Ins richtige Licht gerückt

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Die Fotografin Georgia Ortner liebt markante Kontraste
Ausgabe Nr. 2531

 

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Zunächst als kleine Sammlung privat genutzter Fotografien gedacht, die vielleicht eine Handvoll Familienmitglieder und ihre besten Freunde kannten, nahm die Fotografie in Georgia Ortners Leben eine immer wichtiger werdende Rolle ein. Es begann mit einer Rucksackreise durch Rumänien vor ziemlich genau zehn Jahren, als die in Klausenburg geborene und derzeit in Bonn lebende Fotografin Georgia Ortner die Reisefotografie für sich entdeckte. Damals war der Trip gar nicht als Foto-Trip gedacht, sondern sollte zwei Freundinnen das Geburtsland der Fotografin näherbringen. Ein Land, in dem die Zeit, von der Geschichte gezeichnet, immer noch stehen geblieben ist. Im Rahmen der Reise entstanden viele Fotografien, die die Menschen, die Straßen, die Gebäude, die Kultur zeigten. Die Herzlichkeit, Wärme und Gastfreundlichkeit des Volkes, das sich nicht durch imposante Bauten, wie etwa dem Parlamentspalast in Bukarest, einschüchtern lässt, beeindruckten nicht nur die Fotografin aufs Neue, sondern hinterließen auch bleibenden Eindruck bei ihren beiden Freundinnen.

 

Genau diese Eigenschaften hielt Georgia Ortner fotografisch fest und es ist genau diese Bilderserie, mit der das Abenteuer Reisefotografie beginnen sollte.

So folgten viele weitere Reisen durch die Metropolen dieser Welt, wie zum Beispiel Paris, New York, Havanna oder Kapstadt. Vor jeder Reise versucht die Fotografin sich darauf vorzubereiten, indem sie nicht nur die typischen Touristen-Hotspots in ihrer systematischen Städteerkundung einbezieht, sondern sich dann auch vor Ort bewusst in den einzelnen Vierteln der jeweiligen Städte zu „verirren“ versucht. Denn nur so kann man eigentlich eine Stadt, ihre Menschen und den Alltag kennenlernen und wiedergeben.

Mittlerweile ist die Fotografie nicht nur fester Bestandteil ihres eigenen Lebens geworden, sondern sie erweckt auch zunehmend öffentliches Interesse. 2012 fand die erste „StereoArt“ statt, eine Benefiz-Ausstellungspremiere in Bonn, in der zwei Kunstrichtungen zueinander fanden und gemeinsam dadurch ein möglichst breites Publikum zu erreichen versuchten. Mit dem Künstler Michael Krüger, mit dem die Fotografin schon seit mehr als einem Jahrzehnt sehr gut befreundet ist, entwickelte Georgia Ortner dieses einzigartige Ausstellungskonzept.

Mit 19 Jahren machte Michael einen Road-Trip entlang der Westküste der USA. Er erhoffte sich herauszufinden, wer er sei und was er im Leben erreichen wollte. Und seither befindet er sich auf eben dieser Reise und hat mehr Antworten als nur „die Eine“ gefunden.

Beim Älterwerden – sagt er – gehe es nicht darum, die Antwort auf alle Fragen zu finden. Vielmehr solle man das Kind im Manne bewahren, die Freude an der Neugier behalten und sich jeden Tag neu erfinden dürfen.

In seinen Arbeiten konfrontiert er den Betrachter mit der Suche nach der eigenen Identität und der erlernten Wahrnehmung. In seinen großformatigen Bildern lässt er den Betrachter hinter die Hochglanz-Oberflächen blicken. Die Themen Mode, vermeintliche Schönheit und Stereotypen werden Natürlichkeit und Wesentlichkeit gegenübergestellt. In Pop-Art Manier werden Acrylfarbe und Swarovski Strass in Kontrast zu dem hinterlegten Text auf mehrschichtige Holzplatten gebracht.

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Die Ausstellung Stereoart zeigt durch Fotographie und Malerei unterschiedliche Darstellungsformen, die durch die optische Wahrnehmung und den erlebten, biographischen Hintergrund des jeweiligen Betrachters sowie des Künstlers eine zusätzliche Dimension erhalten.

Figuratives trifft auf Abstraktes! Strenge, klare Aussagen treffen auf Freiheit zum eigenen Interpretieren.

