Ausgabe Nr. 2455
Ein Labyrinth des Schreckens im Gong-Theater
Ein verwirrter Mann in Zwangsjacke irrt durch den Raum und stößt seinen Kopf gegen die Wand. Ein anderer mit gruseliger Maske und laut dröhnender Motorsäge läuft mir auf dem Korridor entgegen. Und auf den Stufen schreitet eine tote Braut mit einer brennenden Kerze. Das Labyrinth des Schreckens war erschreckend echt. Man fühlte sich im Gong-Theater für Kinder und Jugendliche wie in einem Horrorfilm von Alfred Hitchcock. Das Labyrinth des Schreckens fand am Freitagabend, dem 30. Oktober, einen Abend vor Halloween, in den dunklen Gängen und Räumen des Gong-Theaters statt.
Eine zweite Vorstellung sollte am 31. Oktober organisiert werden, sie wurde allerdings abgesagt aus Respekt und Mitgefühl für die Tragödie in Bukarest. Am Freitag drängelten sich junge Erwachsene – man sollte mindestens 12 Jahre alt sein, um mitzumachen – an den Eingängen des Gong-Theaters. Einige zögerten und den meisten stand die Angst regelrecht ins Gesicht geschrieben. „Bist du dir sicher, dass du da hinein willst?“ fragten sich vor allem die Mädchen.
Die Kartenverkäuferin trug selber etwas unheimlich ein langes Gewand mit Kapuze und hatte ein weiß geschminktes Gesicht. Im Foyer konnte man sich in gruseliger Montur mit Masken und blutverschmiertem Plastikmesser kostenlos fotografieren lassen. Die Bilder wurden später auf Facebook hochgeladen. Und dann ging es los. Nicht zu vergessen: Die Show war für Menschen mit Herzleiden und Schwangere verboten. Was noch mehr Angst schuf.
Für jemanden, der öfters bei Veranstaltungen im Gong-Theater zu Gast war, ist es eine Überraschung gewesen, die den Zuschauern weniger bekannten Räumlichkeiten zu betreten. Man wurde durch Zimmer geführt, die normalerweise nur für die Schauspieler und Angestellten zugänglich sind. Düstere Beleuchtung oder Kerzenlicht ließen alles erschreckend aussehen. Auf dem Dachboden des Theaters wurden gruselige Mannequins aufgespießt und auf einem sehr engen Korridor waren Requisiten und Puppen aufgestellt worden. Man ging immer nur zu zweit durch das Grusel-Labyrinth. Alle zwei Minuten wurde ein weiteres Paar losgeschickt. Immer wieder konnte man Angstschreie hören, worüber die hartgesotteneren Teilnehmer lachten. Am allermeisten erschreckten sich die Menschen über die Schauspieler, die erst still standen und sich dann unerwartet und brüsk bewegten. Natürlich spielten die Organisatoren mit den Phobien der Teilnehmer: ein gruseliger Clown, eine Missgeburt oder Dunkelheit, um nur einige zu nennen.
Der Rundgang dauerte nur etwa 15 Minuten, war aber umso spannender und furchterregend. Es war ein Vorgeschmack auf Halloween, dass einem die Haare zu Berge standen.
Cynthia PINTER
Gruselige Puppen standen in den engen Korridoren.
Foto: Cătălina DRĂGHICI