Ausgabe Nr. 2440
Volker Wollmann veröffentlichte vier Bände zum Industrieerbe in Rumänien
Als sie eines der alten Transformatorenhäuschen irgendwo in Hermannstadt fotografieren wollte, sei sie von Hunden angefallen und fast gebissen worden, erzählte bei der Buchvorstellung im Festsaal der Evangelischen Akademie Siebenbürgen die Hermannstädterin Liliana Oprescu, eine der rund 50 Hobby- und Berufsfotografen, die Volker Wollmann im Anhang des vierten Bandes der Reihe „Patrimoniu preindustrial și industrial în România" (Frühindustrielles und industrielles Erbe in Rumänien) dankend erwähnt.
Von vornherein klar, dass er nicht auf eine vollständige Aufnahme aus sein kann. Das würde den Rahmen sprengen, stellte er schon bei der Vorstellung des ersten Bandes fest, wo es auch heißt, die Arbeit sei auf zwei Bände angelegt. Bei der Vorstellung des vierten Bandes erfuhren die Anwesenden, dass nun auch ein fünfter Band in der Mache ist, in dem es u. a. um Sonnenuhren gehen soll.
Weil die Buchvorstellung in Hermannstadt, der Geburtsstadt von Wollmann stattfand, zählte er bei der Vorstellung der insgesamt vier Bände einige wichtige Momente der frühindustriellen Entwicklung in diesem Ort auf. So sei Hermannstadt nicht nur ein Vorreiter im Maschinenbau gewesen, sondern auch im Bereich des Hüttenwesens: die erste wichtige Fabrik gehörte Samuel Wagner, der Hochofen wurde im Ersten Weltkrieg zerstört. Desgleichen habe der rührige Bankdirektor und Volkswirtschaftler Dr. Carl Wolff die Anlage einer Drahtseilbahn initiiert. Erwähnt hat Wollmann auch die gelungene Umnutzung der früheren Lica-Mühle in Hermannstadts Unterstadt, wo jetzt ein Hotel in Betrieb ist. Auch im Bereich der Zuckerproduktion habe Hermannstadt die Nase vorn. Auf einem Kupferstich aus dem Jahr 1849 wird eine Zuckerfabrik daselbst dokumentiert. Die Brenndorfer Zuckerfabrik, die heuer 120. Gründungsjubiläum feierte, wurde 1894 in Betrieb genommen. Auch die ersten Bierfabriken auf dem Gebiete des heutigen Rumäniens wurden in Hermannstadt gebaut, heute ist vieles kaputt, dem Verfall preisgegeben, so z. B. der Hopfen-Speicher der Dreieichenfabrik (Trei Stejari). Kaum Spuren hinterlassen habe die Bierfabrik in Zoodt, wo ab 1892 das zu jener Zeit beliebte „Bock"-Bier produziert wurde. Nicht zuletzt fuhr 1904 in Hermannstadt der erste Oberleitungsbus und auch die Straßenbahn solle man nicht vergessen.
Damit liefert Wollmann eine Vielzahl für Argumenten für die Einrichtung eines Industriemuseums in Hermannstadt, das laut Plänen des Brukenthalmuseums auf dem Gelände der früheren Rieger-Werke (nach der Enteignung 1948 Independența) stehen könnte.
Beatrice UNGAR
Volker Wollmann bei der Buchvorstellung im Hans Bernd von Haeften-Tagungshaus der Evangelischen Akademie Siebenbürgen.
Foto: die Verfasserin