Die Zahnärztin Oana Dumitrescu hat für Auslandskunden keinen Aufpreis
Ausgabe Nr. 2480
Oana Dumitrescu ist seit 2002 ihr eigener Chef: Wie viele Zahnärzte in Rumänien hat sie ihre eigene Praxis und macht ihren Job leidenschaftlich – ob Rumänisch oder Deutsch. Über das Leben als Zahnarzt und das System sprach sie mit HZ-Redakteurin Ruxandra S t ă n e s c u. Eins ist sicher, auswandern will sie nicht.
Ist es kompliziert, eine Zahnarztpraxis in Rumänien zu eröffnen?
Ich bin eigentlich nur umgezogen, da sind mir einige Schritte erspart geblieben, es war allerdings weder einfach, noch billig… Aber jetzt habe ich mir die Praxis nach eigenem Wunsch eingerichtet, natürlich unter strenger Einhaltung der Normen. Bis Ende des vergangenen Jahres habe ich auch in einer Klinik gearbeitet, aber jetzt will ich mich einfach auf meine schöne neue Praxis konzentrieren.
Was empfehlen Sie frischgebackenen Zahnärzten: eigene Praxis oder Mentoring?
Mentoring, ohne Zweifel. Da muss ich auch direkt meine Mentorin, Delia Roşca, erwähnen, ich habe nicht nur in den ersten drei Jahren jeden Tag was Neues gelernt, sie hat mir auch ihre Liebe für das Handwerk weiter gegeben. Die Erfahrung war einfach nur positiv!
Aber…
Aber es ist schwierig, einen Zahnarzt zu finden, der dazu bereit ist. Ich hatte Glück, denn die meisten Ärzte sind nicht einmal bereit, junge Kollegen für das Sommerpraktikum bei sich zu nehmen. Das erfordert nämlich Energie, Zeit… Ich war erstaunt, als für einen Studenten seine Mutter mit mir sprechen musste. Dabei ist es sehr wichtig, dass wir unsere zukünftigen Kollegen schulen, denn wenn sie später wegen mangelnder Erfahrung schlechte Entscheidungen für die Patienten treffen, tragen wir auch einen Teil der Schuld.
Sie sind eine von Vielen…
Ja, wir sind 535 Zahnärzte bei etwa 135.000 Einwohnern.
Ist das viel oder wenig?
Im Vergleich zum Westen viel, aber betrachtet man die geringe Anzahl der verkauften Zahnbürsten und Zahnpastatuben im Land, stimmt die Anzahl. Und mit der Vorsorge klappt es einfach nicht. Ich biete kostenlose Untersuchungen an und in knapp 15 Jahren Praxis habe ich keine 15 Personen überzeugt, regelmäßig zu Kontrollen zu kommen.
Sie sprechen auch Deutsch. Was haben Sie davon?
Bonuspunkte bei der Kommunikation (lacht). Ich habe Kunden aus dem Ausland, weil hierzulande die Preise viel kleiner sind. Da ist es natürlich viel einfacher mit der Kommunikation. Ich arbeite mit keiner Tourismusfirma zusammen – da entwickelt sich sehr stark der Zahnarzttourismus, – dafür habe ich keine speziellen Preise für Ausländer und bin auch im Programm flexibler. Allgemein arbeite ich ohne Programmierungen, für meine Kunden ist das aus Erfahrung besser. Wenn also eine größere Arbeit ansteht, dann komme ich außerhalb des Praxisprogrammes.
Sie sprachen über viel kleinere Preise.
Ja, eine Keramik-Krone kostet hier zum Beispiel 100 bis 150 Euro, in Deutschland oder Frankreich oft über 700 Euro.
Warum der Unterschied?
Auf jeden Fall haben wir gleich gute Materialien. Ich kaufe und arbeite mit ausländischen Produkten, hauptsächlich aus Holland, Deutschland und den USA. Aber das Einkommen ist hier viel geringer, das Versicherungssystem funktioniert nicht wenn wir ehrlich sind, da könnte sich kaum einer eine Krone leisten.
Sie arbeiten nicht mit der staatlichen Kasse zusammen?
Nein, das klappt bei mir nicht. Da gibt es nur Unmengen von Papieren und Bürokratie, dann muss man höhere Preise einrechnen als auf dem freien Markt und am Ende kriegt man pro Monat zwischen 50 und 2.000 Lei für alle Patienten – das ist so gut wie nichts. Bevor ich diese Zeit verschenke, biete ich lieber kostenlose Kontrollen an und den Kindern bringe ich das richtige Zähneputzen auch kostenlos bei.
Kann man trotzdem als Zahnarzt leben?
Ja, sogar dezent. Auch wenn sich manche Kollegen beschweren… viele wollen im Ausland arbeiten, da verdient man natürlich besser, meistens arbeitet man in einer Klinik… bei uns haben viel mehr Zahnärzte ihre eigene Praxis, da hat man gute und schlechte Zeiten – quasi eine One-Man/Woman-Show.
Sie wollen nicht weg?
Nein, durch die fehlende Vorsorge-Untersuchungen habe ich so faszinierende Fälle – kein Vergleich zum Ausland. Ich mag es spannend und schwierig.
Für die Ärzte wäre es besser, wenn die Versicherung tatsächlich funktionieren würde?
Für mich auf jeden Fall ja, denn es gibt so viele arme Leute hier, und man muss die Kosten ja decken, ich lebe außerdem von dieser Dienstleistung… da würde mein Gewissen entspannter sein. Übrigens, Gewissen braucht man in diesem Job genauso viel wie Handwerklichkeit, Logik, Psychologie, und das kommt immer seltener vor, denn das müsste gelernt werden.
Apropos Schulung: Kann man sich in Rumänien weiterbilden?
Es gibt sehr gute Symposien, Kurse, Kongresse in Rumänien. Leider wurde das auch in Bukarest politisiert, denn wo Macht ist, ist auch Geld. Und da muss man von den Zahnärzten Geld holen, weil diese Geld haben. Und dann werden die Kongresse in Rumänien mit mehr Punkten vorgesehen, als die im Ausland zum Beispiel, denn es ist wichtig, dass das Geld in die richtigen Taschen fließt. Weiter wird dann auch nicht kontrolliert, viele Zahnärzte schicken das Geld und bekommen eine Teilnahmebestätigung und die passende Punkteanzahl und das war’s dann mit dem Lernen. Bei Materialien findet das Gleiche statt: Ein Paket Watte kostet privat 2 Lei, für die Praxis 10 Lei. Und das zahlt schon wieder der Patient…
Dafür haben sie das Recht, kleine Schönheitseingriffe zu machen, wie Lifting mit Hyaluronsäure-Spritzen.
(lacht) Ja, ich habe Schnecken im Garten… wenn ich mich nicht für die Rechte der Tiere einsetzen würde.. Nein, das hat nichts mit meinem Job zu tun, ich liebe zu sehr mein Handwerk und Geld um jeden Preis ist nicht mein Ding. Ich bleibe bei der Stomatologie.
Vielen Dank für das Gespräch!
In Schellenberg bei Hermannstadt (neben Dedemann) ist die Praxis von Dr. Oana Dumitrescu zu finden, auf Facebook unter www.facebook.com/Cabinet-Stomatologic-Dr-Oana-Dumitrescu. Foto: die Verfasserin