„So eine Preisverleihung habe ich noch nie erlebt”

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Ungarischer Gulaschkönig war begeistert bei den 7. Hungarikum-Tagen in Hermannstadt dabei
Ausgabe Nr. 2488
 
 

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„Ich beschäftige mich seit 18 Jahren mit Festivals, eine ähnliche Ergebnisbekanntmachung habe ich noch nie erlebt“, sagte Csányi Sándor aus Szolnok, auch der „Gulaschkönig“ genannt. Er hatte gerade den ersten Preis für den besten Gulasch dem Team Operettissimo“ aus Klausenburg überreicht, das schon am Freitagabend Operettenarien vorführte und deren Mitglieder nun vor Freude die Anwesenden mit einer letzten spontanen Show überraschten. Und musikalische Begleitung gab es auch, denn das Trio, das noch zuvor für die Tanzaufführung der „Fenyőcske“ gespielt hatte, war herübergeeilt. Im Rahmen der diesjährigen Hungarikum-Tage konnten die Teilnehmer wieder eine ganze Palette ungarischer Werte kennenlernen. Ob Operettenarien, Gulasch, Musik, Tanz oder Handwerkerprodukte: Das alles war dabei.

 

Das Festival startete vergangenes Wochenende im Ratturm, wo Gulaschkönig und Ehrengast Csányi Sándor eine Fotoausstellung über ungarische Gastronomie vorstellte, Momente aus der Geschichte des Gulaschfestivals in Szolnok, das er noch 1999 ins Leben rief und das unter den ersten Festivals dieser Art in Ungarn war. Bereits die erste Auflage war erfolgreich, denn es soll 100 „Bogrács“ (Kochkessel) gegeben haben. Heutzutage soll es auf diesem Festival in Szolnok schon über 500 Kochkessel geben, von denen etwa 200 am Wettbewerb teilnehmen. Wer den allerbesten Gulasch kocht, wird zum Gulaschkönig gekrönt. Diese Art von Festivals wurden vor allem durch ihn verbreitet, nicht nur in Ungarn, sondern im gesamten Karpatenbecken, wo Ungarn leben, u. a in der Wojwodina, in der Slowakei, der Ukraine oder in Siebenbürgen. Im September organisiert er die 18. Auflage des Gulaschfestivals in Szolnok.

Csányi Sándor soll 2006 den größten Gulasch der Welt in einem 4.060 Liter großen Kessel gekocht haben. Eine ganze Woche lang sollen die Metzger die etwa 70 Schafe vorbereitet haben. Insgesamt soll der Inhalt des Kessels drei Tonnen gewogen und 7.500 Portionen enthalten haben.

„Wenn der Mensch zu forschen beginnt, merkt er, dass die ungarische Küche von zwei Seiten beeinflusst wurde“, sagte Csányi. Einerseits gebe es den italienische Einfluss durch die Heirat von König Matthias und zweitens den Einfluss der siebenbürgisch-sächsischen Küche. Schließlich sage man, dass die siebenbürgische Küche die „Wiege der ungarischen Küche“ sei. Spezialitäten, wie im Kochbuch von Bornemisza Anna von 1680, in dem damalige siebenbürgische Kochtechniken beschrieben werden, soll er auf jeden Fall schon gekocht haben.

Bis in den 16 Kesseln im Rahmen des Gulaschkochwettbewerbs am Samstag im Freilichtmuseum gekocht wurde, buk Csányi seine „Gulyáspogácsa“, sein Gulaschgebäck, und am Sonntag bereitete er den „Alföldi Csiperkés Marhagulyas“ zu, für den er erst einige Tage davor die Herkunftsschutzmarke HIR (Hagyományok-Ízek-Régiók, Traditionen-Geschmack-Region) erhalten hatte.

Die diesjährigen Hungarikum-Tage standen zum ersten Mal auf der offiziellen Kulturagenda der Stadt. Dies gab Levente Serföző, Hauptveranstalter und Vorsitzender des HID-Vereins, in seiner Ansprache im Rahmen der offiziellen Eröffnung bekannt.

Aus Szolnok mitgekommen war übrigens eine ganze Delegation, geleitet von Molnár Beáta, Vorsitzende des Contact Mentálhigiénés Konzultációs Szolgálat in Szolnok, ein Verein, der ein Bürgerinformationszentrum betreibt. Die Delegation wurde auch im Bürgermeisteramt empfangen. Ziel sei es, eine Städtepartnerschaft zwischen Szolnok und Hermannstadt zustandezubringen oder wenigstens eine enge kulturelle Zusammenarbeit.

