Am Anfang herrschte Ratlosigkeit

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Saxonia-Stiftung feierte ihr 25. Gründungsjubiläum in Rosenau
Ausgabe Nr. 2529

 

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1990 standen ein evangelischer Pfarrer und ein Mathematiklehrer auf dem Mühlbacher Bahnhof ratlos vor einem Waggon eines Güterzuges. Man hatte sie verständigt, dass sie dort „Hilfsgüter für die deutsche Minderheit“ schleunigst abholen sollten, bevor der Zug weiterfährt. Sie wussten zwar nicht, was das für Maschinen waren aber sie ließen sie auf einen LKW laden und stellten sie auf den Pfarrhof. Der Mathematiklehrer von damals, Martin Bottesch, erzählte diese Begebenheit als Vorsitzender des Siebenbürgenforums in seinem Grußwort zum 25. Jubiläum der Saxonia-Stiftung, das am Samstag feierlich in Rosenau begangen wurde, um zu begründen, warum es vor 25 Jahren notwendig gewesen sei, diese Stiftung ins Leben zu rufen.

 

Die Stiftung selbst war 1990 von dem Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien und der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien zunächst als Verein gegründet und 1991 zur Stiftung umgewandelt worden, um die Hilfsgüter zu verwalten und humanitäre Hilfe zu leisten. 1992 wurde dann die heutige Saxonia-Stiftung in Kronstadt ebenfalls von den beiden Gremien ins Leben gerufen. Schwerpunkt der neu gegründeten Stiftung war die Abwicklung der bundesdeutschen Wirtschaftsförderung, zu der ab 1993 auch die von Bärbel Schöfnagel initiierten Wirtschaftshilfen des österreichischen Bundeskanzleramts hinzukamen.

Nach 2007 wurden aus der einen zwei Stiftungen: Die Saxonia-Stiftung für die Gewährung von Sozialhilfe bzw. die Saxonia-Transilvania-Stiftung für die Gewährung von Wirtschaftshilfe für Kleinbetriebe.

Seit 25 Jahren, so der amtierende Geschäftsführer Klaus Sifft bei der Begrüßung der Gäste, „wickeln wir siebenbrügenweit sozial-humanitäre Hilfsprojekte, aber auch wirtschaftsfördernde Projekte ab. Dies mit immer noch anhaltendem Erfolg.“ Zu diesem Erfolg habe eine „perfekte Zusammenarbeit mit unseren Spendern, Vermittlern, Direktoriumsmitgliedern, freiwilligen Helfern und nicht zuletzt der Nutznießer selbst“ geführt, sagte Sifft, der die Saxonia-Stiftung als „lebendiges Beispiel der Kooperation“ bezeichnete. Von der Qualität dieser Kooperation zeugt auch das neueste Projekt, das die Stiftung landesweit abwickelt: Die Förderung von Lehrkräften im deutschsprachigen Schulwesen Rumäniens aus Mitteln der Bundesregierung. Dafür dankte besonders Uwe Koch als Vertreter der Deutschen Botschaft in Bukarest.

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Die an einen Krimi erinnernde Festrede hielt der langjährige Saxonia-Geschäftsführer Karl-Arthur Ehrmann, der feststellte, die Tätigkeit der Stiftung sei „kein Triumphmarsch mit Blasmusik“ gewesen, vor allem die rumänische Zollbehörde habe es immer wieder geschafft, „uns Knüppel zwischen die Beine zu werfen“…

Der Höhepunkt des Festes war die Verleihung der Ehrennadel des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien an Ehrmann. Aus der von Thomas Șindilariu, dem Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen in Kronstadt, gehaltenen Laudatio sei Folgendes zitiert: „Von der Dimension des Geleisteten legt der selbstgebaute Sitz der Stiftung mit seinen vielfältigen Einrichtungen beredtes Zeugnis ab. Allein in den ersten elf Jahren des Bestehens der Stiftung wurden rund 500 Transporte mit humanitärer Hilfe, ca. 400 mit Sachmitteln zur Wirtschaftsförderung und 27 LKW mit Schulmöbeln, Lehrmaterial und Spielsachen beispielsweise abgewickelt. Man kann sich bei diesen Zahlen leicht vorstellen, wie viele Möglichkeiten es gab, damit etwas schief geht. Ein heute fast vergessenes Wort mag hierfür pars pro toto stehen: Zoll bzw. rumänischer Zoll – wir hörten vorhin beeindruckende Schlaglichter dazu von Karl Arthur Ehrmann selbst. Die Gabe, Menschen und Institutionen auf ganz persönlicher Ebene an die Saxonia zu binden, soll hier nicht unerwähnt bleiben, da sie ein gleichwichtiger Bestandteil dieser Erfolgsstory ist.

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‚Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es‘, hielt Erich Kästner einmal fest. Mir scheint dieser Spruch nirgend so gut zu passen wie auf Karl Arthur Ehrmann und die ersten 25 Jahre Saxonia. Danke für den Einsatz!

Wer Karl Arthur Ehrmann näher kennengelernt hat, weiß, dass er für Vieles taugt, nur nicht für den Ruhestand. Daher, lieber Karli, erlaube mir mit zwei Herausforderungen zu schließen: Erstens: Fang mit dem Bücherschreiben wieder an! Die Rohfassung eines ersten Teils deiner Lebenserinnerungen, aus denen ich auch geschöpft habe, liest sich nicht gut, sondern sehr gut!; Zweitens: Rosenau sucht einen neuen Bürgermeister, bald wird gewählt, da der bisherige Bürgermeister Kreisratsvorsitzender geworden ist. Von mehreren Seiten habe ich aus den Reihen unserer Forumsmitglieder gehört, dass sie Dich für den richtigen Mann halten, um uns zu vertreten.“

Zum Abschluss wurde ein Präsentationsfilm der Stiftung gezeigt, der genauso wie das Jubiläum unter dem Motto stand: „Soziale Fürsorge. Stabile Wirtschaft. Sichere Zukunft“.

Die Redaktion der Hermannstädter Zeitung schließt sich hiermit den Gratulanten an.               Beatrice UNGAR

 

Foto 1: Der DFDR-Vorsitzende Dr. Paul-Jürgen Porr (Bildmitte) überreichte Karl-Arthur Ehrmann (links) die DFDR-Ehrennadel im Beisein des Laudators Thomas Șindilariu (rechts). 

Foto 2: Der frühere Geschäftsführer Karl-Arthur Ehrmann mit einigen Ehrengästen, Ilse Philippi, Direktoriumsvorsitzende, Bischof Reinhart Guib, DFDR-Vorsitzender Dr. Paul-Jürgen Porr, Siebenbürgenforumvorsitzender Martin Bottesch u. a.

Foto 3: Der amtierende Geschäftsführer der Saxonia-Stiftung, Klaus Sifft (stehend) moderierte die Feierstunde, die von einem Kronstädter Damen-Streichquartett – Lacrima Stănescu, Elena Cristian, Cristina Maria Dumitriu und Nadea Paraschiv musikalisch migestaltet wurde.

Fotos: die Verfasserin

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft, Persönlichkeiten.