Ausgabe Nr. 2447
Feierliche Wiedereinweihung der Kirchenburg in Groß-Alisch
Die Einheit der Christen müsse nicht gesucht werden, die gäbe es schon. Man müsse sie bloß entdecken, sagte der Dechant des Schäßburger Kirchenbezirks der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien, Hans-Bruno Fröhlich, in seinem Grußwort bei der Wiedereinweihung der Kirchenburg in Groß-Alisch/Seleuș bei Dunnesdorf/Daneș am vergangenen Sonntag. Fröhlich sagte auch, dass er und sein rumänisch-orthodoxer Amtskollege, Ortspfarrer Nicolae David, in Groß-Alisch diese Einheit entdeckt haben und auch pflegen. Ein Beweis dafür war die Tatsache, dass aus Anlass der Wiedereinweihung zum dritten Mal in diesem Ort, wo alle Ethnien gut zusammenleben, ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert wurde.
Dies betonte auch der Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft (HOG) Groß-Alisch, Wilhelm Paul, in seiner Ansprache in dem gut besuchten Festgottesdienst. Paul sagte voller Freude: „Der langersehnte Tag ist da, unsere Kirche erstrahlt in neuem Glanz". Ganze 15 Jahre lang habe er und die Ortsgemeinde, allen voran die tatkräftige Kuratorin Elfriede Hermann, darum gekämpft, dass auch diese Kirchenburg zur Geltung kommt. Die 539 Jahre alte Kirchenburg sei nämlich von Fachleuten als „uninteressant" eingestuft worden und dieser Aspekt sei den Groß-Alischern zum „Verhängnis" geworden. Tatsache ist, dass viele wertvollen architektonischen Elemente an der Kirche – u. a. Fresken und die bemalte Holzdecke – im 19. Jahrhundert auf Betreiben des Pfarrers Ewerth entfernt worden seien, der diese „katholisch" gefunden hatte. Auch deshalb reagierten die Groß-Alischer eher zurückhaltend, wenn es um ihre Kirchenburg ging. Aber unter der Anleitung und auf Bitten des HOG-Vorsitzenden Paul, der am 16. September d. J. seinen 75. Geburtstag feiert, kamen seit 2000 jeden Sommer beherzte Groß-Alischer aus Deutschland in ihren Heimatort, „um das alte Gemäuer zu flicken, damit die Kirche nicht zusammenbricht".
Als dann vor ca. 2 Jahren die evangelische Kirchengemeinde die alte Schule an einen Privatmann verkaufte, stand die Anschubfinanzierung für die Reparatur der Kirchenburg zur Verfügung. Dechant Fröhlich, der für die heute 64 Mitglieder zählende Kirchengemeinde zuständig ist, habe dafür immer „ein offenes Ohr und ein achtsames Auge" gehabt, dazu auch der Bezirkskirchenkurator Adolf Hügel. Vor Ort waren die Kuratorin Hermann und der Glöckner Alfred Kuttesch rundum im Einsatz, um den Arbeitern von der kleinen Baufirma aus dem Szeklerland zur Hand zu gehen, die nach traditionellen Methoden am Werk waren. Als dann das Geld knapp wurde, sprang Margarete Schuster ein, so dass die Glocken vom Torturm elektrisch geläutet, die Turmuhr und auch die Orgel repariert werden konnten. Paul betonte, er freue sich über jeden Groß-Alischer, der bereit sei, einen Teil der Last bei der Instandsetzung und Instandhaltung der Kirchenburg auf seine Schultern zu nehmen: „Wir kommen nicht her, um spazieren zu gehen. Jede Hilfe ist willkommen. Wir kommen gerne nach Groß-Alisch, das war unsere Heimat." Paul dankte auch dem Dunnesdorfer Bürgermeister Nicolae Mosora, der aus Mitteln der Gemeinde die Reparaturen an der Ringmauer finanziert hat. Mosora hieß vor dem Kulturheimsaal, wo ein Festessen stattfand, alle Teilnehmer herzlich willkommen.
Zur Feier des Tages gekommen waren ca. 120 Groß-Alischer aus Deutschland. Diese beglückwünschte Bischof Reinhart Guib in der Predigt im Festgottesdienst für ihr „tolles Engagement, das dazu geführt hat, dass die Wunde der reparaturbedürftigen Kirche geheilt und dieser Tag gefeiert werden kann". Er wünsche allen, sie mögen immer wieder „Spuren von Heilung und Glaube in ihrem Leben finden".Was allen auffiel war, dass die Holzfigur, „Puppe" nennen sie die Ortsansässigen, am Turm über dem Eingang in die Kirchenburg wieder funktionsfähig ist. Diese läutete gewöhnlich um Viertel vor acht die Schulglocke. Allerdings handelt es sich um eine Kopie der Figur. Das Original befindet sich in einem Depot im Teutsch-Haus in Hermannstadt. Beatrice UNGAR
Foto: In neuem Glanz erstrahlt nach eingehenden Reparaturarbeiten die Kirchenburg in Groß-Alisch/Seleuș bei Dunnesdorf/Daneș. Am Sonntag wurde sie im Rahmen eines Heimattreffens durch Bischof Reinhart Guib wiedereingeweiht. Mehr dazu auf Seite 4. Foto: Beatrice UNGAR