Die deutschen Medien: „Ein Teil der Identität”

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60 Jahre Radio Temeswar und 15 Jahre Funkforum in Temeswar gefeiert
Ausgabe Nr. 2506
1-im-studio-2Immer aktuell und am Puls des Geschehens, gehört die deutsche Redaktion von Radio Temeswar immer zu den wichtigsten aktuellen sowohl Nachrichtenträgern als auch Vermittlern des sozialen Lebens für die deutsche Gemeinde rund um Temeswar, ja sogar weit über Temeswar hinaus, dank der per Mittelwelle ausgestrahlten Mittagssendung”, sagte Rolf Maruhn, Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar in seiner Festrede. Vergangenen Freitag wurde das 60. Jubiläum der ersten Sendung in deutscher Sprache gefeiert, die am 4. November 1956 von Radio Temeswar gesendet worden ist. Außerdem feierte das Funkforum, der Zusammenschluss deutscher Journalisten in Mittel und Südosteuropa, 15 Jahre seines Bestehens, wobei auch das jährliche Mitgliedertreffen stattfand.

 

Zu diesem Anlass bereitete die Redaktion eine Live-Sondersendung vor, zu der Sondergäste eingeladen wurden wie der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganț, der Journalist Werner Kremm, der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen im Banater Bergland, Erwin Josef Țigla aber auch Peter Hochmuth, Präsident des Deutschsprachigen Wirtschaftsclubs Banat, Helene Wolf, Direktorin der Nikolaus Lenau-Schule sowie Mona Isabela Petzek, Leiterin des Deutschen Kulturzentrums Temeswar.

Im Anschluss ging es in den Festsaal der Nikolaus Lenau-Schule, wo es für die Freunde und Hörer von Radio Temeswar ein reiches Kulturprogramm, bestritten von Kulturgruppen und Schriftstellern aus Ungarn und Rumänien, gab. Es traten u. a. die „Neun Branauer Musikanten“ auf, das „Bawazer Gesangduo“ mit Liedern von der Oma, die „Warjascher Spatzen“, die Schriftsteller Krisztina Arnold (Fünfkirchen/Pécs), Christel Ungar-Țopescu (Bukarest), Erwin Josef Țigla (Reschitza), die NIL-Theatergruppe und der Franz Stürmer-Chor. Zuletzt sangen alle gemeinsam „Mein Heimatland” von Peter Jung, die Hymne der Banater Schwaben.

„Es waren traurige Zeiten, als Radio Temeswar gesendet hat, es gibt aber auch gute Zeiten seit 27 Jahren. die deutschen Medien in Rumänien sind ein Teil unserer Indentität“, unterstrich Ovidiu Ganț in seinem Grußwort.

Rolf Maruhn betonte, das Wichtigste sei ein Umfeld, in dem freie Meinungsäußerung und Unabhängigkeit der Medien ein garantiertes Recht ist. Er habe in seiner beruflichen Laufbahn in Ländern gelebt, wo diese Freiheit heute noch von staatlicher Seite eingeschränkt, ja sogar gänzlich unterdrückt wird.

Chefredakteurin Astrid Weisz und ihr Team setzen nun eine Tradition fort, die von der Redaktion der ersten Stunde – bestehend aus Lehrer Jens Varadi, Grundschullehrerin Ilse Krauser, und Hans Bohn – am 4. November 1956 mit der Ausstrahlung der ersten Sendung begründet wurde. Eine Unterbrechung gab es zwischen 1985 und 1989, als alle Regionalprogramme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eingestellt werden mussten.

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Heute hat die deutsche Sendung von Radio Temeswar mit zwei Stunden täglich von Montag bis Sonntag die längste Sendezeit die es jemals gegeben habe, sagte Astrid Weisz. Das Programm enthalte Rubriken, die es zum Teil seit ein paar Jahren gebe, andere wiederum pflege man seit 25 Jahren, weil das eben so beliebte Sendungen sind, oder Sendungen deren Sinn weiter fortbestehe wie z. B. „Die Schätze der Kirchenmusik” oder „Das Wort zum Sonntag” mit den römisch-katholischen und evangelischen Pfarrern hier aus der Gegend.

