Zur sechsten Auflage des Festivals „25 Stunden Theater Non-Stop“
Ausgabe Nr. 2477
15 Theaterstücke, 4.000 Zuschauer, 14 Schauplätze, in 25 Stunden. So könnte man die sechste Auflage des Festivals „25 Stunden Theater Non-Stop“ kurz zusammenfassen. Von Jahr zu Jahr ist das Festival, das vom Hermannstädter Verein BIS organisiert wird, immer beliebter. Vor allem Jugendliche nehmen eine schlaflose Nacht gerne in Kauf, um sich an unkonventionellen Orten wie Klubs und Bars Theaterstücke anzusehen. Das Festival fand am Wochenende von Samstag auf Sonntag (16.-17. April), in Hermannstadt statt.
Mit einem ausverkauften Gastspiel aus Bukarest begann der Theatermarathon am Samstagabend im Theatersaal des „Radu Stanca“-Theaters. „4X4 Gestalten“ hieß die Aufführung des „Teatrul Spiritual“, unter der Regie von Daniela Marin. Die meisten Zuschauer kamen wohl, um den beliebten Schauspieler, Komiker und Musiker Gyuri Pascu live auf der Bühne zu sehen. Der gebürtige Agnethler erlangte mit der Comedian-Gruppe „Divertis“ in den 1990-er Jahren landesweite Berühmtheit. Die vier Schauspieler ernteten während der Vorstellung viel Applaus. Es gab einige amüsante Momente und die Schauspieler bewiesen viel Improvisationstalent als eine ungeplante Strompanne sowohl Bühne als auch Zuschauerraum im Dunkeln ließ. Gyuri Pascu sorgte für lautes Gelächter, als er die Telefonnummer von RENEL auswendig zu nennen wusste. Eine Stunde und vierzig Minuten später verließen die Schauspieler Ioana Ancea, Alice Nicolae, Andrei Rosu und Ioan Gyuri Pascu nach minutenlangem Stehapplaus die Bühne.
Es folgte ein eher unkonventionelles Theaterstück im „Gong“-Theater, mit einer genauso unkonventionellen Bühne. Auf gleicher Höhe mit dem Zuschauer, an einem Tisch mit drei Stühlen und einer Couch spielte sich das Stück „Blackbird“, in der Regie von Andrei und Andreea Grosu ab. In U-Form rings um diesen Tisch saßen in mehreren Reihen die Zuschauer. Die in den hinteren Reihen konnten kaum etwas sehen. Die Nähe des Publikums zu den beiden Schauspielern Florentina Gleznea und Constantin Cojocaru sollte die Zuschauer dazu verleiten, Richter an einer schockierenden Begebenheit zu sein. Das Stück des zeitgenössischen englischen Dramaturgen David Harrower zeigt ein Gespräch zwischen einem 60-jährigen Mann und einer Frau, die vor 20 Jahren, damals im Alter von 12 Jahren, ein sexuelles Verhältnis mit ihm hatte. Es stellt sich dabei die Frage: War es Vergewaltigung? Kann es in dem Alter Liebe gewesen sein? Der Zuschauer bekommt keine wirkliche Antwort auf diese Fragen und muss sich auch den Ausgang selber vorstellen.
Für das hartgesottene, nachtaktive Publikum ging das Festival ohne Unterbrechungen weiter an Orten wie der Unimat-Halle in Schellenberg, dem Atrium-Café am Kleinen Ring oder dem Imperium-Pub in der Heltauergasse. Wie jedes Jahr war die Morgengymnastik unter der Leitung des beliebten Hermannstädter Schauspielers Florin Coșuleț, diesmal in der Heltauergasse, ein voller Erfolg. Und der Theatermarathon ging am Sonntag bis spät abends weiter und endete mit einem Konzert der Band „Lipicioșii“ im Oldies-Pub.
Der Festivalsleiter Bogdan Sărătean sagte zur diesjährigen Ausgabe des Festivals: „Es war eine der besten Ausgaben bisher und das ist ein Zeichen, dass unser Festival nun reif geworden ist. Wir haben positives Feedback bekommen, sowohl von den Künstlern als auch von den Zuschauern, was uns motiviert, mit Elan und viel Enthusiasmus an die Arbeit für die nächste Ausgabe gehen lässt. Wir glauben, dass diese Veranstaltung schon zu einem nationalen Brand geworden ist und wir hoffen, im nächsten Jahr zusätzliche Partner als Unterstützer des Festivals für uns zu gewinnen.“ Cynthia PINTER
Szenenbild aus dem Stück „4×4 Gestalten“ mit Ioan Gyuri Pascu, Ioana Ancea und Andrei Roșu (v. l. n. r.).
Foto: die Verfasserin