Ausgabe Nr. 2438
Die Schauwerkstatt der Wandergesellen in der Harteneckgasse wurde offiziell eröffnet
„Wenn im Stadtbild Damen und Herren in dunkler Cordkleidung mit schwarzen Hüten und blütenweißen Hemden auftauchen, wissen die Hermannstädter, dass Juli ist, denn dann wird die Schauwerkstatt wieder eröffnet.“ Judith Urban, Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, wünschte in ihrer Rede am Donnerstag, den 2. Juli, allen anwesenden Wandergesellen, die pünktlich zur Eröffnung der schon zur Tradition gewordenen Schauwerkstatt in der Harteneckgasse/Cetății erschienen waren, einen schönen und erfolgreichen Sommer.
In diesem Jahr findet sie Schauwerkstatt zum neunten Mal statt. In der Harteneckgasse waren am Tag der Eröffnung gleich zwei Ausstellungen zu sehen: die Fotoausstellung im Wehrgang zwischen Zimmermanns- und Töpferturm, sowie eine Plakatausstellung mit Informationen und Fotos über das Leben der Wandergesellen. Letztere trägt den Titel „Erbe. Tradition. Moderne. Europäischer Wissens- und Kulturtransfer durch Wandergesellen“ und ist inzwischen an dem Zaun der Evangelischen Kirche am Huetplatz ausgestellt. Die Ausstellung dient als Information und schildert das Konzept des Lebens auf der Walz. „Wir wollen damit eine Lücke schließen, denn oftmals gehen Touristen an der Gesellenherberge vorbei, sehen diese merkwürdig gekleideten Menschen und fragen sich, was es mit diesen Menschen auf sich hat“, erklärte Dr. Andreas Apelt, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft e.V. Berlin, die Hauptförderer der Schauwerkstatt. Ab diesem Jahr gesellte sich die Allianz Kulturstiftung Berlin den Förderern des Projektes. Mit dabei bei der Eröffnung war Michael M. Thoss, der Leiter der Allianz Kulturstiftung. Letztere möchte Projekte unterstützen, die sich nicht nur an jugendliche Eliten wendet und das Projekt in Hermannstadt sei gerade modellhaft und trage zum europäischen Integrationsprozess bei.
Ein weiterer wichtiger Unterstützer des Wandergesellenprojektes ist die evangelische Kirche in Hermannstadt, die von Stadtpfarrer Kilian Dörr vertreten wurde. Er verglich die Wandergesellen mit einem „Blutkreislauf für gute Ideen, die uns weiterführen“. Auf ihrer Wanderschaft würden die Gesellen Ideen zum energiebewussten Bauen der denkmalgeschützten Häuser sammeln und sie dann hierher nach Hermannstadt bringen.
Judith Urban unterstrich in ihrer Rede, dass die Wandergesellen seit Jahrhunderten vorzeigen, „was wir uns alle wünschen: ein offenes, ein freies Europa, wo jeder den anderen respektiert und vom anderen lernen kann.“
Mit dem Trinkspruch „Auch Wasser wird zum edlen Tropfen, mischt man es mit Malz und Hopfen. Zosch!“ und dem Weiterreichen des Bierstiefels wurde die Schauwerkstadt offiziell eröffnet. Aus Deutschland und der Schweiz angereiste Schneider, Bäcker, Zimmermänner, Schlosser, Schmiede, ein Klavierbauer und eine Tischlerin waren diesmal dabei. Erwartet werden jedoch noch die Compagnons aus Frankreich und weitere deutsche Wandergesellen, die nächste Woche in Hermannstadt ankommen sollen. Als Überraschung überreichten die Wandergesellen mehrere selbstgeschmiedete Rosen an die geladenen Gäste.
Programmpunkte der diesjährigen Schauwerkstatt sind ein Konzert der Wandergesellenband „Lads go buskin“, das am Samstag, den 25. Juli, um 20 Uhr, im Hof der Brukenthalschule stattfinden wird, sowie eine Lesung des Wandergesellen und Schriftstellers Julian Letsche, der aus seinen Romanen „Auf der Walz. Die abenteuerliche Reise des Hannes Fritz“ und „Mit Stock und Hut“ am Sonntag, den 26. Juli, um 17 Uhr vor der Gesellenherberge am Huetplatz lesen wird. Am 8. Und 9. August werden die Wandergesellen ihre Werkstätten auf dem Huetplatz aufbauen, wo sie live für das Publikum des Huet.Urban Festivals arbeiten werden.
Cynthia PINTER
Bild 1: Gruppenbild mit Dame: Vier Wandergesellen und eine Wandergesellin posierten in der traditionellen Kluft ihrer jeweiligen Innung selbstbewusst vor der Stadtmauer, wo sie bis Ende August ihr Können zeigen werden.
Bild 2: Je eine neu geschmiedete Rose als Erinnerungsstück schenkten die Schmiedegesellen bei der Eröffnungsveranstaltung u. a. Konsulin Judith Urban, Stadtpfarrer Kilian Dörr und Stadtarchitektin Ioana Urdea (v. l. n. r.).
Fotos: die Verfasserin