„Ein großer Geist“

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Nobelpreisträger Elie Wiesel ist tot
Ausgabe Nr. 2488
 
 

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„Stellen wir uns den Frieden und die Gerechtigkeit in unserer Welt vor, die möglich wären, wenn wir alle wie Elie Wiesel leben würden“, sagte der US-Präsident Barack Obama in seinem Nachruf auf den Friedensnobelpreisträger von 1986, der am 2. Juli 2016 in New York gestorben ist.

 

Elie Wiesel ist am 30. September 1928 in Sighet (heute Sighetul Marmației) in Rumänien geboren und wurde 1944 mit allen Juden aus diesem Ort ins Konzentrationslager Auschwitz und dann nach Buchenwald deportiert. Sein Vater ist in Buchenwald gestorben. Eindrucksvoll berichtet er darüber in seiner Autobiographie, die 1958 unter dem Titel „La Nuit“ in Paris erschienen ist. Die deutsche Fassung erschien in zwei Bänden: „Alle Flüsse fließen ins Meer“ und „…und das Meer wird nicht voll“. Sein Einsatz gegen Gewalt und Rassismus sowie dafür, die Erinnerung an die Opfer des Holocaust zu erhalten, brachten ihm 1986 den Friedensnobelpreis. Dafür bezeichnete ihn das Internationale Auschwitz-Komitee als „Lehrer der Menschheit“, dem „kein Weg zu weit und kein Anlass zu gering“ gewesen sei, „Menschen über die Schrecken und Verbrechen von Auschwitz zu informieren.“

Rumäniens Staatspräsident Klaus Johannis drückte in einem Kondolenzschreiben vom 3. Juli d. J. seine tiefe Trauer über den Tod des Auschwitzüberlebenden Elie Wiesel aus: „Als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten, der diese Fähigkeiten voll ausgenützt hat, um die Tugenden der Toleranz und der Freiheit zu fördern, wird Elie Wiesel im Gewissen der Menschheit als ein großer Geist verankert bleiben, der sich der Tyrannei widersetzt und sich unermüdlich für die Sache der Schwachen eingesetzt hat.

Rumänien, das Land, in dem er geboren wurde, ehrt ihn mit vollem Respekt. Die hohe Lebenslektion, die Elie Wiesel der Menschheit geschenkt hat, wird für uns stets eine moralische Inspirationsquelle sein.

Elie Wiesel ehrte uns seinerseits, als er den Vorsitz der Internationalen Kommission für das Studium des Holocaust in Rumänien angenommen hat sowie durch seine Tätigkeit in diesem Amt. Mit ihm verlieren wir alle eine der stärksten Stimmen, die sich gegen das Vergessen und den Negationismus erhoben haben.“

B.U.

 

Elie Wiesel (1928-2016).

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Persönlichkeiten.