Einmal Probeliegen im Sarg

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Ausgabe Nr. 2472
 

Eine schwarze Komödie zum Totlachen feierte am Wochenende Vorpremiere

 

Wie fühlt es sich wohl an, in einem Sarg Probe zu liegen? Ein makabrer Gedanke, der einen alteingesessenen Hermannstädter wohl an die Geschichte der beiden Schwestern Hanni und Nanni erinnert, die den Fotografen Emil Fischer gerufen hatten, um ein Foto beim Probeliegen im Sarg zu machen. Als der Fotograf ankam, lag Hanni im Sarg. Sie bewegte sich nicht, bis Fischer zum ersten Mal auf den Auslöser drückte. Da sprang sie auf und Fischer erschrak, da er gemeint hatte, es handele sich um eine Verstorbene.

An diese Geschichte musste man beim Anblick der ersten Szene des Theaterstücks „Moroi“ denken, das am Samstag, den 12. März, in Vorpremiere, am Radu Stanca-Nationaltheater gezeigt wurde.

  „Moroi“ ist wohl dem slawischen „Mora“ entlehnt und bedeutet Untote. Doch das Theaterstück in der Regie von Alexandru Dabija handelte eher von Aberglauben und der Vorstellung vom Leben nach dem Tod in Rumänien. Entstanden ist eine schwarze Komödie, die für Heiterkeit und lautes Gelächter im Publikum sorgte. „Es ist ein Volkstheaterstück, bei dem man die Reaktion des Publikums sofort erwartet. 'Moroi' ist ein Stück über die Angst vor dem Leben nach dem Tod und die Kommunikation mit den Toten“, erklärte Alexandru Dabija bei der vorangehenden Pressekonferenz. Schon die erste Szene reißt das Publikum mit sich. Auf der Bühne trifft jeder Dialog direkt ins Pechschwarze. Darauf und vor allem auf den rumänisch-siebenbürgischen Akzent müssen sich die Zuschauer erst einstellen. Doch das Gelächter ließ nicht lange auf sich warten. Die erste von den insgesamt sechs Szenen ist wohl die einzige, in der kein Untoter vorkommt. Vasile, der ein Vermögen vom Himbeeranbau gemacht hat, bestellt ein traditionelles Begräbnis für sich selbst, denn er will sehen, wie ihn die Leute beweinen, nachdem er nicht mehr ist. Er legt sich in den Sarg, stellt fest, dass ihn ein schlecht eingeschlagener Nagel in die Rippe sticht. Und auch sonst ist ihm alles viel zu wenig traurig für das Geld, dass er bezahlt hat. Ioan Paraschiv spielt seine Rolle mit einer Arroganz und Aggressivität, dass man ihm den skrupellosen Geschäftsmann, dem nichts gut genug ist, sofort abkauft. Für Amüsement sorgten die vielen Klageweiber, die mit siebenbürgischem Akzent Volksweisen über Untote und Gespenster erzählten.

Jede der sechs unzusammenhängenden Szenen war ein Highlight für sich. Doch besonders war wohl jene des zoophilen Hirten, genial gespielt von Marius Turdeanu, der dem toten Homosexuellen Vorwürfe über seine sexuelle Orientierung machte. Fast jede Szene endete mit einer musikalischen Einlage, für deren Text und Komposition Ada Milea verantwortlich war. Es wurde viel gesungen, aber auch auf eher unkonventionellen Musikinstrumenten, wie einer Säge oder einem Sarg musiziert.

Aus der Masse der insgesamt 19 Schauspieler hoben sich vor allem Adrian Matioc und Marius Turdeanu hervor, die beide mehrere Rollen unglaublich gut interpretierten. Den Text für das Stück schrieben Cătălin Ștefănescu und Ada Milea.

„Moroi“ ist eine überaus gut gelungene schwarze Komödie über das Leben nach dem Tod. Schwarzer Humor, Schwachsinn und eine Prise Ironie sind das Rezept für diese unvergessliche Komödie.

Cynthia PINTER

 

 

Foto 1: Das Stück Moroi" von Cătălin Ștefănescu hatte in der Regie von Alexandru Dabija am Samstag Premiere am Hermannstädter Radu Stanca-Nationaltheater. Mehr dazu auf Seite 5. Unser Bild: Szenenfoto mit Cristina Ragoș, Alexandru Malaicu, Adrian Matioc und Veronica Arizancu (v. l. n. r.).

 

Foto 2: Szenenfoto mit Adrian Matioc.                  

Fotos: Sebastian MARCOVICI

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Theater.