Ausgabe Nr. 2463
Infotrip im Szeklerland stattgefunden
„Was haben Ötzi und das Szeklerland gemeinsam?“, fragt man sich unwillkürlich, wenn man in der Werkstatt von Fábián Zoltán in Korund ein Poster mit Ötzi sieht, der Mann, der vor etwa 5.250 Jahren lebte und 1991 in den Ötztaler Alpen im Mumien-Zustand mit all seiner Ausrüstung gefunden wurde. Mitte Dezember hatte der Kreisrat Harghita zu einem Infotrip ins Szeklerland eingeladen, an dem meist Reiseführer aus Hermannstadt, aber auch aus anderen Städten teilnahmen. Geführt wurde die Gruppe von Zoltán Pál, Präsident des Vereins Turismo Terra Siculorum, der das Ereignis gemeinsam mit Roxana Niculescu von der Kronstädter Vertretung der Nationalen Tourrismusbehörde ANT mitveranstaltet hat.
Auf die Frage, warum das Szeklerland eine Reise wert sei, antwortete „Zoli“ gleich beim Treffpunkt in Schäßburg: „Wegen der noch unangetasteten Natur, wegen des noch lebendigen, authentischen Dorflebens und der nachvulkanischen Erscheinungen wie Mineralwasser oder Mofetten. „Wenn im Sachsenland die Kirchenburgen und Wehrkirchen einen zusätzlichen Wert darstellen durch den es sich von anderen Gebieten unterscheidet, so glauben wir, dass das Szeklerland genau durch die nachvulkanischen Erscheinungen hervorgehoben werden kann. Schließlich befindet sich in Praid der einzige Salzcanyon in Europa, in Sovata befindet sich der größte heliothermale See in Europa, im Szeklerland befindet sich einer der weltweit insgesamt 12 dokumentierten Kaltwassergeyser. Und übrigens lebt die Hälfte der Bären Rumäniens hier."
Auf der dreitägigen Reise wurden lokale Handwerker und lokale Produzenten besucht. In Nyárádszentsimon/Sânsimion wurden die Besucher am Samstagmorgen in der Schnapsbrennerei von Csipán Csaba eingestimmt. Es gabApfelschnaps aus heimischen Poinik-Äpfeln. Nach der Verkostung von sechs weiteren Schnapssorten war man schon mit Land und Leuten gut befreundet und hatte schon die Worte „Köszönöm szépen” (Dankeschön) gelernt.
Eine einzigartige Erfahrung war auch der Besuch bei dem Töpfer Máthé István in Korund. Ohne Keramik aus Korund ist heutzutage kaum ein Töpfermarkt denkbar. Ein Ziel sei laut Zoltán, die Touristen direkt zu Handwerkern zu führen, um diese zu fördern.
Unbedingt besucht werden musste schließlich auch Fábián Zoltán, bei dem Ötzi „ausgestellt" war. Fábián Zoltán stellt aus Zunderschwamm verschiedene Produkte her wie Kappen, Handtaschen, Dekorationen und andere. Nun, Ötzi hatte auch Zunderschwamm dabei, den er zu jener Zeit als Teil eines steinzeitlichen Feuerzeugs benützte. In Korund soll es nur noch 6 Familien geben, die sich mit diesem Handwerk beschäftigen. Damit soll Korund laut Pál Zoltan scheinbar „die letzte Bastion“ dieses Handwerks in Europa sein. Fábián lernte übrigens das Handwerk von seinem Schwiegervater und übte es aus, um zusätzliches Geld neben dem Gehalt zu verdienen.
Es sei aber immer schwieriger geeigneten Zunderschwamm zu finden, da nur ein bestimmter gut ist, der langsam auf ganz alten Bäumen gewachsen ist. Die meisten alten Bäume sind aber gefällt worden. Fábián hat bereits schon in allen Wäldern in Rumänien nach Zunderschwamm gesucht.
Besucht wurde auch das Torfmoor bei Fântâna Brazilor, oberhalb von Korund, wo es sogar 900 Jahre alte Waldkiefer gibt. Hier spendeten 850 Ortsansässige je ein Brett und so ist ein Bretterweg entstanden, der auch für Rollstuhlfahrer zugänglich ist. Außerdem gibt es hier auch interessante Tiere oder Pflanzen wie zum Beispiel der fleischfressende Rundblättrige Sonnentau.
In Mereşti verkosteten die Besucher bei der Familie Sándor ausgezeichnet schmeckenden gereiften Käse. Sándor Kálmán sanierte aus europäischen Geldern und eigenen Mitteln ein altes Haus, das er in eine ländliche Pension umwandelte. In der Scheune richtete die Familie eine Käsemanufaktur ein. Der Sohn Huba besuchte hierfür einen Kurs und sammelte in verschiedenen Ländern Erfahrung.
In Praid wurde das neue Wellness Center besucht, das erst im Juli 2015 eröffnet wurde und unter anderem über ein Schwimmbecken mit Salzwasser, das zugleich auch Mineralwasser ist, verfügt. Besucht wurde auch das Wellness- und Spa-Center im Septimia-Hotel in Oderhellen, aber auch ein weiteres Kurbad bei Szeklerburg/Csikszereda/Miercurea Ciuc sowie ein neues Wellness Center im Badeort Tușnad, wo die Teilnehmer von Bürgermeister Albert Tibor empfangen wurden. Die Reise wäre nicht denkbar gewesen, ohne die Besichtigung des Sankt-Anna-Sees, sowie des Torfmoors Mohós.
Und wenn man schon im Szeklerland ist, muss man sich unbedingt auch ein Spiel der berühmten Hockeymannschaft von Szeklerburg anschauen. Das Mikó-Schloss ist auch einen Besuch wert. Außerdem wurden lokale Brands wie „Csiki Sör“-Bier im Restaurant bei einem Mittagessen verkostet.
Ziel der Informierungsreise war die Bekanntmachung von Sehenswürdigkeiten im Szeklerland. „Wir haben sehr viel Kraft in den Bereich Tourismus investiert“, sagte Kreisratsvorsitzender von Harghita Borboly Csaba, der die Tourismusleute in Szeklerburg in seinem Amtssitz empfing. Die Ergebnisse würden aber nicht den Erwartungen entsprechen. Borboly bat die Tourismusleute um Rat, wobei jeder seine eigene Erfahrungen beschrieb.
Fest steht, dass das Szeklerland eher eine Transitregion für Touristengruppen ist. Außerdem kannten viele der Teilnehmer das Szeklerland kaum und dessen potentielle Sehenswürdigkeiten nicht, versprachen aber, ihr Bestes zu tun, um diese Lücke zu schließen. „Ich habe bis jetzt fast nichts von den Szeklern gewusst, obwohl wir so nah aneinander wohnen“, gestand eine Reiseleiterin aus Hermannstadt. „Es war eine wahre Entdeckung für uns“. Werner FINK
Traditionelle Musik und Tänze gab es in der Gaststätte Zsigmond Malom Fogadó in Csikmadaras/Mădăraș.
Fábián Zoltán zeigt vor, was er aus dem Zunderschwamm herstellt.
Emöke Csipán führte durch die Schnapsdestillerie in Nyárádszentsimon.
Fotos: Werner FINK