Unbürokratisch und schnell

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Michael Schmidt-Stiftung vergibt Stipendien an Studentinnen
Ausgabe Nr. 2523
 

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12 Studentinnen des deutschen Studiengangs für Grundschulpädagogik der Lucian Blaga-Universität erhielten durch das Programm „Deutsch hat Klasse“ der Michael Schmidt-Stiftung ein Stipendium für das Schuljahr 2016/2017. Die Stipendien-Urkunden überreichte am vergangenen Mittwoch Michael Schmidt persönlich den Studentinnen im Spiegelsaal des Deutschen Forums in Hermannstadt im Rahmen einer Feierstunde, zu der auch die Presse und die Partner des Studienprogramms eingeladen waren. Die Vergabe solcher Stipendien soll vor allem beim Erhalt der deutschsprachigen Bildung eine ausschlaggebende Rolle spielen.

 

Der deutsche Lehrgang für Vor- und Grundschulpädagogik in Hermannstadt wurde 2012 ins Leben gerufen. Vor allem die zahlreichen unbesetzten Stellen im Lehramt sollen hierfür ein Grund gewesen sein. Die Gründung allein scheint allerdings noch nicht die Lösung des Problems zu sein. „Wir hatten in den ersten zwei Studienjahren Probleme durch die geringe Anzahl der gebührenfreien Plätze“, erklärte Liane Junesch, Koordinatorin des Lehrgangs. „Die Studentinnen, die nicht gebührenfrei studierten, waren auch im Lehramt angestellt, sie hatten sehr kleine Gehälter, von denen sie die Studiengebühren nicht bezahlen konnten. Infolgedessen haben sie Nachhilfestunden gegeben und waren dann überfordert und sind ganz ausgestiegen. Das heißt, unsere Studentenzahl ist in den ersten beiden Studienjahren fast auf die Hälfte geschrumpft“.

Aufgrund   mangelnder   Fördermittel haben in den vergangenen Hochschuljahren nur 19 Studenten den Studiengang absolviert. Scheinbar ist der Lehrgang vor allem durch die Möglichkeit, ein Stipendium der Michael Schmidt-Stiftung zu erhalten, attraktiver geworden, denn im ersten Studienjahr sind nun 15 Studentinnen. Die Voraussetzung für die Vergabe der Stipendien ist die Ausübung einer Tätigkeit im deutschsprachigen Lehrwesen, wobei die meisten Studentinnen bereits in diesem Bereich arbeiten und die notwendige Qualifizierung anstreben. Gegenwärtig gibt es insgesamt 119 freie Stellen für Grundschullehrer und Erzieher im deutschsprachigen Lehramt in den Kreisen Hermannstadt (62), Kronstadt (47) und Alba (10).

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„Sicherlich ist das ein Tropfen auf dem heißen Stein“, sagte Michael Schmidt. „Für diese Sachen sind eigentlich staatliche Organisationen und größere Organisationen zuständig. Aber genau das ist die Spezialität meiner Stiftung, unbürokratisch und schnell zu helfen“.

Dr. Paul-Jürgen Porr wies darauf hin, dass die Ausbildung der deutschen Erzieher und Grundschullehrer ausschlaggebend für die deutsche Minderheit sei und die Hilfe seitens der Michael Schmidt-Stiftung viel mehr als ein „Tropfen auf dem heißen Stein“ sei. Ohne die Ausbildungseinrichtungen für deutschsprachige Erzieher und Grundschullehrer würde in Zukunft auch die Zahl der deutschsprachigen Lehrkräfte sinken und damit auch die der Klassen, wo Deutsch unterrichtet wird, oder gar die Anzahl der Schulen. Damit würde auch die Anzahl der Deutsch Sprechenden zurückgehen. Das sei aber nicht nur ein Problem der deutschen Minderheit, sondern ein soziales Problem. Unternehmen aus dem deutschen Sprachraum kämen nicht umsonst gerade in Städte wie Hermannstadt. Diese suchten neben gut ausgebildeten Arbeitnehmern natürlich auch solche, die der deutschen Sprache mächtig seien. Porrs Dank galt u. a. Rektor Ioan Bondrea, denn obwohl der Studiengang nicht rentabel sei, sei seine Existenz ermöglicht und dieser sogar akkreditiert worden.

Gegenwärtig gibt es in Rumänien nur drei Bildungseinrichtungen, die Lehrkräfte für Grundschule und Kindergarten in deutscher Sprache ausbilden: Das Pädagogische Lyzeum in Hermannstadt, die Außenstelle Hermannstadt der Klausenburger „Babeș Bolyai”-Universität mit einem deutschsprachigen Studiengang   für   Pädagogik   der Vor-   und Grundschulbildung und den Lehrgang in Hermannstadt.

