Gespräch mit Sigrid Freinademetz, Organisatorin des Red Bull Romaniacs
Ausgabe Nr. 2517
Das härteste Hard-Enduro-Rennen der Welt, Red Bull Romaniacs, widmet sich seit letztem Jahr auch einer humanitären Sache. Unter dem Motto „Enduro for Romania“ haben die Organisatoren des Rennens die weltweite Gemeinschaft der Rider zu Spenden für ein gemeinnütziges Projekt aufgefordert und bei dem im Rahmen des Prologs veranstalteten Wohltätigkeits-Markt konnten 26.000 Lei gesammelt werden. Von dem Erlös der Aktion konnte die Stiftung Baby Care in Hermannstadt wichtige Geräte für die Frührerkennung von angeborenen Herzfehlern bei Neugeborenen kaufen. Von dieser Spende werden 8.000 Neugeborene profitieren. Über diese und weitere Aktionen sprach der Publizist Bogdan Brylynski mit der Organisatorin Sigrid Freinademetz.
Wie kam es zu dieser Wohltätigkeitsaktion?
Hermannstadt ist schon seit 14 Jahren unser Gastgeber. Einen großen Teil des Erfolgs verdankt das Rennen, das sich inzwischen zum bekanntesten Hard-Enduro-Rennen der Welt entwickelt hat, der Hermannstädter Gemeinschaft, der stetigen Unterstützung seitens der Stadtverwaltung, seitens der Hermannstädter, die äußerst verständnisvoll die kleinen Unannehmlichkeiten hingenommen haben, die mit der Veranstaltung eines solchen Events einhergehen und die verstanden haben, wie wertvoll Red Bull Romaniacs für die Stadt Hermannstadt ist. Gemeinsam haben wir ein sehr gutes Produkt entwickelt, das internationales Niveau hat. Red Bull Romaniacs ist weltweit bekannt, ein Beweis dafür ist die Tatsache, dass wir im Vorjahr Konkurrenten aus 45 Ländern von allen Kontinenten empfangen durften. Es war selbstverständlich, dass wir die Medienwirksamkeit dieses Events in den Dienst der Gemeinschaft stellen. Es ist leicht, denen zu helfen, die Unterstützung brauchen, wenn man ein gutes Produkt hat, das durch seine internationale Anerkennung Nutzen bringt.
Wie sehr haben sich die Teilnehmer, das Projektteam, die Rider in das Projekt eingebracht?
Es war für uns etwas komplett Neues, wir haben uns sehr viele Fragen gestellt, insbesondere zu unserer Organisationsfähigkeit, ob wir die Sachspenden entsprechend sammeln, lagern und dann an die Interessierten weiterverkaufen werden können. Es gab viele Engpässe aber ich glaube, wir haben die nötigen Lösungen gefunden, so dass diese erste Auflage unter guten Bedingungen durchgeführt werden konnte und wir ein Ergebnis erzielen, das den Unterschied macht. Ehrlich gesagt waren wir angesichts der ersten Auflage dieses Marktes absolut überrascht, wie viele Sachspenden zusammengekommen sind. Und das war nur der Anfang!
Welches waren die wichtigsten Herausforderungen in der Umsetzung des Projekts? Was hat Ihnen am meisten zu schaffen gemacht?
Ich glaube, das Einsammeln der Sachspenden war der komplizierteste Teil. Wir haben versucht, einen Sammelpunkt zu finden, der allen Teilnehmern gut zugänglich war, und damit meine ich nicht nur die Rider selbst sondern auch deren Teams, deren Assistenten, technische Teams, Familien, Freunde. Wir hatten sogar daran gedacht, Sammelstellen in den Hotels einzurichten, wo sie untergebracht waren. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass so viel zusammenkommt, denn die meisten Konkurrenten kamen mit dem Flugzeug nach Rumänien und die Fluggesellschaften haben ja bekanntlich begrenzte Möglichkeiten und wer übergewichtige Gepäckstücke hat, muss recht hohe Gebühren zahlen. Allein die Ausstattung eines Riders wiegt schon recht viel und wir hatten mit wenig Sachspenden gerechnet. Doch die Hard-Enduro-Leute sind beherzt und großzügig und alle haben sich ins Zeug gelegt, haben Zusatzgebühren bezahlt und so viele Sachen wie möglich mitgebracht.
Der Erlös der ersten Auflage ging an die Stiftung Baby Care. Wie ist die Wahl auf dieses Projekt gefallen?
Wir haben zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Alles, was wir tun, tun wir für sie. Die Kinder sind das Wichtigste auf der Welt, sie sind unsere Zukunft und es ist vollkommen normal, in die Zukunft zu investieren. Wir verfolgen seit geraumer Zeit die Tätigkeit der Stiftung Baby Care und es ist beeindruckend was diese Stiftung leistet. Dabei geht es nicht nur um die Ergebnisse ihres Projektes sondern auch um die Art und Weise, wie es den Leuten von der Stiftung gelingt, die Gemeinschaft in die Entwicklung der Geburtenklinik des Hermannstädter Kreiskrankenhauses einzubeziehen. Mehr als 2.700 Neugeborene werden in dieser Abteilung im Jahr behandelt. Praktisch können dank unserer Spende ca. 8.000 Neugeborene auf angeborene Herzfehler untersucht werden.
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung dieses Projektes in der Zukunft? Welches sind Ihre nächsten Schritte?
Die erste Auflage war ein Pilotprojekt, um es so zu nennen. Wir wollten prüfen, wie gut wir uns organisieren können, wie die Hard-Enduro-Gemeinschaft auf ein solches Projekt anspricht. In diesem Jahr wird es sicher besser werden. Wir haben schon mit der internationalen Werbung begonnen, viel früher als letztes Jahr, wir haben kleinen Organisationsdetails geregelt, um effizienter zu sein. Desgleichen beabsichtigen wir, die rumänische Enduro-Gemeinschaft möglichst stark zu implizieren, so dass wir alle Klubs von dem Hermannstädter Projekt Bescheid geben werden.
Für welche Art Sozialdienst werden sie in diesem Jahr sammeln?
Wir haben mit unseren Kollegen über die Zukunft des Projektes lange Gespräche geführt und natürlich darüber, in welchen wichtigen Bereich der Erlös der Aktion fließen soll. Wir wollen auch in diesem Jahr ein Projekt im medizinischen Bereich unterstützen und sind auf der Suche nach einem geeigneten Empfänger. Schätzungsweise werden wir eine viel höhere Summe erzielen können als im Vorjahr, angesichts der Tatsache, dass wir das Projekt schon viel früher bekannt gemacht haben. Da wir mit einem größeren Erlös rechnen, suchen wir auch ein ähnliches Projekt im Kreis Vâlcea, sozusagen das zweite Haus von Red Bull Romaniacs.
Danke für das Gespräch.
Sigrid Freinademetz.
Foto: Tibi HILA