„Ich bin nicht Freddie!”

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In Bukarest rockte Queen mit Musiker Adam Lambert bis die Fetzen flogen
Ausgabe Nr. 2487
 
 

4-Adam-Lambert

25.000 Zuschauer haben in Bukarest zusammen mit der legendären englischen Truppe Queen und dem US-Musiker Adam Lambert gerockt, bis der Parlamentspalast gebebt hat. Auch wenn es für eingefleischte Freddie Mercury-Fans unglaublich schien, konnte der Frontmann das Publikum überzeugen und machte allen klar, dass es nur einen einzigen Freddie gibt, und zwar für immer. Queen tourt zur Zeit durch Europa, mit dabei sind zwei der vier Bandmitglieder: der Gitarrist Brian May und Drummer Roger Taylor.

 

Bereits um 16 Uhr durften sich am 21. Juni die Fans vor dem Parlamentspalast versammeln, denn ab 17.30 Uhr begannen die Konzerte. Die ersten zwei Bands, die Engländer von Electric Pyramid und die Bulgaren von Jeremy? mussten gegen die erschlagende Hitze ankämpfen, und auch als die rumänische Band Grimus um 20 Uhr auftrat, konnte man noch keine Abkühlung der Außentemperatur spüren. Trotzdem spielten die Bandmitglieder ihre bekanntesten Hits und konnten so langsam das Publikum in Stimmung bringen. Als Vortruppe von Queen auf die Bühne zu treten sei ein wahrgewordener Traum, erklärte Grimus-Frontmann Bogdan Mezofi. Einfach war es nicht für die Truppe, die alternativen Rock spielt, denn der größte Teil des Publikums kam erst während ihres Konzertes oder zog es vor, sich bei einem Glas Wasser oder Bier abzukühlen.

Und auch der Bedienungsteil klappte tadellos – ein wunder Punkt, wie Konzertbesucher sich in Bukarest oftmals beschwerten: Keine fünf Minuten musste man warten, um ein kühles Getränk zu erhalten, das bei über 35 Grad Celsius dringend nötig war. Ein großer Pluspunkt für die Organisatoren also.

Kurz vor 21 Uhr wurde es spannend für das Publikum, und die Band ließ nicht lange auf sich warten. Die Pünktlichkeit zeigte, dass die Bandmitglieder großen Respekt vor ihrem Publikum haben. Punkt 21 Uhr ging es los: Ganz in schwarz mit einer großen Sonnenbrille lief Adam Lambert auf die Bühne, zusammen mit Brian May und Roger Taylor und in Begleitung weiterer Musiker.

Adam Lambert, der im Rahmen des Musikwettbewerbs „American Idol” entdeckt wurde und seit einigen Jahren mit Queen konzertiert, spielte pausenlos und mit voller Kraft „The Hero”, „One Vision”, „Hammer to Fall”, „Seven Seas Of Rhye” und „Stone Cold Crazy”.

Dann bedankte sich Lambert erstmal bei den Queen-Mitglieder Brian May und Roger Taylor und auch beim Publikum, für das Aushaltevermögen in der Hitze. „Es ist heiß hier, wie in einer Sauna!”, lachte er weiter, um dann wieder ernst zu werden und zu erklären, dass es für immer einen einzigen Freddie Mercury geben wird. „Ich bin nicht Freddie”, erklärte er dann schlicht, „aber ich liebe Freddie und ihr liebt Freddie!“ stellte er im Weiteren klar, und somit wurde er seinem Idol gerecht „Wir wollen Queen und Freddie Mercury heute Abend zelebrieren!“ rief er im Anschluss, wobei das Publikum mehrere Minuten „Freddie” rief.

Lambert sang tatsächlich in seinem eigenen Stil und bewies fantastische musikalische Qualitäten, denn Queens Musik ist nicht so einfach zu bewältigen. Dazu kommt auch die Tatsache, dass Adam Lambert selbst ein einzigartiger und ausgefallener, schon fast exzentrischer Showman ist, der zwei Stunden lang das Publikum unterhalten kann.

Die eingefleischten Queen-Fans wurden überhaupt nicht enttäuscht, denn die Orchestrierung blieb trotzdem gleich, so dass sich jeder Fan damit identifizieren und mitsingen konnte. Tatsächlich sangen die meisten die zwei Stunden pausenlos mit, denn es folgten „Another One Bites The Dust“, „Fat Bottomed Girls” und „Play The Game”.

Bei „Killer Queen” bewies Adam Lambert auch schauspielerisches Talent, er kam als Drag Queen gekleidet, auf zentimeterhohen Stöckelschuhen und sang von einem Thron aus Leder.

