Ausgabe Nr. 2443
Streiflichter vom 9. Heimattreffen in Neppendorf
„Amandine", „Ecler", Obsttorten und Vieles andere mehr bot die Kuchentheke beim neunten Heimattreffen der Neppendorfer am Samstag und am Sonntag. Während am Samstag Nachmittag einige noch damit beschäftigt waren, die Anwesenden zu zählen, griffen andere herzhaft zu. Vor dem Gemeindesaal duftete es nach Gegrilltem, „mici" gab es natürlich auch.
Die Neppendorfer hatten am Vortag, am Freitag, die Kirche gemeinsam geputzt und hatten dann am Samstag allen Grund zum Feiern. Die musikalische Gestaltung übernahm am Samstag die Blaskapelle des Trachtenvereins Altenhengstett, die mit 34 von insgesamt 60 Mitgliedern angereist war und sich auf einer von der Evangelischen Akademie Siebenbürgen vermittelten und gestalteten Siebenbürgentournee befand. Am Abend wurde mit der Großauer Band „Schlager-Taxi" Party gefeiert, ca. 370 Tanzfreudige machten bis in die Morgenstunden mit. Sonntag war die Neppendorfer Blaskapelle am Zug und auch da wurde bis nach Mitternacht gefeiert.
Aber es war nicht nur für das leibliche Wohl gesorgt worden sondern auch für das geistige, geistliche und seelische. So lud die evangelische Kirchengemeinde alle am Sonntag zu einem Festgottesdienst ein. Die Altenhengstetter hatten in dem Chorraum Platz genommen und begleiteten die Gemeinde beim Singen der Lieder. Als Einleitung gab die Blaskapelle das Stück „Highland Cathedral" zum besten und zum Abschluss „The Young Amadeus", beides ein Ohrenschmaus.
Seine Freude über die volle Kirche äußerte der Ortspfarrer und Dechant Dietrich Galter. Er stellte seiner Vorpredigt ein Zitat von Martin Buber voran – „Alles wirkliche Leben ist Begegnung" – und fand es passend für das Heimattreffen. Es sei gut, dass sich die Menschen erinnern, wo ihre Wurzeln sind, und dass sie bereit sind, Gemeinschaft zu erleben und zu pflegen. Galter wies auch auf den von Bischof Reinhart Guib aus Anlass der zahlreichen Heimattreffen verfassten Rundbrief an die Pfarrämter hin, in dem darauf hingeweisen wird, dass für die Ausgewanderten und ihre Nachkommen die Möglichkeit bestehe, sich wieder in die Gemeindelisten einzutragen.
Zu einem Heimattreffen gehört auch das Gedenken an die Verstorbenen, auch in Neppendorf wie vielerorts dieser Tage. In Neppendorf kam diese Aufgabe Pfarrer i. R. Heinz Galter zu, dem letzten Lebenden aus der Gemeinde, der 5 Jahre Zwangsarbeit in der Sowjetunion überlebt hat. Seine Andacht war ein einziges Plädoyer für Frieden und Toleranz.
Beatrice UNGAR
Foto 1: Zum Abschluss des Festgottesdienstes begleitete die Altenhengstetter Blaskapelle die Gemeinde beim Singen der Protestanten-Hymne „Ein feste Burg ist unser Gott".
Foto 2: Pfarrer i. R. Heinz Galter (links) rief die Erinnerung an die Opfer von Weltkriegen und Russlanddeportation wach bei der Kranzniederlegung an dem Denkmal vor der Kirche.
Fotos: die Verfasserin