„Das Herz ist für die Roma-Bevölkerung offen“

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Ein weiteres Elijah-Projekt für Roma in Holzmengen zustande gebracht
Ausgabe Nr. 2479
 
 

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„Wir stehen hier vor einem großartigen Werk, für die junge Generation einer schwer benachteiligten Bevölkerung, die unsere Freunde geworden sind“, sagte Peter Mitterbauer, ein Unterstützer des Roma-Projektes und fügte hinzu: „das Jugendbildungshaus Stella Matutina, Morgenstern, ist das vorläufige Krönungswerk von Pater Georg und Ruth“. Vergangenen Freitag wurde das Haus Stella Matutina, ein weiteres Projekt des Vereins Elijah, in Holzmengen eingeweiht, im Beisein der Vereinsgründer Pater Georg Sporshill und Ruth Zenkert, den Spendern und Unterstützern aus Österreich sowie kirchlichen Vertretern.

 

Auf die Frage einer Teilnehmerin, welches das Geheimnis der erfolgreichen Erziehung der Kinder sei, antwortete Pater Sporschill: „Ich kenne nur eines: das Wort ‚Mulțumesc frumos‘, ‚danke schön‘. Wenn die Kinder dieses eine Wort lernen und fühlen und Dank empfinden können, ist die Erziehung gelungen. Dankbare Kinder wissen, was in ihnen streckt, welches Glück sie haben, was sie alles tun können und wem sie zu danken haben.“

Die „Stella Matutina“ sei gemacht worden für die Jugendlichen aus der Region, „die arbeiten wollen, die helfen wollen“, sagt Sporschill und fügt hinzu: „Hier soll ein kleines Europa entstehen, die Jugend soll an Europa selber bauen. Das hier ist nun das Herz der Organisation Elijah, das in Neudorf, Ziegenthal und Holzmengen aktiv ist. Das Herz ist natürlich für die Roma-Bevölkerung offen“.

Das Haus, das als Zentrum für die Elijah-Gemeinschaft gelten soll, verfügt über fünf Zweibettzimmer für Schützlinge, Helfer und Gäste. Die Zimmer tragen Namen von starken Frauen aus dem Alten Testament. Das wichtigste ist der Gemeinschafts- und Ausbildungsraum mit Lehrküche und Wirtschaftsräumen. Der Innenhof des Gebäudes und die große Terrasse eignen sich für Feste und Konzerte. Angelegt werden soll auch ein Gemüse- und Obstgarten für die Eigenversorgung.

Für die Elijah-Gemeinschaft und die Jungen werden die Mädchen unter fachlicher Anleitung täglich das Mittag- und Abendessen zubereiten. Dabei lernen sie Kochen, Tisch Decken und Servieren. Die Schönheit der Räume und die Pflege der Gemeinschaft soll in ihnen den Wunsch erwecken, aus dem Kreislauf des Elends auszubrechen. Der Dank der Gastgeber galt vor allem den österreichischen Spendern und Unterstützern des Projektes „Stella Matutina“ Peter und Traudl Mitterbauer, Wolfgang und Traudl Berndt, Alfred Heinzel, Wolfgang Hochreiter, Bernhard und Doris Kittel, Franz Rauch und dem Architekten Alexander Fend. Bei der Eröffnung dabei waren aber auch der Präsident des Vereins Elijah in Österreich und Alt-Landeshauptmann Herbert Sausgruber und Gattin Ilga Sausgruber sowie Vizepräsidentin Federica Rhomberg mit ihrem Gatten Konstantin Rhomberg.

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Als Ehrengast dabei waren Ilarion Făgărășeanul, Bischof des orthodoxen Erzbistums Hermannstadt, Pater Marius Taloș, der Provinzial der rumänischen Jesuiten, der orthodoxe Ortspfarrer Călin Roajdă sowie der Bürgermeister Ionel Visa. Dieser erinnerte daran, dass ohne die Hilfe des Vereins und dessen Unterstützer, es nie möglich gewesen wäre, solch großartige Ziele zu erreichen. Er versprach auch seinerseits, das Beste zu tun. Zum Ziel gesetzt habe er sich, mehrere Projekte durchzuführen, z. B. durch Zuschüsse von der Europäischen Union alle Straßen in Holzmengen modernisieren zu lassen. Ein weiteres Projekt bezüglich Wasser und Kanalisation möchte er in Ziegenthal/Țichindeal durchführen.

Musikalisch untermalt wurde das Ereignis von einer Blaskapelle bestehend aus Kindern, die im Rahmen von Elijah geschult werden. Mit zwei Auftritten erfreute die Tanzgruppe „Alegria“ aus dem Sozialzentrum Casa Thomas aus Neudorf die Gäste. Moderiert wurde die Veranstaltung von Mihai Hașegan.

Nicht umsonst beendete Peter Mitterbauer seine Rede mit der Frage „Was kommt als Nächstes?“. „Wir arbeiten weiter“, verriet nämlich Pater Sporschill in einem Gespräch. Das nächste Projekt, das noch in diesem Jahr gemacht werde, sei ein Sozialzentrum mit Arztzimmer, da wo die katholische Kirche, Schule und Pfarrhaus in Holzmengen sind.

Die Kirche soll dabei weiterhin als ein Gebetshaus genutzt werden.

In der Stadt Feldkirch (Vorarlberg), dem Heimatort von Pater Georg Sporschill, gab es das Jesuitengymnasium mit hervorragendem Ruf, das den gleichen Namen trug wie das Sozialzentrum in Holzmengen, „Stella Matutina“, und das in den vergangenen Jahrhunderten dreimal geschlossen und wieder geöffnet worden ist. Seit 1977 ist im Gebäude des alten Stella Matutina das Landeskonservatorium untergebracht. Die Schließung des Kollegs sollte aber nicht als eine Entscheidung gegen den Bildungsauftrag des Ordens gewertet werden. Im Gegenteil sollte es dort zumTragen kommen, wo die Not am größten ist. Im Sinne der 34. Generalkongregation des Ordens wurde die Devise „Glaube und Gerechtigkeit“ der neue Leitfaden für den Bildungsauftrag des Ordens. Weltweit wurde ein Jesuitenflüchtlingsdienst eingerichtet, in Lateinamerika wurden Schulen, die bis dahin nur von der Oberschicht besucht werden konnten, für alle Kinder geöffnet. „Modellcharakter haben in diesem Sinn gewiss die Arbeit von P. Georg Sporschill in Rumänien und die Errichtung eines Jesuiten-Gymnasiums in Kosovo“, schreibt Pater Josef Bruhin SJ, ehemaliger Schweizer Provinzial in einer diesbezüglichen Broschüre.

Pater Georg Sporschill feiert übrigens im Juli, im Rahmen des von Elijah veranstalteten Festes „Dansul Corbilor“ (Der Rabentanz), seinen 70. Geburtstag.

Werner FINK

 

Bild 1: Die Alegria“-Tanzgruppe von dem Sozialzentrum Casa Thomas aus Neudorf/Noul des Elijah-Vereins führte auch einen Walzer auf.

Bild 2: Peter Mitterbauer (am Rednerpult) bei seiner Ansprache im Hof des Jugendbildungshauses (links ist Pater Georg Sporschill zu sehen)

Fotos: der Verfasser

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Soziales.