Ausgabe Nr. 2474
Zum 150. Geburtstag von Octavian Smigelschi
Der rumänische Maler, Bildhauer und Graphiker Octavian Smigelschi wurde am 21. März 1866 in Groß-Logdes/Ludoșul Mare heute einfach Ludoș, im Kreis Hermannstadt geboren und starb am 10. November 1912 in Budapest. Aus Anlass seines 150. Geburtstags wurde im Multimediasaal des Brukenthalmuseums im Blauen Stadthaus in Hermannstadt eine Ausstellung eröffnet, die den Künstler als „innovativen und emblematischen Maler des 20. Jahrhunderts" feiert.
Den meisten Hermannstädtern ist Smigelschi als Autor der monumentalen Innenmalerei in der rumänisch-orthodoxen Kathedrale in der Fleischergasse/Mitropoliei bekannt. Den Auftrag hatte er übrigens auf Empfehlung des Kronstädter Malers Friedrich Mieß erhalten, der damals Mitglied der von der orthodoxen Metropolie für die Vergabe einberufenen Jury gewesen ist.
Einige von Smigelschis Entwürfen dazu entdeckte der Vereinsvorsitzende Alexandru Constantin Chituță in dem Lagerraum des Brukenthalmuseums. Die großflächigen Zeichnungen wurden 2015 in einer Ausstellung im Festsaal der Astra-Bibliothek gezeigt und zum Großteil auch restauriert.
„Zwischen den Pforten des Orients und der Renaissance des Okzidents" lautet der Titel der Ausstellung mit monumentaler Malerei, die ebenfalls am Montag der Vorwoche in der evangelischen Stadtpfarrkirche eröffnet wurde. Im Eingangsbereich sind zwei Riesenentwürfe für Engelgestalten in der orthodoxen Kathedrale in Hermannstadt zu sehen, in der Ferula weitere großflächige Entwürfe u. a. für die Innenmalerei der Blasendorfer griechisch-katholischen Kathedrale.
Die Werke stammen zum Großteil aus den Beständen des Hermannstädter Brukenthalmuseums, einzelne Exponate stellten das Klausenburger Museum Siebenbürgens und das Bukarester Nationale Dorfmuseum Dimitrie Gusti sowie Privatpersonen zur Verfügung. Zu diesen gehörte auch die bei der Vernissage anwesende Enkeltochter des geehrten Künstlers, die Künstlerin Anamaria Smigelschi (1938 als viertes Kind des Architekten Victor Smigelschi geboren), die dem Brukenthalmuseum ein eigenes Werk schenkte. Zum Abschluss überreichte Chituță den Hauptveranstaltern Gedenkmedaillen.
Wer am Montag Abend unter einem rosigen Himmel durch die Altstadt schlenderte, wurde durch einzigartige melodische Töne, die aus dem geöffneten Portal der evangelischen Stadtpfarrkirche zu hören waren, angelockt und betrat neugierig und wie hypnotisiert die Kirche, wo ein leider nicht angekündigtes Konzert zur Eröffnung der Ausstellung zu Kirchenmalereien von Octavian Smigelschi, gegeben wurde.
Thema des Konzerts war das Portal zwischen Orient und Okzident. Dabei wurde gezielt auf die gewollte Spannung zwischen Ost und West und die Begegnung dieser beiden Elemente aufgebaut. Vier Ausnahmemusiker haben die Besucher bezaubert: Radu Nechifor auf der Panflöte, Alexandru Crăciun an der Pauke, Medve Sandor auf seiner Trompete und die Stadtkantorin Brita Falch Leutert an der Orgel. Es wurden Werke des berühmten Panflöten-Virtuosen Gheorghe Zamfir (für Panflöte und Orgel) vorgetragen, als Vertreter des Orients sozusagen, dazu Werke von Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach (für Trompete, Pauke und Orgel), stellvertretend für die „Renaissance des Okzidents".
Während des einstündigen Konzertes haben immer mehr Passanten und Spaziergänger die Kirche betreten, die dann gebannt diesen nahezu himmlischen Klängen der Panflöte und der Orgel lauschten.
Lara CEROSKY
Beatrice UNGAR
Bei der Vernissage im Blauen Stadthaus sprachen Bischof Virgil Bercea, Generaldirektor Sabin Adrian Luca, die Ethnologin Doina Ișfănoni und Alexandru Constantin Chituță (v. l. n. r.).
Foto: Fred NUSS