„…gemeinsam bauen wir die Burg (um)“

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Lautet das Motto des Partnerschaftsprojektes Sommerschule Holzmengen“
Ausgabe Nr. 2492
 
 

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Auf dem ehemaligen evangelischen Pfarrhof in Holzmengen und im Pfarrhaus, das von dem „Europäischen Jugendbegegnungszentrum Kirchenburg Holzmengen e.V.“ betrieben wird, herrschte vor kurzem geschäftiges Treiben. Im Hof waren Zelte aufgestellt, überall war sorgfältig gestapeltes Baumaterial zu sehen, an der Mauer war eine Dusche im Freien hergerichtet und in der alten Scheune dampfte es aus den Töpfen auf der Kochstelle. Ein langer Tisch stand da und am anderen Tischende befand sich die Schlafstelle von Robert Kerker, Fachlehrer für Elektrotechnik an der Heinrich-Wieland-Schule Pforzheim. Im Haus wurde an der elektrischen Installation gerackert, auch ein Pressebüro war dort eingerichtet, überall Staub und Geräusche von verschiedenen Werkzeugen. Arbeitsatmosphäre eben. Was war da im Gange?

 

Seit sechs Jahren besteht zwischen der Heinrich-Wieland-Schule Pforzheim (HWS) und dem „Henri Coandă“-Berufskolleg in Temeswar eine Schulpartnerschaft. Beide Schulen haben die Profile Elektrotechnik, Metalltechnik, Informationstechnik und Mechatronik. Nun wurde ein Projekt auf die Beine gestellt, in dem beide Schulen Hand in Hand zusammen arbeiten können.
„Jeder lernt von Jedem und gemeinsam bauen wir die Burg (um)“ ist der Leitspruch des Projekts. Im Kern geht es darum, die alte Kirchenburg in Holzmengenund die umliegenden Gebäude elektrotechnisch auf den neuesten Stand zu bringen.

Das Projekt wurde von der HWS-Abschlussklasse „Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik“ entwickelt und geplant. Im aktuellen Projekt wird das alte Pfarrhaus auf dem Kirchenburg-Areal elektrotechnisch kernsaniert. Die Umsetzung erfolgt vor Ort in Rumänien vom 16. bis 29. Juli 2016.
Jeden Tag haben die Schülerinnen und Schüler (14 aus Pforzheim und 7 aus Temeswar) von 7.15 bis 8 Uhr einen Sprachkurs in Rumänisch, Englisch und Deutsch mit Margarethe Gärtner, Französisch- und Mathematiklehrerin (Pforzheim) und Vladimir Rusu, Deutschlehrer in Temeswar. Als Ergebnis erstellten sie mit Hilfe einer selbst entwickelten App (EDERO) ein multimediales dreisprachiges Wörterbuch, wobei Englisch als „Brückensprache“ diente. Wie bei unserem Besuch zu bemerken war, funktionierte die Kommunikation sehr gut. Dazu hatten auch die gemeinsamen Ausflüge in die Fogarascher Berge und die beiden Grillabende beigetragen. Zu letzteren waren auch Jugendliche aus der Gemeinde eingeladen worden. Die Temeswarer Schule bietet auch das Profil Gastronomie an und dies kam der Verköstigung zugute, die soweit zu erfahren war, vorzüglich von statten gegangen ist.

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Wie dies Projekt – kurz „Sommerschule Holzmengen“ genannt – zustande gekommen ist, erzählte Robert Kerker der Hermannstädter Zeitung. 1960 in Temeswar geboren, hatte er daselbst studiert und bis zu seiner Auswanderung 1981 an der Technischen Universität Physik unterrichtet. In Deutschland wurde er Elektroingenieur und arbeitet u. a. in der angewandten Forschung. Von 1995 bis 2006 war er in Rumänien als Geschäftspartner eines Reiseveranstalters tätig. Seit 2004 ist er Fachlehrer in Pforzheim. Bei einem Besuch im Sommer 2015 lernte er durch Vermittlung von Pfarrer Hans Georg Junesch in Holzmengen Diana Mureșan kennen, die Vorsitzende des Vereins, der Pfarrhaus und Kirchenburg und seit kurzem auch die alte Schule betreut. Im März 2016 wurde das Pfarrhaus vermessen und es wurden konkrete Sachen besprochen. Das Projekt ist auf zehn Jahre ausgelegt und es sollen neben dem Pfarrhaus auch die Schule, die Kirchenburg und der Gemeindesaal saniert werden, sagt Kerker. Da gibt es noch viel zu tun, muss man sagen, aber wie es aussieht, auch Hände, die anpacken können.

Wer mehr über den Projektablauf erfahren möchte, dem empfiehlt Heiko Körnich, Lehrer für Informations- und Medientechnik und Pressesprecher des Projekts: „Unter folgendem Link auf unserer Webseite finden Sie den Blog mit den täglichen Berichten aus Holzmengen: http://www.hw.pf.bw.schule.de/joomla/index.php/besonderheiten/internationale-beziehungen?id=168″

Beatrice UNGAR

 

Moira Helk, Heiko Körnich, Alisia Rüchel (v. l. n. r.) Schülerinnen und Lehrer aus Pforzheim/Deutschland im Pressebüro der Sommerschule.

 

Cătălin Dancău, Ovidiu Giura (v. l.) Schüler aus Temeswar.

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Bildung.