Zum Grundschulpädagogiklehrgang in Hermannstadt werden übrigens regelmäßig Professoren   aus   dem deutschen Sprachraum   eingeladen, um bestimmte Fächer des Studiengangs zu unterrichten und die Lehrstuhlinhaber aus Rumänien widmen   den   Lehrplänen   in   Hinsicht   auf   den   Spracherwerb   im Kindesalter   besondere Aufmerksamkeit. Eine wichtige Rolle spielen in dem deutschen Vor- und Grundschullehrgang in Hermannstadt auch die außerschulischen Aktivitäten. Dazu Junesch: „Gerade weil es bei uns eine Tradition ist, mit den Kindern Außerschulisches zu unternehmen, damit aus ihnen eine Klassengemeinschaft wird, und die Kinder nicht gegeneinander um die Gunst des Lehrers konkurrieren, wollen wir unseren Studierenden die Möglichkeit geben, zu erleben, wie es ist, wenn man solche außerschulischen Aktivitäten durchführt, wenn man einmal mit den Lehrern und Schülern außerhalb des offiziellen Rahmens des Unterrichts spricht.“

Livia Puia Ilie, Prorektorin der Lucian Blaga-Universität, unterstrich in ihrer Ansprache ebenfalls die Bedeutung der deutschen Sprache, nicht zuletzt im gegenwärtigen europäischen Kontext. Sie unterstrich, dass zur Tradition der Deutschen Schule immer außerschulische Aktivitäten gehörten, was als ein gutes Beispiel auch auf das rumänische Bildungssystem übertragen werden könnte.

Der Lehrgang ist in dem Gebäude des Landeskonsistoriums untergebracht, wo sich der Sitz des Departements für Protestantische Theologie der Lucian Blaga-Universität befindet. Wie auch Hauptanwalt Friedrich Gunesch seitens der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien darauf hinwies, ist die Verbundenheit von Kirche und Bildung eine historische Gegebenheit. Ein Vorhaben sei, Reparaturarbeiten am Dach des Gebäudes vorzunehmen. Außerdem sei man dabei, eine Partnerschaft zwischen der Michael Schmidt-Stiftung und der Stiftung Kirchenburgen zu starten.

Als Ehrengast dabei war u. a. auch Judith Urban, Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt. Schließlich war Deutschland der langjährige Unterstützer der deutschsprachigen Bildung hier. Mit musikalischen Einlagen verzauberten Brita Falch Leutert und Jürg Leutert am Klavier die Anwesenden.

Eine andere Aktion der Michael Schmidt-Stiftung, die vor drei Jahren gestartet wurde, ist die Ausstattung der Vorbereitungsklassen in der Region Hermannstadt mit Lehrmitteln. Diese Aktion wurde dann auch in Bukarest und in der Sathmarer Gegend fortgeführt, wo jedes Jahr etliche Schulen mit Lehrmitteln ausgestattet werden. Die Regierung habe die Vorbereitungsklassen eingeführt, aber nicht berücksichtigt, dass diese auch Lehrmittel benötigen, meinte Schmidt. Eine weitere Aktion der Stiftung ist es, bedürftigten Schülern in Deutsch-Kreuz beim Hausaufgabenmachen mit Lehrern zu helfen. „Sicherlich ist noch viel mehr zu tun. Die Stiftung ist relativ jung und nicht so groß. Wir haben im Jahr zwischen 120.000 und 300.000 Euro ausgegeben, je nach dem wo die Schwerpunkte liegen“, sagte Michael Schmidt.

Die Michael Schmidt-Stiftung wurde 2010 gegründet und hat sich die Erhaltung des siebenbürgisch-sächsischen Kulturguts zum Hauptziel gesetzt. Dies geschieht durch verschiedene Projekte in den Bereichen Restaurierung, Kultur, Tourismus und deutschsprachige Bildung.

Werner FINK

 

Foto 1: Michael Schmidt, Gründer und Präsident der Michael Schmidt-Stiftung (rechts) ließ es sich nicht nehmen, die Stipendien-Urkunden an jede der 12 Stipendiatinnen zu überreichen.

 

Foto 2: Im Namen der Stipendiatinnen sprach Angela Neamțu, Grundschullehrerin an der Schule Nr. 6 in Hermannstadt (rechts außen). Im Hintergrund am Klavier sind Jürg Leutert und Brita Falch-Leutert zu sehen.

Foto: Werner FINK

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Bildung.