Eine Passion für Jazz

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Ausgabe Nr. 2454
 

Junge Generation begeisterte im Gong-Theater

 

Im Rahmen des diesjährigen Hermannstädter Jazzfestivals fand die 15. Auflage des gleichnamigen Nachwuchswettbewerbs statt. Vielversprechende Künstler aus Rumänien, Ungarn und der Republik Moldau spielten im Gong-Theater auf und verbanden Einflüsse des Jazz mit neuen Genres, Klängen und Spielweisen. Dem Publikum bot sich eine beeindruckende Bandbreite anspruchsvoller Musik: An zwei Abenden traten 15 Künstlergruppen oder Solisten an, die Trophäe des diesjährigen Hermannstädter Jazzfestivals zu gewinnen.

 

Alle Teilnehmer setzten zudem ganz eigene Akzente, wussten das Publikum durch aufregende Läufe, Soli und Spielfreude in ihren Bann zu ziehen. Der Gruppe „Hot Club de Cluj & Cornel Bucșa“ aus Klausenburg gelang das in herausragender Weise: Die Musiker schufen nach Vorbild Django Reinhardts und des legendären „Hot Club de France“ spannende Arrangements, griffen neben Elementen des Jazz auch Einfärbungen des französischen Walzers sowie der traditionellen Musik französischer Sinti auf. Die besondere Spielfreude der Band überzeugte Publikum sowie Jury: Stete Wechsel von ruhigen Passagen zu schnellen Rhythmen und Duetten der beiden Violinen erspielten der Gruppe den ersten Preis des Hermannstädter Jazzfestivals. Die Jury lobte zudem den authentischen französischen Stil sowie die solide technische Fertigkeit der Musiker. Den zweiten Platz belegte die aus Szekler Neumarkt stammende und in Budapest ausgebildete Sängerin Ilka Kisgyörgy. Für die Jury gab vor allem das Zusammenspiel von Piano und Gesang den Ausschlag zur Auszeichnung: Die Verbindung sei organisch – akkurat, kreativ und sehr komplex. Der Juror Pavel Pușcaș ließ sich zu der Aussage hinreißen, das Duett habe Musik nicht gemacht, vielmehr sei es Musik. Auf den dritten Platz wählte die Jury das Quartett „Jazzisimo“ aus Jassy. Die Gruppe gewann das Publikum vor allem durch spektakuläre solistische Läufe. Diese waren rhythmisch und harmonisch fehlerlos; die sichtliche Freude der Bandmitglieder an Arrangements, Improvisationen und dem Zusammenspiel miteinander waren letztlich gute Argumente für eine solche Platzierung.

Neben den drei regulären Preisträgern hinterließen noch weitere Künstler einen bleibenden positiven Eindruck in Hermannstadt. Zum einen wurde das „Arcus Trio“ mit dem Preis der besten eigenen Komposition ausgezeichnet. Das Stück „Puls“ entsprach den hohen Ansprüchen der Jury und setzte sich gegen die Konkurrenz durch. Zum anderen wurden Sonderpreise an Delia Ivan sowie Csaba Gaspar überreicht. Beide verliehen dem Festival eine hohe gesangliche Güte – gerade in den aufregenden Harmonien des Jazz eine bemerkenswerte Leistung.

Auf besonders positive Resonanz stieß zudem Simionescu Dominique, die mit ihren 13 Jahren bereits durch ein erstaunliches Stimmvolumen zu überzeugen wusste. Die Hermannstädterin sang Jazzklassiker, unter anderem das Stück „Summertime“ in einer Version von Ella Fitzgerald. Eine weitere interessante Kombination von Genres und Stilen bot die Band „Funk e Fetish“, die progressiven Rock mit Jazz- und Funkeinflüssen verband und in ihrem Stil an die Musik der „Red Hot Chili Peppers“ erinnerte.

Der Jugendwettbewerb des diesjährigen Hermannstädter Jazzfestivals bot einer neuen Musikergeneration eine Bühne, die ihre Passion für Jazz eint. Die Jury verlieh ihrer Freude über diese Entwicklung Ausdruck und lobte Vielseitigkeit, technische Fertigkeit und Experimentierfreude der Musiker. Einen globalen Trend spiegele die hohe Klasse der Gesangsbeiträge im Jazz wieder, der immer häufiger auf vokale Elemente setze. Durch den Jugendwettbewerb hat sich Hermannstadt als Zentrum der Jazzmusik in Rumänien konstituiert. Obgleich die Szene vor Ort natürlich wesentlich überschaubarer ist als in Bukarest, sind Strukturen jedoch konstant erfolgreich und bieten ein professionelles Umfeld. Das hat auch der diesjährige Wettbewerb in Hermannstadt bewiesen. Das liege vor allem am Publikum, das der Jazzmusik sehr positiv gegenübersteht, sagte die Preisträgerin Delia Ivan. Außerdem beherbergen die lokalen Organisationen Veranstaltungen wie das Hermannstädter Jazzfestival sehr gerne: Der Jugendwettbewerb wurde durch die Stiftung des Hermannstädter Jazzfestivals in Zusammenarbeit mit dem Studentenkulturhaus der Lucian  Blaga-Universität durchgeführt.    

Jonas BORNEMANN

 

Foto 1: Die Gewinner der 15. Auflage des Sibiu Jazz Festival"-Wettbewerbs für Nachwuchsmusiker nennen sich Hot Club de Cluj & Cornel Bucșa (v. l. n. r.): Cornel Bucșa, Renato-Aladar Pusztai, Grigore Marian Bălan, Iancu Pop und Alexandru Hatfaludi.                                

 

Foto 2: In der Jury saß auch der langjährige Moderator des Hermannstädter Jazzfestivals, der Musikologe und Rundfunkmoderator Florian Lungu.

Fotos: Fred NUSS

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Musik.