So vermittelt die augenscheinliche Farbenfreude einer typischen kubanischen Szenerie alter amerikanischer Cadillacs vor dem Che Guevara-Graffiti schnell den Eindruck eines traumhaften Urlaubszieles, doch erkennt der innehaltende Betrachter den dort propagierten Kommunismus in seiner schillerndsten Idylle.

Heidi Klum, ikonenhaft, stilisiert, auf den ersten Blick Ehrfurcht erweckend, suggeriert eine existenzielle Verbindung zwischen dem Betrachter und dem Dargestellten. Bei aufmerksamer Betrachtung wird jedoch das Wesentliche des Menschen – seine Individualität und Identität – durch die Sucht nach Fashion und Modebrands in Frage gestellt.

Die StereoArt-Reihe blickt nun auf ein 6-jähriges Bestehen zurück und erfreut sich einer immer größer werdenden Reichweite. Die Lokalpresse bezeichnete die Ausstellung als „Kunst der Kontraste“ und „sehr abwechslungsreich und spannend“.

Mittlerweile blickt Georgia auf einen langen professionellen Weg seit der ersten Ausstellung zurück. Damals lieh sich die Fotografin sogar noch Rahmen bei einem lokalen Einrahmungs-Geschäft. Alle ihre Fotografien druckte sie auf Fotopapier – denn dafür gab es Rabatt für die damals gerade erst mit dem Studium fertig gewordene Fotografin.

Im November 2016 erfolgte die Teilnahme an einer Fotografie-Messe in Düsseldorf, der „3. Photo Popup Fair“, wo sich die Fotografin erstmals Seite an Seite mit namhaften Kollegen, wie z. B. Frank Dursthoff oder Wolfgang Sohn präsentierte. Die Ausstellung war ein voller Erfolg für die Newcomerin in der Branche.

Im Rahmen von mehreren Ausstellungen verkauft die Fotografin nunmehr zahlreiche Bilder der stets limitierten Editionen auf unterschiedlichen Materialien, vor allem Holz.

Durch die lebendige Symbiose aus Fotografie und Holz wird jedes Bild zu einem Unikat. Jedes erzählt seine eigene Geschichte und ist in den meisten Fällen ohne große vorherige Inszenierung entstanden. Gerade diese Spontaneität zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Arbeiten. Dabei sind es vor allem die verstaubten Hinterhöfe und menschliche Schicksale, die Georgia Ortner ins – für sie – richtige Licht rückt. Der markante Kontrast zwischen dem vermeintlichen Glamour in den angesagten Metropolen dieser Welt, wie z. B. New York, Paris, Kapstadt, auf der einen Seite und der nackten ehrlichen Straßenkreuzung eines kleinen sich aus maroden Häusern zusammensetzenden Dorfes in der Nähe von Havanna, Kuba, auf der anderen Seite, fasziniert die gebürtige Rumänin nach wie vor und spiegelt ihr Vorgehen wider. So kann es schon einmal vorkommen, dass ein großer Pelikan sich direkt vor der Kamera der Fotografin an der Golden Gate Bridge in San Francisco in der Sonne räkelt.

Da der Weg dieser Fotoreise das Ziel selbst ist, rückt Georgia Ortner diesem immer näher und plant jetzt schon die nächsten „Zwischenstopps“: Kalifornien, Paris und Lissabon.

Verkaufsanfragen können über den Bereich „contacts” ihrer Homepage (www.georgia-ortner.com) gestellt werden. Hierbei gilt es zu beachten, dass die Preise der Bilder stets auch dadurch entstehen, dass die Fotografin einen Teil der Einnahmen an „wünschDirwas” (www.wuenschdirwas.de) spendet. Diesen Verein unterstützt Georgia Ortner seit mehreren Jahren ehrenamtlich, um chronisch kranken Kindern Herzenswünsche erfüllen zu können. In ihrer Freizeit begleitet die Fotografin diese Kinder an jene Orte, wo die Wünsche der kleinen Mädchen und Jungen Wirklichkeit werden.

Aura IMBARUS

www.seebeyondmag.com

 

Foto 1: Blick von der Terrasse des Parlamentsgebäudes in Bukarest.

Foto 2: Markante Kontraste faszinieren die Fotografin: Auf dem Bild links ist ein Buchladen in Venedig zu sehen, der bezeichnenderweise den Namen „Aqua Alta“ (Hochwasser) trägt; auf dem Bild rechts ist die wohlgeordnete Nationalbibliothek Irlands Hauptstadt Dublin abgebildet.

Fotos: Georgia ORTNER

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kunst.