„Die beiden Jubiläen, die wir heute begehen, sehen wir als Festtage der deutschen Minderheit”, sagte Johann Fernbach, Vorsitzender des Regionalforums Banat. Die Radiosendung vermittle dieser Minderheit „das Gefühl des Nicht-allein-seins, das die Banater Schwaben als Ersatz für all das empfanden, was ihnen durch die Auswanderung immer mehr entzogen wurde. Es fehlten die deutschsprechenden Freunde, Nachbarn, die Kirchweihfeste”.

Die Redaktion besteht gegenwärtig aus den drei hauptberuflichen Mitarbeitern und einer freien Mitarbeiterin. Hannelore Neurohr ist bereits seit 1990 dabei. Astrid Weisz hatte vor 15 Jahren damit angefangen, noch als Schülerin als freie Mitarbeiterin Kindersendungen zu gestalten und seit 2009 übernahm sie auch die Koordinationsarbeit von Ingrid Schiffer, als diese in Mutterschaftsurlaub ging. Adrian Ardelean ist seit 2003 Jahren Mitglied des Radio-Teams und ist durch das Funkforum hier gelandet, dessen Geschäftsführer er gegenwärtig ist.

Andreas Henz ist seit 1995 Mitarbeiter von Radio Temeswar. In den ersten drei Jahren machte er Beiträge für die deutsche Sendung, danach widmete er sich der technischen Seite und ist nun einer der vier Techniker des Temeswarer Funkhauses. Die freie Mitarbeiterin der deutschen Redaktion von Radio Temeswar ist gegenwärtig Raluca Nelepcu, Chefin vom Dienst bei der Banater Zeitung. Freie Mitarbeiter gibt es eigentlich mehrere. Fotoreporter Karl Franz Szélhegyi-Windberger, liest oder trägt mit über 90 Jahren Texte fürs Radio vor u. a. auch zum Tagesgeschehen in Reschitzaer Mundart. Helen Alba geb. Kling schildert ebenfalls in der Mundart Ereignisse für Radio Temeswar. Domkapellmeister Walter Kindl gestaltet die „Schätze der Kirchenmusik“ und Arthur Funk fehlt in keinem Kulturspiegel.

Abgedeckt werden von Radio Temeswar hauptsächlich die Kreise Arad, Hunedoara und Temesch, Hörer gibt es aber auch im Kreis Bihor, in Ungarn bis nach Budapest, im Norden bis Sathmar, im Süden bis zum Banater Bergland und in Petersdorf bei Mühlbach. In Kooperation mit verschiedenen Pfarrern wird das „Wort zum Sonntag erstellt“. Die eine Stunde am Abend auf Kurzwelle kann nur im Großraum Temeswar gehört werden.

Im Rahmen des Funkforumtreffens wählten die Journalisten einen neuen Vorstand, bestehend aus drei Mitglieder Krisztina Arnold, Siegfried Thiel (Vorsitzender), Alois Kommer, die die drei Regionen Ungarn, Banat und Siebenbürgen vertreten. Adrian Ardelean bleibt weiterhin Geschäftsführer. Für 2017 möchte sich das Funkforum einen Stand aufbauen, der die Teilnahme an Veranstaltungen wie den Heimattagen der Banater Deutschen in Temeswar oder beim Treffen der Siebenbürger Sachsen in Hermannstadt ermöglichen soll. Außerdem soll für die Redakteure eine Fortbildung im Bereich online-Medien organisiert werden. Ein Vorschlag war, in dem Funkmagazin auch eine Europarubrik einzubauen und möglicherweise die Zusammenarbeit auf diesem Niveau weiter auszubauen. Außerdem stellte Ardelean auch die neue Funkforumseite vor.

Das Funkforum wurde 2001 ins Leben gerufen durch die Initiative von dem damaligen ifa-Regionalkoordinator Peter Kratzer.

Werner FINK

 

 

Chefredakteurin Astrid Weisz (am Mikrofon rechts) begrüßt als Gäste im Studio Peter Hochmuth, Präsident des Deutschsprachigen Wirtschaftsclubs Banat (2. v. r.), Helene Wolf, Direktorin des Nikolaus Lenau-Lyzeums (3. v. r.) und Mona Isabela Petzek, Leiterin des Deutschen Kulturzentrums Temeswar (links außen).                                                       Fotos: Werner FINK

Die „Warjascher Spatzen“ erfreuten die Festgäste in der Aula der Nikolaus Lenau-Schule mit ihrer guten Laune, mit flotten Tänzen und schmucken banatschwäbischen Trachten.

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Bildung, Gesellschaft, Kunst, Persönlichkeiten.