„Eine sächsische Wiedervereinigung“

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Ausgabe Nr. 2449
 

25. Sachsentreffen fand am vergangenen Samstag in Mediasch statt

 

Über die Schule habe jeder eine Meinung, stellte der Vorsitzende des Siebenbürgenforums, Martin Bottesch, bei der Festveranstaltung im Traube-Saal zum offiziellen Abschluss des 25. Sachsentreffens am Samstag in Mediasch fest. Das Motto des diesjährigen Sachsentreffens lautete treffend Schule – gestern, heute, morgen" und bot für jeden Geschmack und jede Altersgruppe etwas. Bei sommerlichen Temperaturen wurden mehr als 2.000  Teilnehmende gezählt.

 „Wahrer Glaube ist gewisse Kenntnis von Verheißungen des Wortes Gottes und Vollzug dessen, wodurch man zu ihm gelangt." Dieses Wort des siebenbürgischen Reformators und Gelehrten Johannes Honterus (aus der Vorrede zur Ausgabe eines Werkes von Augustinus) gab zum Schluss seines Dankwortes nach dem Empfang der Honterus-Medaille Prof. Dr. Hermann Pitters den bei der Festveranstaltung Anwesenden auf den Weg.  Dies sei nämlich laut Pitters eine ganz wesentliche Sache: Bildung führe auch zu einer bestimmten Verantwortung, Bildung und Tat, Bildung und Bewährung gehörten zusammen, damit man zur rechten Zeit das Rechte tun könne. Dieses „Rechte" zu erkennen aber auch zu verwirklichen gelte es, ganz im Geiste von Honterus.

Wenn es darum gehe, Lehrer zu würdigen, denke er an all jene Lehrerpersönlichkeiten, die ihn geformt haben, sagte Prof. Dr. Hermann Pitters in seiner Dankesrede. Was er in seinem Leben erreicht hat, sei der Verdienst dieser Lehrer: „Ich denke an meinen allerersten Lehrer, den ich in der ersten Volksschulklasse hatte, das war Alfred Ernst Ungar, ich denke an den Direktor des Hermannstädter Knabengymnasiums, Dr. Julius Hann von Hannenheim, an ganz besondere Lehrer, die ich in Schäßburg als Bergschüler hatte, an Eckart Hügel und Dr. Julius  Holitzer, an den Musiker Ernst Irtel und nicht zuletzt an den Dekan Dr. Hermann Binder  am Protestantisch-Theologischen Institut mit Universitätsgrad in Klausenburg, später Hermannstadt.

Honterus wurde immer wieder an diesem Tag erwähnt. Zunächst in der Predigt im Festgottesdienst, gehalten von dem ehemaligen Honterusschüler und derzeitigen Mediascher Stadtpfarrer Gerhard Servatius-Depner, der auf die beiden Sprüche – jener über dem Eingang der Honterusschule (Non scholae sed vitae discimus) bzw. jener am Turm der Schwarzen Kirche in Kronstadt (Verbum Dominum manet in aeternum) – hinwies, die wie keine anderen beweisen, dass bei den Siebenbürger Sachsen früher das Schulwesen einen fast gleichen Stellenwert wie die Kirche hatte. Er zitierte dazu auch den Schulmann und Theologen Stephan Ludwig Roth, der sagte: „Kirche und Schule sind für uns alles." Heute, so Servatius-Depner, gäbe es wieder eine gute Zusammenarbeit zwischen Kirche und Schule, nicht nur in Mediasch teilen sich die beiden Einrichtungen einen Hof.

In seinem Grußwort zum Auftakt des Festgottesdienstes in der Margarethenkirche hatte Bischof Reinhart Guib auch Roth zitiert mit dessen Spruch „Die Kirche ist die Schule für die Großen, die Schule ist die Kirche für die Kleinen". Bischof Guib stellte fest, das Siebenbürgenforum habe mit dem Motto – „Schule – gestern, morgen, heute" – „freundlicherweise und treffenderweise" das Jahresthema – „Bildung" – der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien übernommen und dankte besonders allen im Bildungswesen Beschäftigten. Als Zeichen der Wertschätzung der Menschen „unter uns" würdigte Bischof Guib die Ausstellung „Unsere Kuratoren" in der Margarethenkirche mit Fotos von Landeskirchenkurator Friedrich Philippi. Die Initiatorin der Ausstellung, Moni Schneider-Mild, Gemeindemitglied der Margarethenkirche schreibt in dem Faltblatt zur Ausstellung: „Für uns als Kirchengemeinde bietet dieses Vorhaben eine großartige Möglichkeit, unser diesjähriges Sachsentreffen auf besondere Weise – nämlich mit der Ehrerbietung an die landesweiten Kuratorinnen und Kuratoren – mitzugestalten und die Fotos unseres Landeskirchenkurators in dem ehrwürdigen Raum unserer Kirche zu beherbergen!"

Während einige noch die Kuratorenporträts betrachteten, eilten andere in die Hermann Oberth-Schule, wo die Viertklässler unter Leitung  von Andra Luca und Alina Otgon das Theaterstück „Vier Streiche von Till Eulenspiegel" im Festsaal aufführten. Ebenda gab es auch einige Workshops: einen für siebenbürgisch-sächsische Volkstänze, geboten von Bianke Grecu, der stellvertretenden Direktorin der Brukenthalschule, einen für „Chemie und Physik zum Anfassen", von der Kinderuni Bekokten und einen zum Raketen basteln, betreut von Robert Adams vom Hermann Oberth-Raumfahrtmuseum Mediasch. Im Gemeindehaus konnte man auch bei dem Jugendcafé eine Pause einlegen.

