Ausgabe Nr. 2445
Ein Besuch in der Roma-Siedlung Pata Rât
Internationale Medientage zum Thema „Antidiskriminierung" veranstalteten vom 3. bis zum 15. August d. J. der Bayerische Jugendring München und der Deutschsprachige Studentenverein Gutenberg in München bzw. Klausenburg. Teilgenommen haben Jugendliche aus Rumänien und Deutschland. Für den von HZ-Chefredakteurin Beatrice Ungar geleiteten Workshop an der Babeș Bolyai-Universität am 12. August bereiteten die Teilnehmer einen Kurzbericht über ihren Besuch bei der Roma-Siedlung Pata Rât vor. Im Folgenden können Sie den Beitrag der deutschen Studentin Ramona Beck lesen:
Schließlich erreicht der Bus den Eingang zur Müllkippe, die gleichzeitig als Wohnstätte für die Roma-Bevölkerung der Stadt dient. Kurz vor dem Zugang zu dieser Müllhalde lebt eine Roma-Gemeinschaft, die im Jahre 2010 vom Stadtzentrum dorthin umgesiedelt wurde. Ihre Behausungen sind ärmlich, aber immerhin sind sie an die Strom- und Wasserversorgung angeschlossen. Ihr niedriger Lebensstandard erscheint beinahe luxuriös angesichts der Tatsache, dass drei weitere Roma-Gemeinschaften quasi auf der Müllkippe hausen. Stets den modrigen Geruch aus Plastik und Essensresten in der Nase, versuchen sie, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, in dem sie die Müllberge nach wiederverwertbaren Materialien sowie noch brauchbaren Lebensmitteln durchwühlen. Kinder haben meist keine andere Wahl, als ihre Eltern bei dieser menschenunwürdigen Arbeit zu unterstützen. Die Unterkünfte der hier lebenden Roma befinden sich hinter einem Hügel und entziehen sich so den Blicken der Besucher – ebenso wie der Großteil des hierhin gekarrten Mülls, den die Einwohner Klausenburgs im Überfluss produzieren.
Was bewegt Menschen dazu, sich eine Müllhalde als Wohnort auszusuchen? „Mangelnde Zivilisiertheit, Faulheit und fehlende Integrationsbereitschaft in die rumänische Mehrheitsgesellschaft“, meinen viele Rumänen – ebenso wie auch Vertreter der einen Roma-Gemeinschaft, die etwas weiter von der Müllkippe entfernt lebt. Doch sind diese Gründe schwerwiegend genug, um Menschen zu bewegen, auf einer Müllhalde zu leben – in Schmutz und krankmachendem Gestank, fernab von jeglicher Zivilisation? Vielleicht sind diese Antworten zu einfach und man sollte sich vielmehr Gedanken darüber machen, warum diese Menschen wirklich an einem derartigen Ort Zuflucht suchen.
Ramona BECK
Die Autorin (1. v. r. in der 2. Reihe) und weitere Teilnehmer mit der Projektkoordinatorin Andreea Breaz (3. v. r., sitzend).
Foto: Beatrice UNGAR