Ausgabe Nr. 2464
Finissage der Ausstellung von Renée Renard
Die Finissage der Ausstellung der Banater Künstlerin Renée Renard – „Ein Weg wie hundert Leben“ – die vom 12. Oktober 2015 bis zum 15. Januar 2016 im Friedrich-Teutsch Begegnungs- und Kulturzentrum zu besichtigen war, fand am Samstag der Vorwoche im Beisein der Künstlerin statt.
Dabei bleibt Vieles auch für die Künstlerin selbst offen und ungelöst: Großeltern und Urgroßeltern erlebten Entwurzelung in der Deportation nach Russland, bei der Zwangsumsiedlung ins Bărăgan und im Arbeitslager am Kanal. Es kam zu Trennungen, die nicht geheilt werden konnten.
Auf die Spuren ihrer eigenen Wurzeln geriet Renée Renard als sie eine kleine Holzschachtel mit alten Briefen, Bildern und Dokumenten der Familie entdeckt. Davon hatte ihr noch niemand etwas erzählt, über die Deportation usw. habe man in der Familie restlos geschwiegen. Sie findet Spuren der Liebe und der Trauer aber auch der Hoffnung, nämlich das Vertrauen, „dass man nach Hause zurückkehren kann, auch wenn da kein Haus mehr steht“.
Das Credo der Künstlerin ist, dass „die Kraft des Glaubens und das Überleben des Geistes einen retten, auch wenn die Geschichte einem scheinbar keine Chance mehr lässt.“ Davon zeugen die eindrucksvollen Bilder, die bisher in Ausstellungen in Rumänien (Temeswar, Jassy, Arad) und bei internationalen Veranstaltungen gezeigt wurden (Rignac in Frankreich, Evora in Portugal, Madrid und den Kanarischen Inseln in Spanien, Klaipeda in Litauen, Lousã und Candal in Portugal, Denton in Texas/USA, Thessaloniki in Griechenland).
Das gesamte Projekt wurde 2013 in Temeswar, 2014 beim Friedensfestival Sarajevo in Bosnien und Herzegowina und im März 2015 im Stefan-Jäger-Museum in Hatzfeld (Jimbolia) ausgestellt.
In ihrer Ansprache bei der Finissage sagte die Leiterin des Landeskirchlichen Museums, Heidrun König, u. a.: „Wie können wir heute mit der Erinnerung der Ereignisse von 1945 und mit der ganzen Last der Geschichte umgehen? Wie finden wir – als Gesellschaft oder als Einzelperson – zurück zum Ursprung des Lebens?
Die Kunst kann dabei helfen, da sie tiefere Ebenen unserer Persönlichkeit anzusprechen vermag, als bloße Information. Sie kann Erfahrungen vermitteln, die uns auf die Fragen unseres Daseins neue Antworten finden lassen. (…) Die Ausstellung führt uns zum Schluss, dass jede nachhaltige und tiefgreifende Störung gesellschaftlichen und individuellen Lebens nur im Angesicht der Transzendenz – vor Gott – zu bereinigen ist. (…) Die Ausstellung ist somit ein ikonographischer Weg der Wiederherstellung der Gottesbeziehung, exemplarisch für diese Familiengeschichte, und im Beherzigen, für unsere eigene Geschichte."
Die nächste Ausstellung zeigt Bilder von Günter Czernetzky unter dem Titel „Siebenbürgische Findlinge. Skulpturen der Natur" vom 10. März bis 7. April d. J. Die Vernissage findet am 10. März, 14 Uhr, statt.
Beatrice UNGAR
Die Künstlerin hatte an einer Wand (links) einige Fotos mit dem „Vater Unser" in mehreren Sprachen angebracht. Sowohl die Gäste der Vernissage, als auch die Besucher der Ausstellung sowie die Gäste der Finissage durften sich ein Foto auswählen und nach Hause mitnehmen.
Zum Auftakt der Finissage konzertierten Jürg Leutert (Orgel) und Melinda Samson (Sopran) in der Johanniskirche.
Fotos: Fred NUSS