Ausgabe Nr. 2451
Zur Premiere des Stücks „Noaptea bufonilor“ am Radu Stanca-Nationaltheater
„Wo Kunst ist, wo Talent ist, da gibt es kein Alter, keine Einsamkeit, keine Krankheiten, und selbst der Tod ist halb so schwer.“ Kunst und Talent gab es beides am Donnerstagabend, dem 1. Oktober, auf der Sprechbühne des Radu-Stanca-Theaters in Hermannstadt zu sehen. „Noaptea bufonilor“ (Die Nacht der Possenreißer) in der Regie von Alexa Visarion wurde in Premiere im voll besetzten Theatersaal aufgeführt.
Inhaltlich ist der „Schwanengesang“ leicht erklärt: Der alte Schauspieler Wassili Wassiljitsch ist betrunken in der Garderobe eingeschlafen. Er verpasst die Theaterschließung und lässt nun in der Bühnenschwärze sein Leben Revue passieren: ein bitteres Resume – wäre da nicht der Souffleur Nikituschka, der ebenfalls im Theater übernachtet. Wassili Wassiljitsch wird von Ilie Gheorghe verkörpert und es ist schon nach den ersten 5 Minuten für die Publikumsgäste klar, dass kein anderer diese Rolle so gut hätte meistern können. Der in Kronstadt geborene Schauspieler Marian Râlea interpretiert den etwas hilflosen Souffleur, eine Glanzleistung des 58-Jährigen.
„Eine ausgepresste Zitrone bin ich, eine Lutschstange, ein rostiger Nagel. Und du bist eine alte Theaterratte.“ So charakterisiert Wassili sich und Nikituschka. Er ist alt und krank, erschrickt nach einem ungelebten Leben vor dem nahen Tod und erinnert sich an bessere Zeiten. Zum Beispiel an die frühen Jahre, an seine Jugendliebe, die von ihm forderte, die Bühne aufzugeben. Schon damals habe er gewusst, „dass es keine heilige Kunst gibt, dass alles Wahn und Betrug ist, dass ich ein Sklave bin, ein Spielzeug fremden Müßiggangs, ein Narr, ein Possenreißer“.
In der zweiten Hälfte des Stücks interpretieren die beiden Darsteller Bruchteile von Shakespeares Meisterwerken. Unter anderem wird aus „König Lear“, „Hamlet“, „Richard der II.“ und „Macbeth“, sehr zur Freude der Zuschauer, zitiert.
„Die Nacht der Possenreißer“ ist eine Hommage an das Theater und an den Schauspieler. Das Stück ist eine Mischung aus Lachen und Weinen, Drama und Komödie, Melancholie und Gewalt. Und am Ende jedes Theaterstücks bleibt – wie es Alexa Visarion so schön ausdrückte – „das Echo“.
Cynthia PINTER
Marian Râlea (links) und Ilie Gheorghe.
Foto: Dragoș DUMITRU