Brukenthals Taschenuhr, ein Symbol des 200. Jubiläums des Brukenthalmuseums
Ausgabe Nr. 2497
Der „Orientalische Salon” im ersten Stock im Nordflügel des Brukenthalpalais wurde vergangenen Donnerstag für den Publikumsverkehr geöffnet. Der Raum war in den 50-er Jahren geschlossen und zum Lager umfunktioniert worden. Im neu eröffneten Raum wird nun auch die Taschenuhr Baron Samuel von Brukenthals, des ehemaligen Gubernators von Siebenbürgen und Museumsgründer, zum ersten Mal als Teil der Dauerausstellung gezeigt und wurde außerdem von den Museumsvertretern zum Symbol des Jubiläumsjahres 2017 gewählt. Im nächsten Jahr feiert nämlich das Brukenthalmuseum 200 Jahre seit die Sammlungen Brukenthals seinem Testament entsprechend der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.
Eine eigenartige Melodie hört man beim Betreten des schmalen „Orientalischen Salons“ im ersten Stock des Brukenthalmuseums. Der Kenner wird die Melodie als einen Ausschnitt aus Niccolò Paganinis „Karneval von Venedig“ einstufen. Diese Melodie spielt die Taschenuhr Brukenthals.
Jahrzentelang soll der Raum als Schatzkammer des Museums gedient haben. Die Gegenstände sollen sich heutzutage in spezialisierten Lagern befinden. Die Wände des Raums werden von einer „chinesischen Tapete“ geschmückt, hergestellt in Wien. Laut Museumsdirektor Sabin Adrian Luca seien es die letzten Räume in Europa, in denen Original-Tapeten dieser Art an den Wänden erhalten sind. In anderen Einrichtungen in Europa sollen nämlich nur Kopien der Originale zu sehen sein, die Originaltapeten werden in den Depots aufbewahrt. Der Direktor verriet, dass gegenwärtig daran gearbeitet wird, auch andere Räume für die Besucher zu öffnen.
Im neu eröffneten Raum habe man eigentlich nur eine „Entstaubung” durchgeführt, ohne an deren Struktur zu arbeiten, sagte Dorin Barbu, Chef der Restaurierungslabors des Museums. Unter anderem wurden die Holzbestandteile des Raumes gereinigt und neu angestrichen, natürlich mit Rücksicht auf die goldenen Verzierungen und die Spuren der gepanzerten Türen des zwischenzeitlichen Lagers oder die Spuren von Möbelverschiebungen beseitigt. Im Raum befindet sich u. a. auch ein einzigartiger Kamin im Rokoko-Stil.
Brukenthals Taschenuhr hat Dorin Barbu, Chef des Restaurierungslabors des Brukenthalmuseums in Zusammenarbeit mit dem Uhrmacher Hermann Filker bereits im Jahr 2012 restauriert. Eingriffe hatten dabei beide Mechanismen nötig, sowohl das Uhrwerk als auch der Mechanismus, der die Melodie wiedergibt. Das Glas der Uhr hat der Künstler Ioan Tămâian geblasen und die Melodie, die die Uhr spielen kann, identifizierte Dirigent Tiberiu Soare. Die Kette wurde von der stellvertretenden Direktorin des Museums Dana Hrib gespendet und das Schlüsselchen von Dorin Barbu nachgebaut, da das Original verlorengegangen ist. Die Uhr war bereits Teil einer Ausstellung des Brukenthalmuseums im Musée d’Art de la Ville de Luxembourg.
Hergestellt wurde die Uhr in der Werkstatt des Schweizers Jaques Ruegger in Genf in der Zeitspanne 1780-1800. Die Uhr hat einen Durchmesser von 6,3 Zentimeter und wiegt 147 Gramm. Die Uhr verfügt über zwei Mechanismen: Der eine ist für die Uhr und der andere für die Melodie. Auf die Frage ob es die älteste oder wertvollste Uhr des Museums ist, erfuhren die Anwesenden, dass das Museum auch über ältere Uhren verfügt. Eine solche Uhr sei das „Ei von Nürnberg“, an dessen Restaurierung aber Dorin Barbu noch arbeite.
Die Taschenuhr ist zum Symbol des Jubiläumsjahres 2017 erkoren worden, weil es dem Museum ähnlich die Beständigkeit und Funktionsfähigkeit symbolisiert, sagte Museumsdirektor Luca.
Im Rahmen des Projektes BEFORE 200 werden bereits seit August verschiedene Aktivitäten im Vorfeld des 200. Jubiläums organisiert. Zu diesen gehört die Fotodokumentation-Ausstellungsserie zu den Museen und Kollektionen in Rumänien sowie die Poster-Austellung im Innenhof „Eine über 200 Jahre alte Geschichte oder Von den Anfängen des Brukenthalmuseums”. „Ein Symbol das sich mit der Vernissage der Ausstellung etabliert hat, war Samuel von Brukenthals Taschenuhr. Sowohl die Uhr als auch das Museum sind zwei Projekte die es seit 200 Jahren gibt. Wir nennen die Uhr ein Herz das weiterhin schlägt“, sagte Dana Hrib.
Ebenfalls im Rahmen des Projektes BEFORE 200 wird auch das vom Grafiker des Museums Chris Balthes entworfene Logo (siehe Bild weiter unten) und das Motto „Für uns wird die Zeit in Jahrhunderten gemessen” des Jubiläumsjahres vorgestellt. Das Logo besteht in der grafischen Darstellung der Zahl 200, die teilweise mit einem Doppelstrich gezeichnet ist, wobei die zwei Nullen Augen verkörpern, und damit den visuellen Kontakt, das Betrachten symbolisieren. Die Schrift ist ebenfalls einzigartig. Dargestellt wird das Logo in einer freundlichen-natürlichen Magenta-Färbung oder auch Schwarz-Weiß.
„Für 2017 planen wir eine Agenda, die im Oktober diesen Jahres bekannt gegeben wird wobei die tatsächliche Eröffnung am 25. Februar stattfindet und zwar mit einer aktualisierten Version der Ausstellung Meisterwerke, die bereits 2007 im Palais eröffnet wurde“, sagte Dana Hrib. Weiterhin werde zur gleichen Zeit im Rahmen der Fotodokumentation-Ausstellungsserie als Höhepunkt eine Ausstellung eröffnet, in der das Brukenthalmuseum selber vorgestellt wird. Im Stichekabinett sei eine Neuhauser-Ausstellung geplant.
Werner FINK
Dorin Barbu und die Taschenuhr Brukenthals.
Foto: der Verfasser