Hans Kleins „Kleine Geschichte der antiken Religion und Denkweise“
Ausgabe Nr. 2507
Es ist ein ehrgeiziges Projekt, das sich der Hermannstädter Theologe Prof. Hans Klein in seinem neuen Buch vorgenommen hat. Der Titel sagt es schon: „Kleine Geschichte der antiken griechischen Religion und Denkweise“. Das Buch gibt eine Einführung in antike Welterklärungsversuche, von der minoischen Zeit mit ihrem Kultus der Ackerbauer und Viehzüchter, über die bekanntesten Figuren Sokrates, Platon und Aristoteles, bis hin zum Neuplatonismus in den letzten Jahren des Römischen Reiches.
Dabei berücksichtigt Prof. Klein auch die großen Epen und Tragödien und stellt die wichtigsten Götter des Olymp vor. Anhand dieser Fülle an Material zeichnet er nach, wie sich das Weltbild der antiken Griechen entwickelte und wie Religion und Philosophie dabei ineinander spielten.
Keine leichte Aufgabe, vor allem nicht für ein zierliches Taschenbuch von gerade mal 160 Seiten. Zur Hilfe kommt dem Autoren, dass er bei seinen Lesern auf viel Vorwissen hoffen kann. Zeus und die anderen Götter sind vertraute Gestalten, Tragödien wie Sophokles „Ödipus“ zumindest vom Hörensagen bekannt und manche Zitate wie „Heureka“ auch der Alltagskultur nicht fremd. Diese Vertrautheit bietet Orientierung in einem Buch, in dem es vor Anführern und Zweiflern, Göttern und Halbgöttern, Begriffen und Konzepten nur so wimmelt.
Was keineswegs bedeutet, der Autor fasse nur Altbekanntes zusammen. Überraschen wird viele Leser beispielsweise, dass in der minoischen Zeit weitgehend noch das Matriarchat herrschte, die Frau stand im Mittelpunkt religiöser Mythen. Wer je über Mathe-Hausaufgaben verzweifelt ist, wird sich außerdem freuen zu hören, dass Pythagoras gar nicht der erste Entdecker des nach ihm benannten Lehrsatzes ist. Dafür war er als Vegetarier seiner Zeit in anderer Hinsicht voraus.
Als langjähriger Hochschullehrer ist Prof. Klein es gewöhnt, Informationen knapp und übersichtlich zusammenzufassen, das merkt man dem leicht lesbaren Ergebnis an. Der Knappheit des Buches ist allerdings auch geschuldet, dass einige Begriffe ungeklärt bleiben: Hinter Wörtern wie „Gerechtigkeit“ verstecken sich bei den Philosophen vielschichtige Konzepte, die nicht mehr viel mit der alltagssprachlichen Gebrauchsweise der Wörter zu tun haben. Eine kurze Definition wäre hier und an anderer Stelle hilfreich gewesen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Die große Stärke des Buches ist allerdings, wie Prof. Klein darin die Beziehung zwischen Religion und Philosophie aufzeigt. Präzise zeichnet er nach, wo die beiden Gebiete sich beeinflussten, auseinander wuchsen oder gegenseitig im Wege standen. In dieser Verbindung liegt der Neuigkeitswert der „Kleine(n) Geschichte der antiken griechischen Religion und Denkweise“. Für Einsteiger ist es außerdem ein guter Startpunkt, um einen Überblick zu bekommen, wer wann in der Antike eine wichtige Rolle gespielt hat. Hier sind die wichtigsten Fakten dazu in einem Werk gesammelt.
Bernadette MITTERMAIER
Hans Klein: „Kleine Geschichte der antiken griechischen Religion und Denkweise“. Hrsg. vom Demokratischen Forum der Deutschen in Hermannstadt. Honterus-Verlag, 2016. 160 Seiten. ISBN: 978-606-8573-47-2