Ein weiterer Moment, der dem ehemaligen Frontmann gewidmet wurde, war „Don’t Stop Me Now”, bei dem Lambert nochmals beweisen konnte, dass er nicht zufällig mit Queen konzertiert. „Somebody to Love” galt als eine weitere Prüfung für den Amerikaner. Er überzeugte jedoch durch seine Stimme auch den letzten Kritiker.

Der Gitarrist Brian May, der vor einigen Wochen bereits in Bukarest konzertierte, machte sich zusammen mit dem Publikum und dem beleuchteten Parlamentspalast im Hintergrund ein Foto, ein „Selfie”, um dann das Publikum zu Tränen zu rühren: Zusammen mit dem Publikum und in Begleitung einer akustischen Gitarre sang er „Love of My Life”. Im Hintergrund war dabei Freddie Mercury zu sehen, was für Gänsehaut sorgte, als auch Freddies Stimme zu hören war.

Der Drummer Roger Taylor strahlte in „A Kind of Magic”, bei dem auch Brian May einen Solo-Moment hatte. Dann kam Adam Lambert auf die Bühne zurück, um zusammen einem weiteren, im Frühjahr dieses Jahres verstorbenen Musiker einen Moment zu widmen: „Under Pressure”, im Original von David Bowie zusammen mit Queen gespielt.

„Crazy Little Thing Called Love” brachte wieder Rhythmus ins Publikum, ein guter Moment, die weiteren Bandmitglieder vorzustellen: Pianist Spike Edney, Bassist Neil Fairclough und Drummer Rufus Taylor. Die Band wurde bis auf den Drummer, der einen „Dialog” mit Tyler hatte, eher im Hintergrund gehalten, allerdings waren sie ein weiterer Pluspunkt der Show, der viel zur Queen-Musikqualität beitrug.

„I Want to Break Free”, „I Want it All”, und „Who Wants to Live Forever” konnten nicht fehlen, danach folgte ein Solo-Moment von Brian May. Perfekt synchronisiert wurde damit ein fantastisches Lichterspiel, das die gleichen Designer hatte wie die Olympischen Spiele in London 2012.

„Tie Your Mother Down” folgte auf der Playlist, gefolgt von „Bohemian Rhapsody”, mit einem weiteren Original-Queen-Moment und „Radio Gaga” beendeten das Konzert. Das Publikum erwachte aus der Trance, um eine Zugabe zu verlangen. Die Musiker kehrten auf die Bühne zurück, erst die beiden Queen-Mitglieder, dann der Solist und dann der Rest der Band. Die Fans wussten schon, was kommen musste. Sie begannen zwei Mal mit den Beinen zu stampfen und ein Mal in die Hände zu klatschen. Dieser Rhythmus konnte nur eines bedeuten: „We Will Rock You“! Das von Brian May im Jahr 1977 geschriebene, hymnenartige Lied, weckt alle Geister. Nicht umsonst stellte die Musikzeitschrift Rolling Stone dieses Lied in ihren Top 500 der besten Lieder aller Zeiten. Die ganze versammelte Menge sang oder schrie – je nach musikalischer Begabung – den Refrain mit. Zum Schluss folgte das Sieger-Lied schlechthin. Es vergeht kein Turnier und keine Meisterschaft, bei der dieser Song nicht zum Schluss gesungen wird: „We Are The Champions”. Kleine Klammer: Sogar US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump findet das Lied toll, denn er verwendet es gerade in seinem Wahlkampf, was Brian May gar nicht gut findet. Er will es ihm verbieten.

Adam Lambert trug beim Interpretieren der beiden letzten Songs, als Tribut für Freddie Mercury, eine Krone. Das Konzert endete episch, wie jedes Konzert der Band seit ihrem Bestehen seit den 1970-er Jahren mit „God Save the Queen”, bei dem die Musiker sich vom Publikum verabschiedeten. Alles wurde in Gold getaucht, als Tausende Konfettis über dem Platz explodierten – die meisten Zuschauer nahmen diese als Souvenirs mit.

Zurück blieben Queen-Fans, die keinen Moment enttäuscht wurden, sondern sogar positiv überrascht waren und die fast einstimmig erklärten, dass das eines der besten – wenn nicht das tollste überhaupt – Konzert in Bukarest war.

Ruxandra STĂNESCU

Cynthia PINTER

 

Mitten auf der Bühne wurden auf einem Bildschirm Momente aus dem Konzert (hier Adam Lambert) und Teile von alten Videos ausgestrahlt.

Foto: Mugur FRĂȚILĂ

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Musik.