Drachen und Geistergrün

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Lesungen im Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt
Ausgabe Nr. 2484
 
 

4-Marchenborn

Zwei Lesungen haben die Mitarbeiter des Deutschen Kulturzentrums Hermannstadt vor wenigen Tagen in der eigenen Bibliothek organisiert. Hansi von Märchenborn hat, wie der Name schon sagt, Märchen erzählt, mit der Autorin Tanja Dückers haben die Schüler sehr schöne Farbennamen ge- und erfunden.

Der Geschichten- und Märchenerzähler Hansi von Märchenborn hat am letzten Maitag im Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt Märchen aus aller Welt erzählt, gespannt haben die Schüler nicht nur gelauscht, sondern auch lauthals gesungen. Denn der Künstler brachte nicht nur seine Freunde (aus Ton), den Igel Karlchen und den Hasen Häschen mit, sondern auch seine Gitarre und ein Đàn bầu, eine einsaitige vietnamesische Stabzither.

Der Erzähler erfreute die Kinder mit bekannten und weniger bekannten Märchen, unter anderem eines des siebenbürgisch-sächsischen Volkskundlers Joseph Haltrich. Immer wieder gab es musikalische Einlagen, dazu mussten die Kinder mitzählen, wie oft der Ausdruck „Ei, ei, ei, das gibt’s wohl nicht” zu hören war, denn unter den richtigen Antworten wurde eine CD mit Märchenliedern ausgelost.

Der gelernte Physiker ist seit 17 Jahren aus dem Beruf ausgestiegen, hat sich als Erzähler etabliert und ist insbesondere in Thüringen oft unterwegs, um Groß und Klein Märchen und Geschichten zu erzählen. „In den 60er und 70er Jahre war ich bereits in Rumänien auf Besuch, zum Märchenerzählen bin ich aber zum ersten mal in Siebenbürgen.”

Das Leben als Märchenerzähler ist zwar schön, auch wenn es manchmal „nicht so einfach ist”, gab Hansi von Märchenborn zu, doch das sei ein schönes Leben, obwohl er zu „der kleinen Künstlergruppe angehöre, die sich alleine über Wasser halten muss.” Allerdings ist der Künstler nicht alleine in diesem Beruf, denn in Deustchland gibt es eine Europäische Märchengesellschaft, deren Mitglieder sich zwei Mal im Jahr treffen.

4-Duckers

Auch das Leben als Autor ist nicht immer ganz einfach, wie die Berliner Schriftstellerin, Journalistin und Kunstkritikerin Tanja Dückers erklärte, doch zumindest in Deutschland kann man vom Schreiben leben. Dazu gehören nicht nur ein bisschen Glück, sondern auch viel Selbstdisziplin, so die Autorin, die eigentlich zu mehreren Genres schreibt.

In Hermannstadt stellte die Autorin ein Kinderbuch vor, „Katzenaugen-grüne-Trauben-Blitzer-Glitzer-geistergrün”. Das Wortspiel aus dem Titel begeisterte die Schüler, insbesondere als es klar wurde, dass das eine ganz genaue Farbe ist, die die Hauptgestalt des Buchs, Lara, erkannt hat. Wie viele Nuancen von grün es auf dieser Welt gibt, wird erst klar, nachdem man das Buch, das von Katja Gehrmann illustriert wurde, liest. Igittspinatgrün, wackelpuddinggrün, meerjungfraugrün und Jägermeister-Kleister-weißte-was-grün sind nun einige Farben von grün, die man somit auch genau beschreiben kann. Am Ende der Lesung durften die Kinder auch zusammen mit der Autorin verschiedene Nuancen von Blau finden, denn vielleicht gibt es zu diesem Buch, das im Hanser Verlag erschienen ist, auch eine Fortsetzung.

Inzwischen ist die Autorin aber ganz fleißg: „Ich arbeite zur Zeit an einem Kinderbuch für Kinder ab 9, in dem ich über Krieg erzähle – was ist Krieg und wie erzählt man Kindern davon -, und an einem Buch für Erwachsene, über Berlin vor der Wende und eigentlich auch das Berlin meiner Kindheit.”

Ruxandra STĂNESCU

 

Für eine aufmerksame und glückliche Hörerin gab es am Ende eine CD von Hansi von Märchenborn.

 

Wie viele „Blaus” kann man finden, wollte die Autorin Tanja Dückers nach der Lesung herausfinden…                                

Fotos: die Verfasserin

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kinder.