Musikalische „Kirschen“

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Streiflichter vom 15. Hermannstädter Opernfestival
Ausgabe Nr. 2501
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Drei sprichwörtliche Kirschen“ auf der Torte“ des 15. Opernfestivals in Hermannstadt, das mit der Aufführung von Beethovens bekannter Neunten“ am Freitag zu Ende gegangen ist, konnten die Hermannstädter Musikliebhaber in der Johanniskirche bzw. in der evangelischen Stadtpfarrkirche erleben.

 

Zunächst begeisterten die Jungen Musiker Cristina Radu (Sopran), Ciprian Dancu (Klarinette) und Steffen Schlandt (Orgel und Klavier) die zahlreichen Musikliebhaber in der Johanniskirche am 21. September mit Liedern und Opernarien. Das eher ungewöhnliche Trio hätte auch einige Werke mehr aufführen können, viel zu schnell verging die Zeit.

Begeistert von der vollen Kirche und der aufmerksamen Zuhörerschaft war auch die Komponistin und Musikwissenschaftlerin Carmen Petra-Basacopol, der das Konzert am 23. September in der Johanniskirche zur Feier ihres 90. Geburtstags gewidmet war. Die gebürtige Hermannstädterin (sie feierte ihren 90. am 5. Oktober d. J.) sagte im Anschluss an das Konzert, es sei viel besser besucht gewesen als in Bukarest.

Zu Gehör brachten ihr Sohn Paul Basacopol, Bass an der Bukarester Nationaloper, der Pianist Cristian Vais, die aus Frankreich angereiste Sopranistin Mihaela Mingheraș, die Sopranistin Mihaela Stanciu und der Bariton Valentin Vasiliu (beide Nationaloper Bukarest) sowie der Harfenist Ion Ivan Roncea ausschließlich Werke der Jubilarin. Zunächst drei lautmalerisch ausgefeilte Präludien für Harfensolo, ausgezeichnet interpretiert von dem Ausnahme-Harfenisten Ion Ivan Roncea, der schon seit langem nicht mehr in Hermannstadt konzertiert hat. Darauf angesprochen sagte er, man habe ihn nicht mehr eingeladen. Schön wäre es, wenn man dies nachholen könnte. Dann erklangen Vertonungen von Gedichten rumänischer Autoren und Autorinnen wie Mariana Dumitrescu, Marin Sorescu, Mihai Eminescu, Lucian Blaga, Zaharia Stancu, George Bacovia und Tudor Arghezi zur Harfen- oder Klavierbegleitung. Alle vier Solisten machten ihrem Namen Ehre mit ihren einfühlsamen Vorträgen, die das Publikum in ihren Bann zogen. Bestimmt hat dann der oder die eine oder der oder die andere Zuhause zu einem Gedichtband dieser Schriftsteller gegriffen, um die Musik und den Text noch einmal auf sich einwirken zu lassen. Dem Publikum dürfte aufgefallen sein, wie selten diese Werke in Konzerten zu hören sind, obwohl sie sowohl von der Dramatik und der Chromatik besonders aussagekräftig die mehr oder weniger bekannten Texte zur Geltung bringen.

Eine Verarbeitung rumänischer Volksmusik stand auch auf dem Programm: „Masca din Nereju“ (Die Maske aus Nereju) aus der Suite „Impresii din Muzeul Satului“ (Eindrücke aus dem Dorfmuseum), souverän gespielt von dem Pianisten Cristian Vais. Besonders eindrucksvoll kamen die Vertonungen von George Bacovias düsteren Gedichten „Moină“ (Tauwetter) und „Rar“ (Selten) herüber, und boten dem Bariton Valentin Vasiliu die Gelegenheit, zu beweisen, dass er zu den besten dramatischen Baritonsängern gehört. Die Werke sind ihm regelrecht auf den Leib komponiert, könnte man meinen.

Auf den Leib ihres Sohnes Paul Basacopol komponiert war auch die Vertonung von Tudor Arghezis „Greierele“ (Die Grille), das zum Abschluss des Konzertes erklang und dem Bass erlaubte, seine schauspielerischen Fähigkeiten voll zum Ausdruck zu bringen. Selbst die anwesende Komponistin war begeistert und klatschte beim Stehapplaus kräftig mit.

Die dritte „Kirsche“ konnten am 29. September rund 400 Musikliebhaber in der evangelischen Stadtpfarrkirche genießen: Das „A Capella”-Konzert des renommierten Madrigal-Chores (Corul Naţional de Cameră Madrigal).

Insgesamt haben rund 3.000 Hermannstädter und Gäste die 12 Veranstaltungen im Rahmen der Jubiläumsausgabe des Opernfestivals besucht, die von mehr als 800 Künstlerinnen und Künstlern aus dem In- und Ausland bestritten wurden, gab die Hermannstädter Staatsphilharmonie bekannt.

Beatrice UNGAR

 

Gruppenbild mit Komponistin (v. l. n. r.): Valentin Vasiliu (Bariton), die Komponistin Carmen Petra Basacopol, Ion Ivan Roncea (Harfe), Mihaela Mingheraș (Sopran), Mihaela Stanciu (Sopran), Paul Basacopol (Bass) und Cristian Vais (Klavier).                                      

Foto: die Verfasserin

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Musik.