen Europa vor Herausforderungen stellen. Zumal sie für die auswärtige deutsche Kulturpolitik eine bedeutende Rolle einnehmen und oftmals als mediale ,Visitenkarte‘ wahrgenommen werden. Sie setzt damit die erfolgreichen Treffen der letzten Jahre fort und ermöglicht Medienvertreterinnen und -vertretern aus dem osteuropäischen Raum und ihrer deutschen Kollegenschaft eine Plattform für einen intensiven Austausch.”
Begrüßt wurden die Medienvertreter von Dr. Andreas H. Apelt, Vorstandsbevollmächtigter Deutsche Gesellschaft e. V., Andreas Kindl, Beauftragter für Strategische Kommunikation, Auswärtiges Amt und Jürgen Engert, Gründungsdirektor ARD-Hauptstadtstudio, die die Gäste willkommen hießen und ein paar Gedanken über die bevorstehende Medienkonferenz in dem Raum setzten.
Ganz spannend war der Impulsvortrag von Dr. Manfred Sapper, Chefredakteur der Zeitschrift „Osteuropa“ zum Thema „Weiße Flecken, schwarze Löcher. Defizite in der Berichterstattung und Analyse über das östliche Europa”. Dabei stellte sich unter anderem die Frage, wann Deutschland daran interessiert ist, nach Osteuropa zu schauen? Die erste klare Antwort war auch die einfachste: „Wenn es kracht!” Dr. Manfred Sapper machte einen kleinen Exkurs in die Geschichte Osteuropas, denn jeder in die Vergangenheit gemachte Schritt hat heute bemerkbare Folgen, die in der Presse widerspiegelt werden. Da entstehen „Resonanzräume für Schlüsselbewegungen des politischen Denkens heute, die auch für die Medien relevant sind.” Die nationalen Räume scheinen in Folge der Globalisierung nicht mehr wichtig zu sein, doch gerade deswegen entstehen die weißen Flecken und die schwarzen Löcher in der Berichterstattung. „Auch Osteuropa steckt in der Globalisierung, doch diese Globalisierung erzählen wir nicht richtig. Was bedeutet die Globalisierung aus der Sicht Kasachstans oder Russlands? Die Globalisierung betrifft jeden Raum unterschiedlich und die Gesellschaften reagieren unterschiedlich auf die Globalisierung”, so der Impulsgeber, Dabei muss auch die Berichterstattung präziser und kleinteiliger werden, denn die „Globalisierung erzählt sich nicht in nationalen oder globalen, sondern nur in lokalen Geschichten.”
Nach dem Vortrag stellten sich die Medienvertreterinnen und -vertreter aus dem Ausland vor, in der Moderation von Dr. Evelyna Schmidt von der Deutschen Gesellschaft e. V..
Im Programm folgte der Workshop „Zwischen Euphorie und Paranoia: Chancen und Risiken digitaler Technologien für Journalistinnen und Journalisten”, bei dem Daniel Mossbrucker, freier Journalist und Referent für Internetfreiheit bei „Reporter ohne Grenzen“, über sichere und weniger sichere Kommunikationsmethoden der Journalisten sprach. Fazit ist, dass das sicherste Handy, um nicht abgehört werden zu können, das abwesende ist. Dabei soll man allerdings nicht paranoid werden, außerdem finden Journalisten in Not Hilfeleistung und Rat bei verschiedenen Organisationen, u. a. bei „Reporter ohne Grenzen“.
„Mind_Netz”, das Social-Media-Projekt der Medien der deutschen Minderheiten wurde am zweiten Tag der Konferenz von Projektkoordinatorin vom Institut für Auslandsbeziehungen Marita Grimke, vorgestellt. Auf Facebook ist die Seite unter https://www.facebook.com/MindNetz/ aufrufbar.
Danach folgte eine Diskussionsrunde, bei der aus mehreren Redaktionen berichtet wurden. Dabei spachen Dr. Rudolf Urban (Wochenblatt, Oppeln), Ruxandra Stănescu (Hermannstädter Zeitung, Rumänien), Julia Boxler (Deutsche Allgemeine Zeitung, Kasachstan) und Katrin Holtz (Budapester Zeitung, Ungarn).
Spannend wurde es auch beim folgenden Podiumsgespräch mit Osteuropa-Expertinnen und – experten „Demokratie und Medien in Mittel-, Ost- und Südosteuropa“. Moderiert wurde das Gespräch von Korbinian Frenzel, Redaktionsleiter Primetime „Deutschlandfunk Kultur“, es nahmen teil Robert C. Schwartz, Redaktionsleiter „Deutsche Welle“, Keno Verseck, freier Journalist „Spiegel Online“, Tamina Kutscher, Chefredakteurin „dekoder“, Ingo Petz, Autor und freier Journalist, und Alexandra Mostýn, Auslandskorrespondentin „taz“. Die MedienteilnehmerInnen waren sehr erfreut über die angeregte Diskussion, bedauert wurde nur, dass die Zeit für ausführlichere Gespräche fehlte.
Mit dem Workshop „Marketing – und Medienstrategien” ging es weiter. Björn Akstinat von der IMH – Internationale Medienhilfe bot den Redakteuren ebenfalls Hilfestellung an, denn insbesondere für kleine Publikationen und Sender der Minderheiten ist die Marketingstrategie ausschlaggebend für das Überleben der Zeitung. Minderheitenpublikationen werden weiterhin auf der ganzen Welt gegründet oder gehen ein und auch kleine Handgriffe können eine Redaktion retten.
Mit einer Abschlussrunde endete die diesjährige Medienkonferenz der Deutschen Gesellschaft e. V., die MedienvertreterInnen bedankten sich für die Chance, bei diesem Austausch dabei gewesen zu sein und nicht zuletzt ging ein großes Lob an Dr. Evelyna Schmidt für die tadellose Organisation.
Ruxandra STĂNESCU
Foto 1: Podiumsdiskussion (v. l. n. r.): Korbinian Frenzel, Ingo Petz, Alexandra Mostýn, Tamina Kutscher, Robert C. Schwartz und Keno Verseck.
Foto 2: Gruppenfoto der TeilnehmerInnen, ganz rechts Dr. Evelyna Schmidt.
Fotos: Deutsche Gesellschaft e. V.