2. Internationaler Tanzsportwettbewerb Transylvanian Grand Prix in Hermannstadt
Ausgabe Nr. 2499
Schnelle Wiener Walzer, vornehme Slowfox oder feuerige Chachas bzw. Sambas, das alles gab es vergangenes Wochenende in der Transilvania-Halle beim Transylvania Grand Prix-Tanzsportwettbewerb. Zu diesem Anlass waren bekannte Tanzsportler aus Europa nach Hermannstadt gekommen und setzten sich ohne weiteres durch, u. a. Kathrin Menzinger und Vadim Garbuzov (Österreich) in der Europäischen Meisterschaft Showdance Latin oder Annette Sudol und Simone Segatori (Deutschland) im WDSF World Open Standard (16-35 Jahre). Wie erwartet belegten die Paare Paul Moldovan und Cristina Tătar sowie Alexandru Miculescu und Andra Păcurar (beide Rumänien) die ersten beiden Plätze im WDSF World Latin Open (16-35 Jahre).
Als Niveau soll der Transilvanian Grand Prix hinter den Grand Slams im Tanzsport das zweitwichtigste Ereignis sein. Die Europäische Profi-Meisterschaft für Latin-Showtanz galt als eine Neuheit hier in Hermannstadt. Hier muss jedes Paar seine Show um ein Thema herum aufbauen. Damit erhofften sich die Veranstalter vor allem das Hermannstädter Publikum anzulocken, was scheinbar auch gut gelang. Extra für diesen Teil waren 9 ausländische Wertungsrichter gekommen. Die Bewertung unterscheidet sich nämlich von den anderen Wettbewerben im Tanzsport, da hier sowohl die künstlerische als auch die technische Seite der Darbietung, ähnlich wie beim Eiskunstlauf, bewertet wird. Außerdem soll diese Kategorie im Tanzsport seit nicht allzulanger Zeit eingeführt worden sein.
Elena Duicu und Andrei Mangra schafften in der Europäischen Meisterschaft für Latin-Showtanz den zweiten Platz obwohl sie seit knapp einem Jahr zusammen tanzen. Ihre Show hatten sie „Grease“ (mit John Travolta und Olivia Newton-John) nachempfunden. Als einfach unbesiegbar war das Paar Kathrin Menzinger und Vadim Garbuzov aus Österreich. Mit der Show „I’m a refugee” (Ich bin ein Flüchtling) trafen sie ins Schwarze. „Es war eine riesengroße Herausforderung dieses Thema tänzerisch umzusetzen”, sagte Kathrin in einem Interview. „Wir sind zum ersten Mal hier in Hermannstadt und ich glaube, wir haben es geschafft das Herz der Leute zu berühren”. Das nächste Ziel ist nun im November den Weltmeistertitel in der Austrian Open zu verteidigen. Begleitet wurden die beiden von Kathrins stolzen Eltern Monika und Wilfried Menzinger. Die Eltern hatten auch schon in ihrer Jugend getanzt allerdings nur zwei-drei Jahre lang, in der Anfängerkategorie. Kathrin tanze seit sie sechs ist, erzählte der Vater. Ihr erster Partner sei ihr Bruder Patrick gewesen. Ähnlich mag es wohl auch bei Annette Sudol und Simone Segatori gewesen sein, die sich unbeirrt im WDSF World Open Standard (16-35 Jahre) mit eleganten Englischen Walzern, flotten Quicksteps oder feuerigen Tangos den Weg auf das Siegertreppchen bahnten. Simone Segatori ging nämlich nach Deutschland um mit Annette zu tanzen. Das World Open Standard mag für die beiden ein Kinderspiel gewesen sein, nicht aber für jedes teilnehmende andere Paar. Neun Paare, die hier teilnahmen, sollen nämlich der ersten besten 24 Paaren der Welt angehören, sowie weitere 3-4 Paare der Top 50. Das rumänische Paar Rareș Cojoc und Andreea Matei landete auf Platz sechs.
„Wir haben ein schönes Jahr hinter uns auf Weltebene im Tanzsport“, sagte Mircea Gavrilă, u.a. Vorstandsmitglied des Rumänischen Tanzsportverbandes, zuständig für Außenbeziehungen, noch im Vorfeld des Wettbewerbs. „Wir haben bereits in Rumänien andere zwei Veranstaltung-
en organisiert und zwar die Europäische Standard Jugendmeisterschaft und die Weltmeisterschaft für Junioren II.“ Die Transilvanian Grand Prix befinde sich eigentlich bei der 6. Auflage, denn sie wurde erst in Kronstadt organisiert und dann aber aus verschiedenen Gründen nach Hermannstadt verlegt. Rumänien habe gegenwärtig im Tanzsport drei Weltmeistertitel und einen EM-Titel. In diesem Jahr habe man laut Gavrilă vor, das Projekt „50.000 Stele” (50.000 Sterne), zur Förderung für Personen mit Behinderungen, im Tanzsport zu starten. In anderen Ländern gäbe es bereits schon Möglichkeiten für Personen mit Behinderungen im Tanzsport wobei auch paralympische Europäische Meisterschaften und Weltmeisterschaften organisiert werden.
Haupttreibkräfte der Veranstaltung waren außer Gavrilă Șerban Rotaru und seine Partnerin Daniela Apației. Șerban Rotaru ist übrigens ein ehemaliger Brukenthalschüler und tanzte erst beim Tanzclub Forever Dance in Hermannstadt. 2005 gründete er gemeinsam mit seiner Partnerin den Club Fantasy Dance. Der Schwerpunkt des Tanzclubs liege auf Leistung. Hier werden u. a internationale Trainingcamps organisiert. Von Fantasy Dance nahmen 25 Paare am Wettbewerb teil. Der nächste Transylvania Grand Prix findet zwischen dem 15. und 17. September 2017 statt.
Werner FINK
Paul Moldovan/Cristina Tătar und Alexandru Miculescu/Andra Păcurar auf dem Podium des WDSF World Latin Open.
Foto: der Verfasser