Batulläpfel zum Selberpflücken…

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Ausgabe Nr. 2450
 

…auf dem Alten Berg in den Obstgärten von Horticola International

„Ein Apfel am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen.“ „An apple a day keeps the doctor away.” Diese und ähnliche Sprüche zeigen wie beliebt der Apfel ist. Heute, im Zeitalter der Globalisierung, können wir  im Handel viele neue, hochgezüchtete Apfelsorten kaufen, die unter Umständen von der anderen Erdhalbkugel importiert werden. Sie haben phantasievolle, moderne Namen wie „Pink Lady“, Pinova, Jazz… Form, Farbe und Geschmack sind der gerade herrschenden Mode unterworfen. Doch, wo kommen die Äpfel her, wie sehen diese „Apfelfabriken“ aus, die statt auf Geschmack, eher auf Schönheit und Ertrag aus sind?

Jedenfalls nicht so wie die 600 ha große Obstplantage von Horticola International nördlich von Hermannstadt auf dem Alten Berg. Hier wachsen in malerischer Landschaft auch die alten siebenbürgischen Sorten wie Batull, Jonathan, Goldparmän (Parmen auriu),  Wagner-Apfel und warten darauf, geerntet zu werden. Von den 600 ha betragen 73 ha Wiesen mit „klassischem“ (kontrolliertem) Obstanbau, auf denen Hochstämme von Batull und Jonathan wachsen.  Im unteren Teil mit „intensivem“ Anbau befinden sich kleinwüchsige, stark zurückgeschnittene Bäume, von denen die dunkelroten Äpfel leicht abgepflückt werden können.

Ab 21. September beginnt die Erntezeit und die Obstwiesen sind auch für Selbstabholer  zugänglich. Zum Preis von 20 Lei kann man fünf Kilo Äpfel klauben. Wer den gesunden, süßen Most selber herstellen will, kann sich auch Fallobst für weniger als einen Leu abholen.

Der leitende Ingenieur, Herr Anghel, führt uns zu den höher gelegenen Wiesen. Ich frage ihn, was man tun könnte, damit die alten gesunden Apfelsorten nicht in Vergessenheit geraten. Er antwortet, dass es erstens wichtig wäre, dass die Entscheidungsträger und die Wirtschaft den Dialog mit den Experten aus der Praxis und den Pomologen suchten und dass man zweitens über die alten Apfelsorten informieren sollte, denn nur noch die ältere Generation kenne den „Batull“, den „pom pătul", der im 19. Jahrhundert wahrscheinlich zum ersten Mal im Miereschtal erwähnt wurde. Der Name kommt aus dem Rumänischen (Lagerung im Heu) und deutet auf die sehr gute Lagerfähigkeit dieser Apfelsorte hin. Weiterhin führt Herr Anghel an, dass alte Apfelsorten wie diese keine Allergien verursachen und von Allergikern eher vertragen werden können.

Dem füge ich zu, dass die Logistik der Ernte, die Zugänglichkeit der Obstplantage verbessert werden könnte. Deshalb empfehle ich den neugierigen Besuchern die Anfahrt mit dem Zweirad oder zu Fuß.  Ihr Auto wird es Ihnen danken. Brunhilde BÖHLS

Initiative für Nachhaltigkeit (IFN) der Universität Duisburg-Essen

 

Die Verfasserin vor einem Batull-Apfelbaum aus klassischem Anbau.

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.