Mit der Burzenländer Blaskapelle unter der Leitung von Vasile Glavan voran zogen die Tanzgruppen  aus Schäßburg, Hermannstadt, Neumarkt, Mühlbach, Sächsisch-Regen, Kronstadt, Zeiden, Deva und Bistritz auf den Marktplatz und umrundeten den Park. Neben dem Schullerhaus, wo die Wanderausstellung „Die deutsche Minderheit in Rumänien“ zu sehen war, stand die Bühne. Auf der Bühne konzertierte zunächst die Burzenländer Blaskapelle und trotz sengender Sonne schwangen einige beherzte Anwesenden locker das Tanzbein dazu. Auch die Blaskapellen aus Sankt Martin (Leitung: Willi Halmen) und Bistritz (Leitung: Thomas Hartig) trugen schwungvoll zu dem Geschehen bei. Ein Höhepunkt war wie immer die Darbietung der Tanzgruppen, vorgestellt von der Brukenthalschülerin Camelia Oprea. Zur Auflockerung trug das Trio Saxones mit einem Offenen Singen bei, das bei allen großen Anklang fand. Wer Schatten suchte, begab sich wohl zu dem Konzert des „Viva la musica"-Chores des Klausenburger Deutschen Forums in die Margarethenkirche.

Gut besucht war auch die Theateraufführung der Augsburger Theatergruppe „As Susi huet Geest – Moral in Gefahr" im Traube-Saal, bei der sich wohl viele in eine andere Zeit versetzt fühlten.

Zum Auftakt der Festveranstaltung richteten einige der Ehrengäste Grußworte an die Anwesenden. Alle Redner und auch der Festredner erwähnten den Beschluss des Deutschen Bundestags von 2014, den Lehrern an deutschen Schulen und Schulabteilungen in Rumänien eine finanzielle Unterstützung im Gesamtwert von 750.000 Euro zukommen zu lassen. Dafür dankte der DFDR-Vorsitzende Dr. Paul-Jürgen Porr besonders Dr. Christoph Bergner, Dr. Bernd Fabritius und Hartmut Koschyk.

Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, Werner Hans Lauk, sagte u. a. die deutschen Schulen in Rumänien leisteten einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis für die deutsche Minderheit und deren Kultur.

MdB Dr. Christoph Bergner sprach von dem „Modellcharakter" des deutschen Schulwesens in Rumänien und würdigte das „siebenbürgisch-sächsische Bildungsethos", das beweise, welch grundlegende Bedeutung die Identität für die Persönlichkeitstentwicklung habe.

MdB Dr. Bernd Fabritius sagte, das Sachsentreffen sei die beste Gelegenheit zu zeigen, „dass wir eine Gemeinschaft sind" und schwärmte  davon, man könne durchaus 25 Jahre seit dem Beginn einer „sächsischen Wiedervereinigung" feiern.

Pfr. Mag. Volker Petri, Bundesobmann der Siebenbürger Sachsen in Österreich betonte: „Bildung ist Sache der Gemeinschaft", Hans Gärtner, Vorsitzender des HOG-Verbandes „wir leben miteinander und voneinander" und nicht zuletzt kam der sich selbst als "Adoptivsachse" bezeichnende Ovidiu Ganţ, DFDR-Abgeordneter im Rumänischen Parlament zu Wort. Er wies darauf hin, dass es „kein Zufall" sei, dass der Staatspräsident Rumäniens, Klaus Johannis, aus den Reihen der Siebenbürger Sachsen stammt. Schließlich seien die Lehrer in der Elite dieser Gemeinschaft immer sehr gut vertreten gewesen.

Gewürdigt wurden mit Ehrenmedaillen des Siebenbürgenforums als Vertreter der ausgezeichneten Gastgeber Werner Müller, Vorsitzender des Mediascher Zentrumsforums und als Vertreterin der Lehrerschaft Helmine Pop, Vorsitzender der Schulkommission des Siebenbürgenforums.

Beatrice UNGAR

 

 

 

 

Foto 1: Bei schönstem Wetter erfolgte in diesem Jahr der Umzug der Blaskapellen und Tanzgruppen. Unser Bild: Einige Paare von der Brukenthalschule und von dem Decebal-Kolleg aus Deva.       

Foto: Beatrice UNGAR

 

Foto 2: Die wohl am weitesten angereisten Teilnehmer beim Sachsentreffen in Mediasch waren die Mitglieder der Augsburger Theatergruppe, die im Traube-Saal das Mundartstück As Susi huet Geest" vor vollem Saal aufführten und dafür minutenlangen Applaus ernteten. Unser Bild: Am Sonntag trat das Ensemble unter der Leitung von Maria Schenker (1. v. r.) im Spiegelsaal des Hermannstädter Forums auf.                                              

Foto: Fred NUSS

 

Foto 3: Prof. Dr. Hermann Pitters mit Honterus-Medaille und -Urkunde.

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.