Authentische Dialoge

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Ausgabe Nr. 2456
 

Filmpremiere in der Habitus-Buchhandlung

 

Nichts ist schöner als nach Hause zu kommen. Oder etwa nicht? In dem Film „Acasă la tata“ passiert alles anders. Der Film wird seit dem 6. November in den rumänischen Kinos gezeigt und wird gerade in sämtlichen Städten vorgestellt. Am Sonntag, dem 8. November, war Hermannstadt an der Reihe. In der Habitus-Buchhandlung gab es gleich zwei Abendvorstellungen, bei denen der Regisseur Andrei Cohn – dessen Filmdebüt dies ist – und zwei der Hauptdarsteller, Alexandru Papadopol und Andi Vasluianu,  zu Gast waren.

Zurück zu den Wurzeln kehrt der junge Schriftsteller Robert aus Bukarest zurück in seinen kleinen, verschlafenen Heimatort am Schwarzen Meer. Doch anstelle einer harmonischen Familienzusammenführung erwartet den Zuschauer eine kalte Begegnung zwischen Vater und Sohn. Robert, gespielt von Alexandru Papadopol, kehrt 3 Jahre nach dem Tod seiner Mutter in das Elternhaus zurück und wirft seinem Vater die Beziehung zu einer neuen Partnerin vor. In seinem Heimatort ist Robert eine Berühmtheit, weil er einen Gedichtband und mehrere Artikel in Zeitungen veröffentlicht hat. Die Gründe für seinen plötzlichen Besuch bleiben ein Rätsel. Kurz nach seiner Ankunft, holt ihn jedoch seine Vergangenheit ein. Er trifft seinen Jugendfreund Petrică, gespielt von Andi Vasluianu, und auf seine erste große Liebe Paula, interpretiert von Ioana Flora. Nach einem langen Abend und vielen Gläsern Wodka schwelgen die drei in Erinnerungen. Sie teilen ein Abendessen bei Petrică und seiner Ehefrau und es kommen schnell Offenbarungen des Ehebruchs und längst begrabener Groll ans Licht. Das ganze gipfelt in einem gescheiterten Versuch der sexuellen Verführung.

„Acasă la tata“ (Zuhause bei Vater) erzählt von einer frühen Midlife-Crisis. Aus Angst vor der Zukunft flüchtet Robert in der Vergangenheit, vielleicht in der Hoffnung herauszufinden, wo sein Leben schief gelaufen ist. Doch anstelle der erhofften Einfachheit des Dorflebens trifft er nur Neid und Bitterkeit unter denen, die er hinter sich gelassen hat.

Der Film spielt sich während einer Nacht und einem Tag ab und hat extrem authentische, man könnte fast sagen, typisch rumänische Dialoge. Eigentlich wurde die Handlung von Autor Mimi Brănescu für ein Theaterstück geschrieben, aber man hat keine Sekunde den Eindruck in einem Theatersaal zu sitzen. Die Schauspieler kommen sehr natürlich rüber: Die Hauptfigur Robert ist einem sofort unsympathisch, vor allem wegen seines rüpelhaften Verhaltens Frauen gegenüber. Dafür ist sein Kumpel Petrică der typische Prolet, der zwar unglücklich ist, aber darüber lachen kann.

„Acasă la tata“ hatte am 21. August d. J. Weltpremiere beim Filmfestival in Sarajewo. In Hermannstadt wurde der Film vom Publikum sehr gut aufgenommen und gelobt.

Cynthia PINTER

 

Nach der Ausstrahlung des Films beantworteten der Regisseur Andrei Cohn (Bildmitte) und die beiden Schauspieler Andi Vasluianu (links) und Alexandru Papadopol (rechts) die Fragen der Zuschauer.

Foto: die Verfasserin

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Film.