„Wir predigen nichts Neues!“

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Eine Osterbotschaft aus dem Burzenland
Ausgabe Nr. 2525

 

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Mit diesem Ostertag endet die Fastenzeit. Sieben Wochen lang haben wir in unseren Gottesdiensten den Leidensweg unseres Heilandes verfolgt. Mit Karfreitag schweigen in vielen Kirchen, je nach Brauchtum, die Glocken und Orgeln. Es schweigt alles. Bis dann in der Nacht auf Sonntag die Auferstehung geschieht. Im Glauben sichtbar. Die Welt wird anders, die Herzen können wieder fröhlich sein.

Nicht nur mit dem Osterfeuer, dem Osterspritzen und dem Eierlaufen, wie das mancherorts geschieht, sondern ganz und gar anders wird die Welt. Das sehen wir auch an der Natur, die von Tag zu Tag ein neues Gesicht bekommt. Wir sehen es auch an unseren Haustieren, die gerade in dieser Zeit aufleben. Sie sind bemüht, neues Leben zu schaffen. Sie sind deshalb zum Bestaunen und zum Bewundern.

Doch mit der christlichen Osterbotschaft tun wir Menschen uns leider immer noch schwer. Das nicht erst seit der Aufklärung, denn schon in den ersten Anfängen der Reformation war es schwer, die Verkündigung der Auferstehung anzunehmen. Martin Luther lässt uns in seiner Osterpredigt vom 13. April 1533 wissen: „Wir predigen nichts Neues, sondern predigen immerdar und ohne Unterlass von dem Mann, der heißt Jesus Christus, wahrer Gott und Mensch, für unsere Sünde gestorben und um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt. Aber ob wir schon immerdar solches predigen und treiben, werden wir´s doch nimmermehr genugsam fassen können; wir bleiben dennoch immer Säuglinge und junge Kinder, welche eben reden hören, und kaum halbe Worte, ja kaum viertel Worte machen“.

Die Welt macht sich jedoch immer mehr Gedanken über das Böse, über den Tod und über ein Jenseits. Aber in falscher Richtung. Erweckung, in welcher Form auch immer, und Auferstehung haben darin eine bedeutende Rolle. Die Filmliteratur und die Spielangebote im Internet bieten viel davon. Die menschliche Angst steigert sich hier, indem Dämonen, Vampire und Friedhöfe miteinander verbunden werden. Das sind wohl alles Hirngespinste, die von geistig kranken Menschen erdacht wurden.

Als mein Vater 1973 starb, da musste die Familie, wie es ortsüblich gewesen war, die Familiengruft öffnen und auch reinigen. Mit meinen damaligen 16 Jahren stieg ich hinunter in die Gruft, wo bereits 3 Reihen Särge übereinander lagen. Und wie ich meinen Fuß auf die obersten Särge setzte, sackte die unterste Reihe ein. Ich wäre beinahe hingefallen. In dem Moment lief mir die Gänsehaut über den Rücken, aber im nächsten Moment sagte ich mir: „Das kann nicht sein, diese Leute sind doch auferstanden, sie leben !“ Das war der Augenblick der Überwindung. Seither ist der irdische Tod für mich nur noch ein kurzer Augenblick des Übergangs in die Ewigkeit geworden.

Und als ich vor Jahren den Berliner Dom besuchte und im Kellergewölbe die vielen Sarkophage der Hohenzollern sah, angefangen von Friedrich dem Großen bis hin zu Kaiser Wilhelm II., dem letzten vor der Weimarer Republik, da hatte ich kein Schaudergefühl mehr verspürt. Es war alles so erhaben, so fürstlich und königlich. In Reih und Glied waren sie aufgebahrt, angefangen vom kleinsten Kind bis hin zum weisen Greis der Königsfamilie. Und alle auch auferstanden. Ein Erlebnis, sage ich.

Der Auferstehungsglaube kann uns also einen festen Halt geben. Er kann uns Stabilität geben, für diesseits und für jenseits, auch wenn dieser Glaube oft vernunftmäßig widerlegt wird, so wie Martin Luther auch in der angeführten Predigt schreibt: „Denn es ist leider offenbar, dass wenn wir, die wir jetzt predigen, das Haupt hinlegen, Rottengeister und Schwärmer kommen werden, die umreißen, verderben und zerbrechen werden, was wir gebaut haben“.

Bei Gott ist es jedoch anders. Gott ist ganz anders, als wir ihn zunächst erfahren und erwarten. Er ist allmächtig, aber er zwingt niemandem seinen Willen auf. Auch Jesus Christus zwingt keinen, in die Nachfolge zu treten. Und dennoch sind wir mit einbezogen in Gottes Plan, um selbst gegen unseren Willen in dieser Nachfolge zu bleiben.

Ostern beginnt da, wo die Barriere gegenüber dem Andersartigen überwunden wird, dort, wo menschliche Gemeinschaft gelebt wird, um die trennenden Gräben zu überwinden und diakonisch zu wirken.

Die Jünger haben, so erzählt es der Evangelist Markus, mit einem starken Messias gerechnet. Er würde, so meinten sie, mit jedem Schritt Gottes Allmacht repräsentieren und die Welt auf den Kopf stellen. Das hat er getan, indem er sich an die Seite der Schwachen stellte. Das ist auch unsere Seite.

Der auferstandene Herr hilft auch hier überwinden und beschenkt uns mit seinem Wort und dem auf uns wartenden Heil. Durch ihn ist uns von Gott die Erlösung zugesprochen worden und durch ihn haben wir Anteil am Himmel. Das sind gute Voraussetzungen für unseren Glauben und um uns Ostern verständlicher zu machen. Deshalb „verzage nicht du Häuflein klein“, denn Christus ist für uns auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.

In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern:

Frohe Ostern!

Pfr. Kurt BOLTRES

Rosenau-Honigberg

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Im Jahreslauf.