Raucherspaziergang

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Zigarren- und Pfeifenraucher-Kreis in Hermannstadt
Ausgabe Nr. 2475
 
 

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Der Kreis der Zigarren- und Pfeifenraucher in Hermannstadt veranstaltete seinen ersten Raucherspaziergang. Seit dem Rauchverbot sitzt dieser auf der Straße und kann nicht wie gewohnt an seinem Stammplatz rauchen.  

Dienstag acht Uhr abends. Eine Gruppe von sieben Menschen sitzt im Café Wien. Sie bestellen sich Getränke und holen ihre Pfeifen und Zigarren hervor. Doch sie zünden sie nicht an, wie sie es an jedem letzten Dienstag im Monat machen. Gelassen sitzt ein älterer Herr mit langem, weißem Bart am Tisch. Er beginnt seine Pfeife zu stopfen und genießt dabei seinen Kaffee. Dann ertönt es von der Seite: „Um halb acht wollen wir los!“ Die Gruppe bezahlt ihre Getränke und geht raus. Draußen wird dann erst einmal ein Gruppenfoto gemacht und der erste „Flash Smoke“ des Kreises der Pfeifen- und Zigarrenraucher beginnt. Dabei geht es um einen gemeinsamen Spaziergang der Genussraucher. Sie wandern über den Huet-Platz zum Großen Ring. Das Wetter ist verhältnismäßig warm für einen Märzabend und so kann sogar etwas Gemütlichkeit aufkommen. Aber etwas stört. Der Spaziergang ist nicht ganz freiwillig. Früher trafen sie sich immer im Café Wien, um mit einem Dach über dem Kopf zu rauchen und die Genusskultur hochzuhalten. Seit dem 16. März d.J. ist das jedoch nicht mehr möglich. Rumänien, das bis dahin einer der letzten Raucherbastionen in der Europäischen Union war, führte ein Rauchverbot ein. Nach diesem ist das Rauchen in jedem öffentlichen Raum untersagt. Als öffentlichen Raum wird dabei alles betrachtet, was mindestens zwei Wände und ein Dach hat. So ist es dem Kreis nun nicht mehr möglich, an ihrem gewohnten Ort, ihrer Leidenschaft nachzugehen. Also entschlossen sie sich, einen Spaziergang zu machen. Dabei wurde auch das Rauchverbot debattiert. Von Diskriminierungen und vom Schaden für die Ladenbesitzer ist die Rede. „Seit der Entdeckung Amerikas gehört das Rauchen zur europäischen Kultur“, sagte Stefan Bichler Mitglied und Begründer des Kreises dazu. Weiterhin sagte er: „Meiner Ansicht nach ist Rauchen nicht gesund. Es wird von vielen Menschen aber als Genuss und als Bereicherung der Lebensqualität empfunden. Daher finde ich es zwar gut und richtig, dass der Staat in seinen Einrichtungen Nichtraucher schützt, aber ich finde alle Initiativen, die über den eigentlichen Nichtraucherschutz hinausgehen übertrieben und gelinde gesagt als Zumutung. Rauchen gehört zur europäischen Kultur. Auch diesbezüglich muss der Staat Respekt zeigen.“ Dabei versteht er den Spaziergang nicht als Protest gegen das Gesetz sondern als Notgedrungene Aktion.

So bleibt den Liebhabern des Pfeifen- und Zigarrenrauchens für die Zukunft nur, auf gutes Wetter zu hoffen, wenn sie ihre Spaziergänge machen. Zumindest so lange, bis sie eine legale Möglichkeit finden, um wieder mit einem Dach über dem Kopf ihrer Leidenschaft nachzugehen.

Dennis MÜLLER

Beim Flash-Smoke“ auf dem Großen Ring.                

Foto: der Verfasser

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Soziales.