Teil der Szolnoker Delegation waren auch die Schüler von der Tanzabteilung der Magiszter Fényes Adolf-Kunstfachschule, die nach der offiziellen Eröffnung am Freitag ihre Galavorstellung aufführten. Abgeschlossen wurde der Freitagabend mit Operettenarien, aufgeführt von Operettissimo aus Klausenburg, deren Mitglieder gleichzeitig Mitarbeiter der Ungarischen Oper in Klausenburg sind. Schließlich ist die Operette als ein Hungarikum anerkannt worden.

Am Samstag fand der Gulaschkochwettbewerb im Freilichtmuseum statt. Csányi, der Vorsitzender der Jury war, schaute mit bedenklicher Miene auf die Ergebnisse. Außer einer, höchstens zwei Mannschaften schien keine seinen Erwartungen zu entsprechen, und auch diese hätten den Gulasch wahrscheinlich eher zufällig richtig zubereitet, sagte Csányi. Als nun die Ergebnisse bekannt gemacht wurden stellt sich heraus, dass der beste Gulasch dem Team „Operettissimo“ gehörte. Als Hauptkoch war Rigmányi István eingesprungen, der noch am Abend zuvor auf der Bühne Operettenarien gesungen hatte. „Ich pflege nicht zu kochen“, verriet Rigmányi. Er habe das Gulaschrezept hier und da, von Freunden gelernt. Ob Wissen oder eher Anfängerglück half, „Operettissimo“ schaffte im Gulaschkochwettbewerb den ersten Platz.

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Alle Teilnehmer und Neugierigen hatten am Sonntag schließlich einen Wunsch: den Hunger mit einem guten Gulasch zu stillen. Wer auch den Durst stillen wollte, konnte es mit einem guten kühlen Igazi Csiki Sör tun.

Im Rahmen der Konferenz „Transylvanikum versus Hungarikum“, erzählte Széman Péter, Vorsitzender des Bildungsvereins der Siebenbürgischen Ungarn (EMKE) von dem „Hungarikum“ genannten Gesetz von 2012, das der Entdeckung und Hervorhebung von Werten in Ungarn diene. Nach der Gesetzesänderung von 2015 bestehe die Möglichkeit, dass auch Ungarn außerhalb der Grenzen Werte vorschlagen, mit der Möglichkeit, dass die als regional gesehenen Werte in das Nationale Ungarische Register aufgenommen werden. Hungarikums seien übrigens diejenigen Werte, die durch ihren Charakter und ihre Bedeutung einen ganz besonderen Schutz, Erhalt und eine ebensolche Hervorhebung erfordern.

In Siebenbürgen wurde eine Kommission, bestehend aus neun Mitgliedern, ins Leben gerufen. Von 140 Vorschlägen seien nun 95 als regionale, siebenbürgische Werte anerkannt worden, die übrigen bleiben „lokale“ Werte. An Ungarn wurde noch kein Vorschlag zur Aufnahme gemacht, da man warte, dass weitere Werte vorgeschlagen werden.

Im Rahmen der Konferenz stellte Eugen Vaida die TransilvaniaNet-Organisation vor und sprach von deren bisherigen Tätigkeiten und Zielen. Mirela Iancu, Marketingleiterin des Freilichtmuseums, sprach von den Tätigkeiten der letzten Jahre, die nicht zuletzt als Ergebnis den Multikulturellen Pavillon habe, wo auch die Konferenz abgehalten wurde.

Werner FINK

Réka VERES

 

Foto 1: Die siebente Auflage der Hungarikum-Tage veranstaltete das Ungarische Kulturbüro Hermannstadt am vergangenen Wochenende. Im Programm gab es auch den beliebten Gulasch-Kochwettbewerb, der am Samstag im Freilichtmuseum im Jungen Wald stattgefunden hat. Unser Bild: Der Gulasch-König Sándor Csányi (links mit erhobenem Arm) erwies sich auch als guter Sänger und Unterhalter bei der Preisverleihung des Gulasch-Kochwettbewerbs, den die Klausenburger Singgruppe Operettissimo“ gewonnen haben.          

 

Foto 2: Das Folkloreensemble Fenyőcske“ (Tännchen) aus Sankt Georgen/Sfântu Gheorghe zeigte ungarische Volkstänze auf der kleinen Bühne im

Freilichtmuseum.

 

Fotos: Werner FINK

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gastronomie, Gesellschaft.